Die steigenden Temperaturen führen zu mehr Krankheitstagen durch Hitze am Arbeitsplatz. Politiker der Linken und Grünen verlangen deshalb verbindliche Schutzmaßnahmen für Beschäftigte, darunter ein gesetzlich verankertes Recht auf Hitzefrei.
Zunehmende krankheitstage durch hitze am arbeitsplatz
Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Hitzeeinwirkungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Laut einer Antwort des Sozialministeriums auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Cem Ince lag die Anzahl der Fehltage im Jahr 2023 bei rund 92 700. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 11 300 Tagen beziehungsweise zwölf Prozent gegenüber dem bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2018. Erfasst wurden dabei Diagnosen wie Hitzschlag, Sonnenstich oder Hitzeerschöpfung.
Die Statistik zeigt deutliche Schwankungen in Abhängigkeit von den jeweiligen Wetterlagen: So betrug die Zahl der Hitzefehlzeiten im Jahr 2021 knapp 32 400 Tage, während sie im Folgejahr bereits bei etwa 71 200 lag. Insgesamt ist jedoch seit dem Jahr 2015 ein klarer Aufwärtstrend erkennbar, was die zunehmende Belastung durch hohe Temperaturen verdeutlicht.
Diese Entwicklung hat direkte Auswirkungen auf Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen. Die steigenden Ausfallzeiten belasten nicht nur die Produktivität, sondern erhöhen auch das Risiko gesundheitlicher Schäden für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in besonders betroffenen Branchen.
Politische forderungen nach reformen und schutzrechten
Der Linken-Politiker Cem Ince bezeichnete die Zahlen als „erschreckend“ und fordert dringendes Handeln seitens der Bundesregierung: „Hitzeschäden am Arbeitsplatz können verhindert werden. Arbeitgeber müssen ihre Beschäftigten schützen.“ Er spricht sich für eine Reform der Arbeitsstättenverordnung aus, um verbindliche Vorgaben zum Hitzeschutz zu etablieren.
Darüber hinaus schlägt Ince vor, ein Recht auf verkürzte Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich einzuführen – insbesondere an Tagen mit extremer Hitze –, um gesundheitlichen Risiken vorzubeugen. Diese Forderungen zielen darauf ab, präventive Maßnahmen gesetzlich zu verankern statt lediglich Empfehlungen auszusprechen.
Das Bundesministerium für Arbeit teilte mit, dass eine Überarbeitung entsprechender Regelwerke Teil des aktuellen Arbeitsprogramms sei; konkrete Zeitpläne zur Umsetzung wurden jedoch nicht genannt.
Geschlechtsspezifische verteilung der betroffenen
Interessant ist zudem die geschlechtsspezifische Verteilung der Betroffenen: Männer sind deutlich häufiger von hitzebedingten Fehltagen betroffen als Frauen – im Jahr 2023 entfielen rund 63 145 Fehltage auf Männer gegenüber etwa 29 577 bei Frauen. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass Männer häufiger körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien verrichten – beispielsweise im Straßen- oder Wohnungsbau –, wo sie stärkerer Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind.
Grüne fraktion fordert verpflichtenden hitzeschutz und recht auf hitzefrei
Auch die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen bringt das Thema verstärkt in den Fokus politischer Debatten. Eine Beschlussvorlage ihres Fraktionsvorstands sieht vor, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ab einer Temperatur von 26 Grad Celsius dazu zu verpflichten, wirksame Maßnahmen zum Gesundheitsschutz ihrer Beschäftigten umzusetzen.
Zu diesen Maßnahmen zählen angepasste Arbeitszeiten sowie längere bezahlte Pausen zur Regeneration während heißer Phasen des Tages ebenso wie Sonnenschutzvorrichtungen oder Ventilatoren am Arbeitsplatz sowie kostenlose Getränkeversorgung zur Vermeidung von Dehydrierung.
Sollten Unternehmen dieser Verpflichtung nicht angemessen nachkommen, soll laut Vorlage ein individuelles Recht auf Hitzefrei eingeführt werden: „Das gebietet der Gesundheitsschutz; dieses individuelle Recht wollen wir gesetzlich verankern“, heißt es darin wörtlich laut Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland .
Diese Forderungen spiegeln einen wachsenden gesellschaftlichen Konsens wider: Angesichts klimatischer Veränderungen wird es immer wichtiger sein sicherzustellen, dass Arbeitnehmende vor gesundheitsgefährdender Hitze geschützt werden – sowohl durch technische als auch organisatorische Maßnahmen sowie gegebenenfalls durch flexible Regelungen bezüglich ihrer Anwesenheitspflicht an besonders heißen Tagen.