Die aktuellen Hitzewellen in Deutschland führen zu erheblichen Belastungen für den menschlichen Körper, die Psyche und die Volkswirtschaft. Temperaturen von bis zu 40 Grad stellen besonders für ältere Menschen und chronisch Kranke eine ernsthafte Gefahr dar.
Körperliche auswirkungen der hitze auf den menschen
Hitze bedeutet für den menschlichen Körper eine enorme Belastung. Der Organismus versucht, seine Temperatur konstant bei etwa 37 Grad zu halten, da nur dann Zellen, Proteine und das Immunsystem optimal funktionieren. Bei extremen Temperaturschwankungen sind diese Prozesse gestört. Überschreitet die Körpertemperatur 42 Grad oder fällt unter 32 Grad, kann dies tödlich enden.
Gefährlich wird es vor allem dann, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er abgeben kann. Diese Grenze ist individuell verschieden und hängt vom Alter, Gesundheitszustand sowie von der körperlichen Aktivität ab. Ab Temperaturen über 30 Grad haben viele Mitteleuropäer deutlich mehr Stress mit der körpereigenen Kühlung durch Schwitzen.
Das Herz-Kreislauf-System ist bei Hitze besonders belastet. Ältere Menschen verfügen über weniger Schweißdrüsen und regulieren ihre Temperatur langsamer. Zudem verspüren sie seltener Durst – was das Risiko einer Austrocknung erhöht. Bereits ein Flüssigkeitsverlust von ein bis zwei Prozent führt laut Malteser-Hilfsdienst zu Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen.
Auch Babys und Kleinkinder sind gefährdet: Ihre Schweißproduktion ist geringer als bei Erwachsenen; sie benötigen daher besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich ausreichender Flüssigkeitszufuhr.
Gesundheitliche risiken durch hitzebedingte notfälle
Wenn die Fähigkeit des Körpers zum Schwitzen erschöpft ist, kommt es zum Wärmestau: Die Körpertemperatur steigt innerhalb kurzer Zeit auf über 40 Grad an – oft innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten. Dies führt zur Hirnschwellung mit Symptomen wie starken Kopfschmerzen oder Bewusstseinsveränderungen; solche Fälle erfordern sofortige medizinische Hilfe.
Ein Hitzekollaps entsteht durch einen Blutdruckabfall mit verminderter Gehirndurchblutung; Symptome reichen von Übelkeit über Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit – ebenfalls ein Notfallzustand.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie weist darauf hin, dass Hitze auch neurologische Erkrankungen begünstigt: Eine Studie im „European Heart Journal“ zeigt einen signifikanten Anstieg des Schlaganfallrisikos aufgrund zunehmender nächtlicher Hitzeperioden in Deutschland.
Laut Umweltbundesamt starben in den Jahren 2023 und Anfang 2024 jeweils etwa 3 000 Menschen hitzebedingt – überwiegend ältere Personen mit Vorerkrankungen wie Demenz oder Herz-Kreislauf-Leiden.
Psychische folgen extremer temperaturen
Tropische Nächte ohne Abkühlung führen häufig zu Schlafstörungen mit psychischen Auswirkungen wie erhöhter Aggressivität oder Konzentrationsproblemen. Eine japanisch-südkoreanische Studie im Yale Journal of Biology and Medicine belegt einen Anstieg tödlicher Übergriffe um durchschnittlich 1,4 Prozent pro Grad Celsius Temperaturanstieg.
Die Zahl aggressiver Zwischenfälle nimmt ebenso zu wie Notaufnahmen in psychiatrischen Kliniken; zudem verzeichnet die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie steigende Suizidraten während Hitzewellen.
Sebastian Karl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim erklärt:
„Viele Leute haben schon am eigenen Leib erlebt […] dass sie sich schlechter fühlen […] wenn es richtig heiß ist: Hitze schlägt auf die Psyche.“ Er verweist darauf, dass pro zusätzlichem Grad Celsius das Risiko psychischer Erkrankungen um fast ein Prozent steigt.
Eine weitere Folge hoher Temperaturen zeigt sich im kognitiven Bereich: Forscher aus Deutschland und Dänemark analysierten sieben Millionen politische Reden aus acht Ländern im Fachblatt „iScience“. Sie fanden heraus, dass Politiker an heißen Tagen einfachere Sprache verwenden – was zwar verständlicher sein kann –, jedoch auch geringere geistige Aktivität signalisiert.
Wirtschaftliche konsequenzen durch hitzewellen
Hitzewellen beeinträchtigen nicht nur Individuen sondern ganze Volkswirtschaften erheblich. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit schätzt in einem Sonderbericht einen Rückgang der jährlichen Arbeitsproduktivität um rund 0,3 Prozent bei zehn zusätzlichen Tagen über 35 Grad Celsius pro Jahr ein – vergleichbar mit Produktivitätsverlusten infolge eines fünfprozentigen Anstiegs der Energiepreise.
Studien des Umweltbundesamts zeigen zudem eine Zunahme von Arbeitsunfällen sowie Konzentrationsmängeln während extremer Hitzeperioden; dadurch sinkt die Produktivität zeitweise um bis zu zwölf Prozent in betroffenen Branchen Mitteleuropas deutlich sichtbar abnimmt.
In Arbeitsräumen sollten gemäß Arbeitsstättenverordnung Maßnahmen bereits ab Raumlufttemperaturen über 26 Grad erfolgen; ab einer Temperatur von 30 Grad sind diese sogar verpflichtend umzusetzen. Arbeitgeber müssen somit aktiv werden, um Gesundheitsschutz sicherzustellen.
Diese Entwicklungen verdeutlichen, welche Herausforderungen steigende Temperaturen sowohl individuell als auch gesellschaftlich bedeuten.