Das Treffen im Weißen Haus bringt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zusammen, um Möglichkeiten für ein Friedensabkommen zu erörtern. Dabei stehen auch die Rolle Europas und konkrete Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Fokus.
Gespräche zwischen Selenskyj, Trump und europäischen Spitzenpolitikern in Washington
Am 17. August 2025 traf sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump im Weißen Haus, um über ein mögliches Friedensabkommen zu verhandeln. Das Treffen wurde kurzfristig angekündigt und fand vor dem Hintergrund intensiver diplomatischer Bemühungen statt. Begleitet wurde Selenskyj von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die ihn bereits am frühen Sonntagnachmittag begrüßte. Gemeinsam nahmen sie an einer Videoschalte der sogenannten Koalition der Willigen teil.
Neben den beiden standen weitere hochrangige europäische Politiker auf der Gästeliste in Washington: Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emanuel Macron, Finnlands Staatschef Alexander Stubb, Großbritanniens Premierminister Keir Starmer, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sowie NATO-Generalsekretär Mark Rutte waren ebenfalls anwesend. Ziel des Treffens war es, eine gemeinsame Linie zur Unterstützung der Ukraine zu finden sowie die Bedingungen eines möglichen Friedensvertrags abzustimmen.
Dieses Gipfeltreffen stellte einen Kontrapunkt zum vorherigen Treffen in Alaska dar, bei dem Donald Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin empfing – eine Begegnung, die in Brüssel auf Kritik stieß. Die Versammlung in Washington sollte hingegen Solidarität mit Kiew demonstrieren und klären, wie Europa konkret zur Stabilisierung beitragen kann.
Sicherheitsgarantien als zentrales thema des Treffens
Im Mittelpunkt der Gespräche standen vor allem Fragen nach konkreten Sicherheitsgarantien für die Ukraine als EU-Beitrittskandidatin. EU-Kommissionschefin von der Leyen betonte dabei:
„Das Wichtige ist, dass das Töten gestoppt wird.“ Sie zeigte sich offen gegenüber Vorschlägen Trumps zur Ausgestaltung eines Friedensabkommens – unabhängig davon, ob dies als Waffenruhe oder Vertrag bezeichnet werde.
Von besonderer Bedeutung sind laut von der Leyen Garantien ähnlich denen aus Artikel 5 des NATO-Vertrags:
„Wir begrüßen die Bereitschaft von Präsident Trump, zu Sicherheitsgarantien beizutragen.“ Artikel 5 verpflichtet alle Mitgliedsstaaten dazu, einem angegriffenen Land beizustehen – eine Verpflichtung also kollektiver Verteidigung.
Präsident Selenskyj äußerte sich zurückhaltend hinsichtlich Details dieser Garantien:
„Bisher fehlen Informationen darüber, welche Rollen USA und Europa übernehmen werden.“ Er machte deutlich, dass das Wort „Sicherheitsgarantie“ bislang nicht konkret ausgefüllt sei – was entscheidend sei für das Vertrauen seines Landes in zukünftige Vereinbarungen.
Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament Manfred Weber forderte zudem dauerhafte wirtschaftliche Unterstützung neben militärischer Hilfe:
„Die Ukraine braucht finanzielle Stabilitätsgarantien.“ Diese Kombination aus Sicherheitspolitik und Wirtschaftshilfe soll langfristig Russlands Aggression entgegenwirken können.
Herausforderungen bei Umsetzung glaubhafter Abschreckung durch Europa
Militärwissenschaftler wie Guillaume Garnier warnen davor, dass bloße Absichtserklärungen ohne ausreichende militärische Kapazitäten wenig Wirkung entfalten würden. Für eine glaubhafte Abschreckung seien mindestens 50 000 bis 60 000 Soldaten erforderlich; zudem müsse regelmäßig rotiert werden. Garnier bezweifelt jedoch angesichts unterschiedlicher öffentlicher Meinungen innerhalb Europas deren Mobilisierungsfähigkeit:
„Spanien hat keine Albträume wegen Russland“, so seine Einschätzung zum Unterschied etwa gegenüber den baltischen Staaten mit direkter Bedrohungswahrnehmung durch Moskau.
Historische Beispiele untermauern diese Skepsis bezüglich Glaubwürdigkeit untermauerter Garantien: Frankreich hatte beispielsweise 1938 einen bilateralen Vertrag mit Tschechoslowakei geschlossen – doch beim deutschen Angriff blieb Paris untätig; dies untergrub seine Glaubwürdigkeit erheblich und trug zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bei.
Diese Lehren verdeutlichen den hohen Anspruch an Verbindlichkeit heutiger Abmachungen zugunsten Kiews sowie Europas gesamter Sicherheitspolitik.
Europäische Interessenwahrung als motivation hinter Engagement
Frankreichs Staatschef Emanuel Macron betonte ausdrücklich den europäischen Charakter des Engagements bei diesem Gipfelbesuch:
*„Wir gehen nicht allein um Präsident Selenskyji zu begleiten“, sondern „um europäische Interessen zu verteidigen“. *
Diese Aussage reflektiert auch Einschätzungen von Experten wie Nico Lange von der Münchner Sicherheitskonferenz:
„Man kann das nicht Donald Trump überlassen oder darauf setzen“, dass er europäische oder ukrainische Interessen vertritt. Er fordert stattdessen mehr Eigeninitiative Europas bei sicherheitspolitischen Fragen rund um Russland-Krise sowie Unterstützung für Kiew – seit Beginn des Konflikts gewesen wäre, jetzt aber besonders dringend notwendig ist sie geworden.*
Die Debatte zeigt damit deutlich aufkommenden Druck auf Europa, selbst Verantwortung wahrzunehmen statt ausschließlich auf externe Akteure zu bauen – gerade angesichts komplexer geopolitischer Herausforderungen rund um Osteuropa.