Portugal und Spanien sehen sich im Sommer 2023 mit einer außergewöhnlichen Anzahl schwer kontrollierbarer Waldbrände konfrontiert. Die beiden Länder haben Unterstützung durch den EU-Katastrophenschutzmechanismus angefordert, um die Brände einzudämmen.
Dramatische lage in portugal durch großflächige waldbrände
In Portugal hat sich die Situation im August 2023 dramatisch verschärft. Seit Jahresbeginn wurden laut dem Instituto da Conservação da Natureza e das Florestas rund 139 000 Hektar Vegetation zerstört. Allein in den letzten zwei Tagen fielen etwa 64 000 Hektar den Flammen zum Opfer. Die Brände erstrecken sich über mehrere Regionen, wobei besonders der Nordwesten betroffen ist.
Die Bekämpfung der Feuer erfordert einen enormen Einsatz: Rund 3 500 Feuerwehrleute sind derzeit aktiv an der Brandbekämpfung beteiligt. Am Sonntag trafen zwei Löschflugzeuge aus Schweden ein, die im Rahmen des europäischen Katastrophenschutzmechanismus nach Portugal entsandt wurden. Dieser Mechanismus ermöglicht es Mitgliedsstaaten, bei Naturkatastrophen wie Waldbränden gegenseitige Hilfe zu leisten.
Am Freitag kam es zu einem tragischen Todesfall: Ein freiwilliger Helfer starb in der Gemeinde Guarda im Nordwesten Portugals während seiner Einsätze in den Flammen. Medienberichte schildern eine Mischung aus Verzweiflung und Wut unter Betroffenen, die dem Staat vorwerfen, nicht ausreichend Vorsorge getroffen zu haben und nun nicht genügend Hilfe bereitzustellen.
Die anhaltende Hitzeperiode erschwert die Lage zusätzlich erheblich. Trocken-heiße Winde entfachten immer wieder neue Feuer oder ließen bereits eingedämmte Brände erneut aufflammen. Regen ist weiterhin ausgeblieben, was zur Austrocknung von Böden und Vegetation beiträgt – ideale Bedingungen für schnelle Ausbreitung von Feuern.
Spanien erlebt zahlreiche großflächige brände trotz hilfe aus frankreich und italien
Auch Spanien leidet unter einer außergewöhnlich hohen Zahl großer Wald- und Buschlandbrände im Jahr 2023. Nach Schätzungen des europäischen Informationssystems für Waldbrände Effis wurden seit Jahresbeginn rund 157 000 Hektar zerstört; etwa die Hälfte davon allein im August.
Am Samstag wüteten insbesondere im Nordwesten Spaniens mindestens 19 größere Feuer gleichzeitig – so viele gefährliche Brände auf einmal gab es lange nicht mehr in dieser Region. Diese waren teilweise so bedrohlich für Siedlungen, dass lokale Behörden Unterstützung vom Zentralstaat anforderten.
Der staatliche Fernsehsender RTVE berichtete über Hilfsmaßnahmen: Frankreich hatte bereits auf einen Hilferuf reagiert und zwei Löschflugzeuge entsandt; weitere zwei Maschinen werden nun aus Italien erwartet, um bei der Brandbekämpfung zu helfen.
Die seit fast zwei Wochen andauernde Hitzeperiode setzt Mensch und Natur stark zu: In weiten Teilen Spaniens galt am Samstag erneut Hitzealarm mit örtlichen Höchsttemperaturen bis zu 43 Grad Celsius am Nachmittag – ohne jeglichen Niederschlag als natürliche Entlastung vom Feuerstress.
Das Dorf Palacios de Jamuz in der Provinz León wurde teilweise durch das Feuer zerstört; Häuser brannten ab oder mussten evakuiert werden wegen drohender Gefahr durch nahe Flammenherde.
Ursachenanalyse: klimawandel trifft landflucht führt zu wachsender brandgefahr
Die häufigeren sowie längeren Hitzeperioden infolge des Klimawandels gelten als wesentlicher Faktor für zunehmende Waldbrandgefahren auf der iberischen Halbinsel – sie trocknen Böden sowie Vegetation stark aus und schaffen optimale Voraussetzungen für rasche Feuerausbreitung bei Funkenbildung oder Blitzeinschlägen.
Doch diese klimatischen Veränderungen sind nur ein Teil des Problems: In Spanien hat sich laut RTVE innerhalb von fünf Jahrzehnten die Fläche bewaldeter Gebiete mehr als verdoppelt – von zwölf Millionen Hektar vor rund fünfzig Jahren auf heute etwa 27 Millionen Hektar Busch- sowie Forstflächen. Gleichzeitig nimmt aufgrund starker Landflucht gerade außerhalb urbaner Zentren deren Nutzung ab; Wälder wachsen ungenutzt nach oder verfallen zunehmend zur Wildniszone mit hohem Brennstoffvorrat an trockenem Holz sowie Unterholzmaterialien wie abgestorbenes Laub oder Äste.
Diese Kombination führt dazu, dass große Mengen leicht entflammbaren Materials entstehen können – was selbst kleinere Zündquellen schnell außer Kontrolle geraten lässt beziehungsweise bestehende Brandherde verstärkt bzw. verlängert auftreten lässt trotz intensiver Löscharbeiten vor Ort durch Feuerwehrkräfte oder Luftunterstützung mittels Löschflugzeugen beziehungsweise Hubschraubern.