Der FV Illertissen hat im DFB-Pokal für eine der größten Sensationen seiner Vereinsgeschichte gesorgt. Im Erstrundenspiel gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg setzte sich der Viertligist nach einem spannenden Elfmeterschießen mit 6:5 durch und löste damit im sonst ruhigen Vöhlinstadion einen Ausnahmezustand aus.
Ein außergewöhnlicher sieg und seine folgen
Das Vöhlinstadion in Illertissen verwandelte sich am Nachmittag des 16. August in einen Ort voller Emotionen und Jubel, wie ihn die Regionalliga-Fans selten erleben dürfen. Als Clayton Irigoyen-Goni den entscheidenden vierzehnten Elfmeter sicher verwandelte, brach bei Spielern, Betreuern und Fans ein regelrechtes Tollhaus aus. Der Stürmer, der erst vor Saisonbeginn von der Nürnberger Reserve zum FV Illertissen gewechselt war, riss sich das Trikot vom Leib und sprintete zur Haupttribüne – ein Bild voller Leidenschaft und Erleichterung.
Die Lautsprecherboxen verkündeten lautstark: „Das ist mit Abstand der größte Sieg der Vereinsgeschichte unseres FV Illertissen“. Spieler, Ballkinder sowie Vereinshelfer mischten sich in die Jubeltraube; sogar erste Versuche eines Platzsturms waren zu beobachten. Die Ordner auf der Tartanbahn zeigten dabei dieselbe Robustheit wie die Abwehr des Viertligisten während dieses dramatischen Pokalspiels.
Trainer Holger Bachthaler zeigte sich nach dem Spiel noch überwältigt von den Ereignissen: „Das ist für den Verein und auch für mich ein schönes Pokalerlebnis gewesen“, sagte er nüchtern – doch hinter dieser Aussage verbarg sich eine enorme emotionale Ladung angesichts des historischen Erfolgs.
Spielverlauf mit überraschungen und dramatischen wendungen
Bereits früh setzte Illertissen Zeichen: Nach nur zwei Minuten erzielte Denis Milic das 1:0 gegen eine noch schläfrige Defensive des FCN. Kurz vor der Pause erhöhte Yannick Glessing auf 2:0 – was bei vielen Zuschauern zunächst Ungläubigkeit hervorrief angesichts dieses Regionalliga-typischen Dufts von Bratwurst und Bier rund um das Stadion.
Doch Nürnberg reagierte schnell; in der zweiten Halbzeit gelang zunächst das Anschlusstor zum 1:2 , gefolgt von einer gewitterbedingten Spielunterbrechung sowie dem Ausgleich zum 2:2 . Der Klassenunterschied zwischen Viert- und Zweitligist wurde nun immer sichtbarer – nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch an den zahlreichen Club-Fans auf den Rängen.
Dramatische schlussoffensive
Kurz vor Schluss brachte Semir Telalovic, einst selbst Spieler beim FVI, sein Team per Strafstoß erneut in Führung . Doch die Dramatik war damit nicht beendet. In letzter Minute erzielte Tobias Rühle per Kopfball das wichtige Tor zum Ausgleich – obwohl zuvor unklar war, ob er überhaupt spielen konnte –, was die Verlängerung bedeutete.
In dieser Phase zeigte Illertissen großen Kampfgeist; schließlich entschied das Elfmeterschießen zugunsten des Viertligisten durch Nervenstärke beim Schuss von Irigoyen-Goni . Nur einer von sieben Schüssen wurde vergeben – ein Beleg für Konzentration unter Druck.
Enttäuschung beim fc nürnberg nach fehlstart
Für den 1. FC Nürnberg verlief dieser Pokalabend enttäuschend bis frustrierend. Nach zwei Niederlagen zu Saisonbeginn setzte es nun auch im DFB-Pokal eine Blamage gegen einen Amateurverein aus einer unteren Ligaklasse abseits aller Erwartungen vieler Fans.
Vor allem in Halbzeit eins ließ die Mannschaft nahezu alles vermissen, was ihre knapp 3 000 mitgereisten Anhänger erwartet hatten; Pfiffe begleiteten viele Aktionen oder wurden durch abgewandte Rücken deutlich sichtbar gemacht. Trainer Miroslav Klose kritisierte insbesondere mangelnde Zweikampfhärte sowie fehlende Dynamik und Mentalität seiner Mannschaft:
„Wir sind viel zu fahrlässig in die Zweikämpfe gegangen.“
Er kündigte an, dass man beim nächsten Ligaspiel in Münster „den Bock umstoßen“ wolle – deutliche Worte nach diesem Fehlstart inklusive Pokalaus scheiden also keine Überraschung darstellt.
Während die Nürnberger Spieler stillschweigend vom Spielfeld verschwanden beziehungsweise direkt zurück zum Mannschaftsbus gingen, erklang über Lautsprecher Bryan Adams’ „Summer of ’69“. Für viele Beteiligte wird jedoch eher vom „Summer of ’25“, speziell vom Datum des Spiels am 16. August, gesprochen werden können als einem unvergesslichen Tag für Fußballromantik im bayerisch-schwäbischen Grenzgebiet zwischen Liga-Alltag und großer Bühne.