Die Stadt Potsdam erhält eine Millionenspende vom Software-Milliardär Hasso Plattner, die den Umbau des ehemaligen Landtagsgebäudes zum neuen Universitätsstandort ermöglicht. Das Projekt soll nicht nur die Hochschullandschaft in Brandenburg stärken, sondern auch ein Signal an Wissenschaftler aus den USA senden.
Der brauhausberg als neuer universitärer zentrumspunkt in potsdam
Das markante rote Backsteingebäude auf dem Brauhausberg ist vom Potsdamer Hauptbahnhof aus gut sichtbar. Es handelt sich um das ehemalige Landtagsgebäude, das seit Jahren leersteht und zunehmend verfällt. Ein Brand vor zwei Jahren zerstörte Teile des Dachs vollständig, sodass heute Gipsplatten von der Decke fallen und die Natur sich das Gelände zurückerobert hat. Trotz dieses Zustands plant die Universität Potsdam hier einen modernen Campus für Tausende Studierende.
Der Umbau umfasst eine umfassende Sanierung des historischen Gebäudes sowie den Neubau zusätzlicher Einrichtungen. Ziel ist es, im Herzen von Potsdam einen zeitgemäßen Universitätsstandort zu schaffen, der sowohl funktional als auch architektonisch überzeugt. Die Universität will damit ihre Präsenz in der Stadt deutlich erweitern und neue Impulse für Forschung und Lehre setzen.
Bewegte geschichte des gebäudes
Das Gebäude selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Erbaut 1899 diente es zunächst als Kriegsschule, später unter anderem als Reichs- und Heeresarchiv sowie während der DDR-Zeit als Bezirksleitung der SED mit dem Spitznamen „Kreml“. Zwischen 1990 und 2013 tagte dort der Brandenburger Landtag, bevor er ins neu errichtete Stadtschloss umzog.
Die geplante Umgestaltung sieht vor, dass künftig insbesondere die Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ihren Standort auf dem Brauhausberg haben werden. Damit wird ein zentraler Campus entstehen, an dem verschiedene Fachbereiche eng zusammenarbeiten können – ein wichtiger Schritt zur Stärkung des universitären Profils in Brandenburg.
Hasso plattners verbindung zu potsdam und sein engagement für historische bauwerke
Hasso Plattner, Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP und Gründer des Hasso-Plattner-Instituts , verbindet seit Jahrzehnten eine besondere Beziehung zu Potsdam. Geboren in Berlin verbrachte er seine Kindheit mit Segeltouren bis nach Potsdam – Erinnerungen, die ihn bis heute prägen: „Ich hab immer eine heimliche Liebe für Potsdam gehabt“, sagt Plattner über seine Motivation.
Sein Engagement beschränkt sich nicht nur auf den Brauhausberg: Bereits mehrere bedeutende Bauprojekte hat er finanziell unterstützt oder initiiert. So stellte er Mittel bereit für den Wiederaufbau des barocken Stadtschlosses nach dessen Zerstörung sowie für das Palais Barberini nebenan – heute eines der meistbesuchten privaten Museen Deutschlands mit einer Sammlung impressionistischer Kunst aus seiner Privatsammlung.
Auch das ehemalige Terrassen-Restaurant „Minsk“ am Brauhausberg wurde durch Plattners Initiative gerettet; statt Abriss entstand dort ein Museum für DDR-Kunst im denkmalgeschützten Gebäude aus den 1960er-Jahren.
Plattners Stiftung investiert gezielt in Projekte mit historischem Bezug oder kultureller Bedeutung – stets verbunden mit einem klaren gesellschaftlichen Nutzen wie Bildung oder Kunstförderung. Seine finanzielle Unterstützung gilt dabei oft Gebäuden kurz vor dem Verfall oder Abriss; so bewahrt er wichtige Zeugnisse regionaler Geschichte langfristig erhalten.
Umfangreiche sanierung geplant – dreistellige millionensumme fließt
Für den Umbau des ehemaligen Landtagsgebäudes am Brauhausberg stellt Hasso Plattner seiner Stiftung zufolge eine dreistellige Millionensumme bereit. Die Sanierung umfasst sowohl bauliche Maßnahmen zur Instandsetzung als auch Erweiterungen durch Neubauten zur Schaffung moderner Lehr- und Forschungsräume.
Plattner betont dabei ausdrücklich die Rolle seiner Stiftung: „Eine Stiftung muss investieren“. Sie sei steuerfrei eingerichtet worden, um größere Summen zielgerichtet ins Gemeinwohl zu lenken – insbesondere im Bereich höherer Ausbildung: „Der Stiftungszweck von meiner Stiftung ist Ausbildung.“
Die Universität plant zudem durch diesen Umzug Kapazitäten freizusetzen: Das Hasso-Plattner-Institut kann dadurch erheblich wachsen – sowohl bei Studierendenzahlen als auch bei Professuren sollen deutliche Steigerungen erreicht werden .
Damit soll besonders im Bereich Künstliche Intelligenz aufgeholt werden; Ziel ist es laut Plattner, das Institut national wie international an führender Stelle zu positionieren – vergleichbar mit renommierten Informatikzentren wie Karlsruhe oder München.
Signalwirkung nach amerika – wissenschaftler sollen willkommen sein
Neben lokalen Effekten sendet das Projekt bewusst Signale über Deutschland hinaus – insbesondere an Forscherinnen und Forscher aus den USA. Aufgrund politischer Entwicklungen dort fühlen sich viele Wissenschaftler unter Druck gesetzt; staatliche Fördermittel wurden gekürzt beziehungsweise Studiengenehmigungen erschwert oder entzogen.
Das HPI bietet deshalb gezielt Anlaufstellen für US-amerikanische Wissenschaftlerinnen sowie Studenten an; man wolle ihnen Perspektiven innerhalb Europas eröffnen: „Wir bekommen entsprechende Anfragen“, berichtet Uni-Präsident Oliver Günther, „ich bin jede Woche mit Leuten am Telefon.“
Plattner selbst lebt teils auch in den USA; er beschreibt politische Entwicklungen dort kritisch aber sieht darin zugleich Chancen für Deutschland: „Wir haben eine historische Chance… mindestens in die Liga englischer Hochschulen aufzusteigen.“ Dies könne helfen europäische digitale Souveränität auszubauen sowie IT-Sicherheit langfristig gewährleisten zu können.
Diese internationale Ausrichtung ergänzt somit idealerweise lokale Investitionen zugunsten einer nachhaltigen Bildungslandschaft vor Ort — verbunden mit einem offenen Angebot gegenüber globalem wissenschaftlichem Austausch ohne Einschränkungen politischer Art.
Kontroverse reaktionen zwischen begeisterung und kritik
Das Vorhaben wird landesweit unterschiedlich bewertet: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke bezeichnete es als „Leuchtturmprojekt“ für Bildung ebenso wie Vertreter mehrerer Parteien . Letztere äußerten jedoch Bedenken hinsichtlich zunehmender Abhängigkeit privater Großspender bei solchen Projekten außerhalb staatlicher Finanzierungsmöglichkeiten.
Vonseiten der Linken kommt scharfe Kritik bezüglich dieser Entwicklung hinzu: Bundestagsabgeordnete Isabelle Vandre warnt vor einer dauerhaften Abhängigkeit einzelner Milliardäre vom Schicksal öffentlicher Institutionen wie Universitäten — sie spricht gar von einem politischen Skandal angesichts rückläufiger Landesfinanzierungen beim Campus-Neubau am Brauhausberg.
Aktuell befindet sich das Projekt noch ganz am Anfang seines Weges Richtung Realisierung; optimistische Prognosen sehen Fertigstellung bereits innerhalb von vier Jahren voraus — realistischere Einschätzungen gehen eher von zehn Jahren bis zur vollständigen Belebung dieses traditionsreichen Standorts aus.