Nach dem Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska bemühen sich führende europäische Politiker, die Ukraine durch eine gemeinsame Präsenz bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij im Weißen Haus zu unterstützen. Die Initiative soll den Einfluss Putins auf Trump ausgleichen und die Solidarität mit der Ukraine demonstrieren.
Gemeinsamer auftritt europäischer politiker zur unterstützung der ukraine
Am Montag werden mehrere bedeutende europäische Staats- und Regierungschefs sowie hochrangige Vertreter der EU den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij bei dessen Besuch im Weißen Haus begleiten. Zu den Teilnehmern zählen unter anderem Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer, der finnische Präsident Alexander Stubb, Nato-Generalsekretär Mark Rutte sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Diese gemeinsame Aktion gilt als bewusste Gegengeste zum vorherigen Treffen zwischen Trump und Putin in Anchorage, Alaska.
Die Europäer wollen damit ein Zeichen setzen, dass sie geschlossen hinter der Ukraine stehen und verhindern, dass Präsident Trump allein mit Putin über die Zukunft des Konflikts verhandelt. Hintergrund ist die Sorge, dass ohne diese Unterstützung Zugeständnisse gemacht werden könnten, welche die Sicherheit Europas und insbesondere die territoriale Integrität der Ukraine gefährden würden. Die Bundesregierung betonte am Sonntag ausdrücklich, dass es bei dem Gespräch um Sicherheitsgarantien für die Ukraine, territoriale Fragen sowie um fortdauernde Unterstützung gegen russische Aggression gehe. Zudem soll das Gespräch dazu dienen, den Sanktionsdruck gegen Russland aufrechtzuerhalten.
Diese diplomatische Initiative zeigt das Bestreben Europas, aktiv Einfluss auf den Verlauf des Konflikts zu nehmen und eine einseitige Annäherung zwischen Washington und Moskau zu verhindern. Der Besuch unterstreicht zugleich das Interesse an einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik gegenüber Russland in einer Phase großer Unsicherheit.
Themenschwerpunkte sicherheitsgarantien grenzen kriegshilfen
Die Gespräche am Montag konzentrieren sich vor allem auf drei zentrale Themenkomplexe: Sicherheitsgarantien für die Ukraine, territoriale Fragen bezüglich umkämpfter Gebiete sowie fortgesetzte militärische Hilfen zur Abwehr russischer Angriffe. Die Europäer sind skeptisch gegenüber Trumps Haltung; sie befürchten Zugeständnisse an Russland ohne ausreichenden Schutz für ukrainisches Territorium oder langfristige Sicherheiten.
Beim Gipfel in Alaska hatte sich gezeigt, dass Russlands Forderungen unverändert bleiben: Präsident Putin besteht darauf, dass Teile des Donbass – konkret Donezk und Luhansk – dauerhaft an Russland fallen sollen. Diese Gebiete sind zwar teilweise von russischen Truppen kontrolliert; jedoch hält Moskau nicht alle Bezirke vollständig besetzt. Für Kiew wie auch für Europa ist diese Forderung nicht akzeptabel.
Putins anbietungen und europäische reaktionen
Im Gegenzug bot Putin laut Diplomaten an, Frontlinien im Süden – etwa in Cherson oder Saporischschja – einzufrieren beziehungsweise dort keine weiteren Kampfhandlungen vorzunehmen. Außerdem signalisierte er Bereitschaft zu Nichtangriffsgarantien gegenüber Kiew sowie zur Akzeptanz einer internationalen Sicherheitstruppe mit westlicher Beteiligung innerhalb ukrainischer Grenzen.
Aus Sicht vieler europäischer Staaten könnte dies einen Ansatzpunkt darstellen: Seit Monaten diskutieren Länder wie Frankreich oder Großbritannien über eine „Koalition der Willigen“, welche eine Schutztruppe entsenden möchte. Am Sonntag trafen sich deren Staats- und Regierungschefs per Videokonferenz zum Austausch über mögliche nächste Schritte nach dem Gipfel von Anchorage.
Unklare rolle der usa bei sicherheitsgarantien
Bisher war unklar geblieben, ob insbesondere die USA bereit wären mitzuwirken oder gar militärisch Rückendeckung zu leisten, falls es erneut zu Angriffen kommt. Nach aktuellen Informationen scheint US-Präsident Trump seine Haltung zumindest teilweise geändert zu haben: Er signalisiere nun Bereitschaft zur Beteiligung an Sicherheitsgarantien für Kiew – was einen wichtigen Fortschritt darstellen würde.
Wie genau solche Garantien aussehen könnten, bleibt offen; entscheidend sind Größe einer möglichen Schutztruppe ebenso wie deren Ausrüstung oder Mandat innerhalb eines Friedensabkommens samt Zustimmung Russlands dazu.
Unterschiede bei friedensverhandlungen waffenruhe als streitpunkt
Ein wesentlicher Streitpunkt zwischen Europa einerseits sowie Russland und Teilen Washingtons andererseits betrifft den Ablauf künftiger Friedensgespräche: Während viele europäische Staaten darauf bestehen, müssen vor Verhandlungsbeginn unbedingt verbindliche Waffenruhen gelten, hat US-Präsident Trump diesen Punkt aufgegeben zugunsten direkter Gespräche über ein umfassendes Friedensabkommen.
Vor dem Gipfel drohte er noch mit neuen Sanktionen gegen Moskau, falls keine sofortige Waffenruhe zustande käme. Nach dem Treffen erklärte er gemeinsam mit Putin, dies sei nicht notwendig; man könne gleich direkt Verhandlungen aufnehmen.
Diese Änderung wird von europäischen Politikern kritisch gesehen. Sie warnen davor, dass so Putins Strategie begünstigt werde, Friedensgespräche als Vorwand für weitere militärische Offensiven einzusetzen. Eine bedingungslose Waffenruhe gilt ihnen als notwendiges Fundament, bevor komplexe Verhandlungen beginnen können.
Derzeit bleibt offen, ob dieser unterschiedliche Ansatz Kompromisse ermöglicht oder weitere Spannungen erzeugt. Das Thema wird wohl auch beim geplanten Dreiergipfel zwischen Trump, Putin und Selenskij zentral sein.
Insgesamt zeigt sich: Trotz divergierender Positionen bemüht sich Europa intensiv darum, Einfluss auf künftige Entscheidungen zum Krieg in der Ukraine auszuüben. Dabei steht neben diplomatischer Geschlossenheit auch praktische Unterstützung weiterhin ganz oben auf der Agenda aller beteiligten Akteure.