Die Organisation Foodwatch hat die Werbepraktiken von Fitness- und Gesundheitsinfluencern auf Instagram untersucht. Dabei zeigte sich, dass zahlreiche beworbene Nahrungsergänzungsmittel mit verbotenen gesundheitsbezogenen Aussagen vermarktet werden.
Analyse der werbepraktiken von fitness- und gesundheitsinfluencern auf instagram
Über einen Zeitraum von 20 Tagen analysierte Foodwatch die Instagram-Kanäle von 95 Fitness- und Gesundheitsinfluencern. Insgesamt wurden dabei 152 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel beworben. In allen Fällen, in denen gesundheitsbezogene Aussagen gemacht wurden, stuften die Experten diese als unzulässige Werbung gemäß der EU-Health-Claims-Verordnung ein. Diese Verordnung soll Verbraucherinnen und Verbraucher vor irreführenden oder falschen Versprechen schützen, die den Eindruck erwecken könnten, ein Produkt habe eine medizinische Wirkung.
Besonders auffällig war laut Foodwatch, dass viele Influencer medizinische Wirkungen versprachen, etwa eine Verbesserung der Leberwerte – eine Aussage, die nach EU-Recht nicht erlaubt ist. Häufig wurden zudem Behauptungen verbreitet, für die es keine wissenschaftlichen Belege gibt. Ein Beispiel sind Produkte auf Kollagenbasis: Für diese Mittel existiert bislang kein Nachweis einer gesundheitlichen Wirkung. Die Analyse zeigt damit deutlich das Ausmaß an irreführender Werbung im Bereich Nahrungsergänzungsmittel durch Influencer.
Markenkooperationen und auswirkungen illegaler werbeversprechen
Ein weiterer Befund der Untersuchung betrifft einzelne Markenhersteller: Einige Unternehmen kooperieren mit besonders vielen Influencern gleichzeitig und erreichen so eine breite Streuung ihrer Produkte in sozialen Medien. Foodwatch stellte fest, dass diese Marken in dutzenden Fällen durch illegale Werbeversprechen auffielen – sie nutzten das Netzwerk zahlreicher Influencer gezielt zur Verbreitung unzulässiger Gesundheitsbehauptungen.
Diese Praxis verstärkt den Einfluss solcher Werbebotschaften erheblich und erschwert es Verbrauchern zusätzlich zu erkennen, welche Angaben tatsächlich wissenschaftlich fundiert sind oder nur Marketingzwecken dienen. Die fehlende Kontrolle über diesen Online-Markt führt laut Foodwatch zu einem „Wilden Westen“ der Gesundheitswerbung ohne klare Regeln oder Rücksicht auf mögliche Risiken für Konsumenten.
Chris Methmann, Geschäftsführer von Foodwatch, kommentierte dazu: „Was sich in sozialen Medien abspielt, ist der Wilde Westen der Gesundheitswerbung. Ohne Kontrolle, ohne Regeln, ohne Rücksicht auf Risiken.“ Er fordert eine wirksame Überwachung des wachsenden Online-Marktes für Nahrungsergänzungsmittel zum Schutz aller Verbraucherinnen und Verbraucher.
Diese Erkenntnisse verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf bei Regulierung und Aufklärung im Bereich digitaler Produktwerbung durch Influencer im deutschsprachigen Raum sowie europaweit.