Das Nationale Ernährungsmonitoring liefert aktuelle Daten zur Verbreitung vegetarischer und veganer Ernährungsweisen in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, wie viele Menschen auf tierische Produkte verzichten und wie sich ihr Konsumverhalten im Alltag gestaltet.
Vegetarische und vegane ernährung in deutschland: zahlen und definitionen
Im Rahmen des Nationalen Ernährungsmonitorings wurden im Zeitraum von September bis November 2023 insgesamt 3 155 deutschsprachige Personen zwischen 18 und 80 Jahren repräsentativ online befragt. Dabei gaben knapp vier Prozent der Befragten an, sich vegetarisch zu ernähren. Diese Form der Ernährung schließt den Verzehr von Fleisch sowie Fisch aus, erlaubt jedoch andere tierische Produkte wie Milch oder Eier.
Etwa ein Prozent der Befragten bezeichnete ihre Ernährung als vegan. Veganer verzichten nicht nur auf Fleisch und Fisch, sondern auch auf alle weiteren tierischen Lebensmittel einschließlich Milchprodukte, Eier oder Honig. Das Max Rubner-Institut in Karlsruhe, das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, veröffentlichte diese Daten als Teil seiner aktuellen Untersuchung zum Essverhalten in Deutschland.
Die Mehrheit der Befragten gab an, Mischkost zu konsumieren – also eine ausgewogene Kombination aus pflanzlichen Lebensmitteln sowie Fleisch- oder Fischprodukten. Rund ein Viertel bezeichnete sich als Flexitarier; diese Gruppe isst nach Definition des MRI maximal zweimal pro Woche Fleisch.
Diskrepanzen zwischen selbst- einschätzung und tatsächlichem konsumverhalten
Obwohl die Selbsteinschätzung der Teilnehmer Aufschluss über ihre bevorzugte Ernährungsweise gibt, ergab die Auswertung des tatsächlichen Lebensmittelkonsums eine deutliche Abweichung: Etwa 75 Prozent aller Befragten verzehren häufiger als zweimal pro Woche Fleisch – trotz anderslautender Angaben bei den Selbstdeklarationen.
Diese Diskrepanz weist darauf hin, dass viele Menschen ihren Fleischkonsum unterschätzen oder bewusst anders darstellen. Das MRI betont diesen Unterschied zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektivem Verhalten als wichtigen Aspekt für zukünftige Studien zur Ernährungstrends.
Darüber hinaus zeigt die Untersuchung Unterschiede hinsichtlich der Dauer einer bestimmten Ernährungsform: Rund 80 Prozent aller Mischköstler geben an, diese Kostform seit mindestens zehn Jahren beizubehalten. Im Gegensatz dazu leben lediglich etwa 20 Prozent aller Veganerinnen und Veganer schon so lange ohne tierische Produkte beziehungsweise ohne Fleisch- beziehungsweise Fischkonsum.
Diese Erkenntnisse verdeutlichen sowohl die Stabilität traditioneller Essgewohnheiten bei Mischköstlern als auch die vergleichsweise junge Entwicklung veganer Lebensweisen innerhalb Deutschlands.
Bedeutung der ergebnisse für verbraucher-informationen und politik
Die Daten des Nationalen Ernährungsmonitorings liefern wichtige Grundlagen für Verbraucherinformationen sowie politische Maßnahmen im Bereich Gesundheitsschutz und nachhaltiger Ernährungspolitik. Die relativ geringe Anzahl dauerhaft vegetarisch oder vegan lebender Personen zeigt Herausforderungen bei einer breiten Umstellung hin zu pflanzenbasierter Kost auf gesellschaftlicher Ebene auf.
Gleichzeitig unterstreichen sie das Potenzial flexibler Essgewohnheiten – etwa durch Flexitarismus –, um den Konsum tierischer Produkte schrittweise zu reduzieren ohne vollständigen Verzicht einzufordern. Für Anbieter von Lebensmitteln ergeben sich daraus Hinweise zur Produktentwicklung sowie Marketingstrategien mit Fokus auf gesundheitsbewusste Zielgruppen.
Das Max Rubner-Institut plant weitere Analysen zum Zusammenhang zwischen Selbstaussagen über das Essverhalten sowie objektiven Verbrauchsdaten mit dem Ziel einer noch präziseren Erfassung aktueller Trends im deutschen Speisealltag.