Im Gazastreifen kam es erneut zu tödlichen Schüssen auf Palästinenser, die an einem Verteilzentrum für Hilfsgüter warteten. Krankenhäuser meldeten mindestens 29 Tote und zahlreiche Verletzte, während das israelische Militär eine andere Darstellung der Ereignisse präsentiert.
Angriffe auf Verteilzentren im Gazastreifen und ihre folgen
Am 24. Juni 2025 berichteten palästinensische Krankenhäuser sowie Augenzeugen von einem erneuten Beschuss durch israelische Soldaten im Gazastreifen. Betroffen war ein Verteilzentrum für Hilfsgüter, an dem sich viele Menschen versammelt hatten, um Lebensmittel und medizinische Versorgung zu erhalten. Das Al-Awda-Krankenhaus in Nuseirat meldete mindestens 146 Verletzte, darunter 62 Personen in kritischem Zustand, die zur weiteren Behandlung in andere Einrichtungen des Zentrums verlegt wurden. Das Al-Aksa-Krankenhaus in Deir al-Balah bestätigte den Eingang von sechs Leichen.
Zeugen berichteten der Nachrichtenagentur AP übereinstimmend, dass das Feuer eröffnet wurde, als sich die Wartenden ostwärts bewegten – also in Richtung der herannahenden Lastwagen mit Hilfsgütern. Die genaue Ursache des Beschusses ist unklar; jedoch deuten Berichte darauf hin, dass israelisches Militär involviert war.
Reaktion des israelischen Militärs
Das israelische Militär widersprach diesen Darstellungen: Ein Sprecher erklärte gegenüber AP, man prüfe Berichte über Opfer infolge eigenen Beschusses erst nach einer Annäherung einer Gruppe palästinensischer Personen nahe dem Netzarim-Korridor im Zentrum des Küstengebiets an israelische Streitkräfte. Diese unterschiedlichen Darstellungen erschweren eine unabhängige Bewertung der Lage vor Ort erheblich.
Un-angaben zu opfern bei lebensmittelverteilung und mögliche kriegsverbrechen
Die Vereinten Nationen veröffentlichten Zahlen zum tödlichen Verlauf rund um humanitäre Verteilstellen seit Ende Mai 2025: Laut UN-Menschenrechtsbüro sind mehr als 410 Palästinenser bei Angriffen durch israelisches Militär ums Leben gekommen – insbesondere beim Versuch Zugang zur US-amerikanischen Organisation Gaza Humanitarian Foundation zu erhalten oder deren Verteilstellen anzunähern.
Thameen Al-Kheetan vom Genfer UN-Menschenrechtsbüro erklärte: „Seit Beginn der Arbeit der Gaza Humanitarian Foundation am 27. Mai hat das israelische Militär Palästinenser bombardiert und beschossen.“ Neben den Todesopfern gebe es etwa 3 000 Verletzte sowie weitere Opfer bei Versuchen nahe UN-Konvois vorzudringen.
Mögliche Verstöße gegen internationales recht
Das Büro sieht darin Verstöße gegen internationales Recht: Die Blockade von UN-Hilfskonvois stelle eine Verweigerung lebenswichtiger Hilfe dar – ein mögliches Kriegsverbrechen nach völkerrechtlicher Definition. Ob dies juristisch bestätigt wird, bleibt Gerichten vorbehalten.
Al-Kheetan kritisierte zudem den „militarisierten Mechanismus“ Israels bei humanitärer Hilfe als gefährlich für die Zivilbevölkerung und ursächlich für die katastrophale Lage im Gazastreifen.
Blockadepolitik israels verschärft hungerkrise im gazastreifen
Seit März gilt eine Blockade Israels gegen Hilfslieferungen in den Gazastreifen mit dem Ziel Druck auf die Hamas auszuüben angesichts stockender Waffenruhe-Verhandlungen. Erst Ende Mai wurde diese teilweise gelockert; zeitgleich begann die Gaza Humanitarian Foundation ihre Tätigkeit mit vier Verteilzentren südlich sowie zentral gelegen innerhalb des Gebiets.
Diese Organisation wird jedoch von großen internationalen Akteuren wie den Vereinten Nationen abgelehnt wegen ihrer Nähe zur israelischen Armee-Strategie bei der Hilfeverteilung. Kritiker werfen ihr vor, nicht unabhängig agieren zu können sondern sich strikt an Vorgaben Israels auszurichten – was Zweifel an Neutralität weckt.
Die humanitäre Situation verschlechtert sich dadurch weiter dramatisch: Die Bevölkerung leidet unter drohender Hungersnot aufgrund eingeschränkter Versorgungslage kombiniert mit andauernden Kampfhandlungen rund um wichtige Infrastrukturpunkte wie Verteilstationen für Lebensmittel- und Medizinlieferungen.