Die Verhandlungen über ein internationales Abkommen zur Bekämpfung von Plastikmüll sind nach drei Jahren ohne Einigung geblieben. Rund 180 Länder konnten sich bei der Abschlusswoche in Genf nicht auf einen verbindlichen Vertragstext einigen.
Festgefahrene positionen verhindern einigung bei plastikabkommen
Nach intensiven Gesprächen und nächtlichen Konsultationen während der abschließenden Plenarsitzung am frühen Morgen erklärten mehrere Delegationen, dass keine Einigung erzielt wurde. Der Vertreter Norwegens sagte: „Wir werden hier in Genf kein Abkommen zur Plastikverschmutzung erzielen.“ Auch aus Indien und Uruguay hieß es, dass der zuletzt vorgelegte Vorschlag abgelehnt wurde. Die Positionen der beteiligten Staaten blieben unversöhnlich weit auseinander.
Bereits am Mittwoch zeichnete sich ab, dass die Differenzen zwischen den Ländern unverändert groß waren. Ein Vertragsentwurf, aus dem nahezu alle bindenden Verpflichtungen entfernt worden waren, fand keine Mehrheit und wurde von Dutzenden Staaten zurückgewiesen. Auch ein neuer Entwurf vom Morgen erhielt keine einhellige Zustimmung, wie der Konferenzvorsitzende mitteilte.
Die Uneinigkeit betrifft vor allem die Frage des Umfangs verbindlicher Maßnahmen gegen die Kunststoffverschmutzung. Während einige Länder ambitionierte Ziele verfolgen wollen, lehnen andere weitergehende Verpflichtungen strikt ab.
Unterschiedliche interessen prägen verhandlungsblockaden
Auf einer Seite stehen mehr als 100 Länder – darunter Deutschland, die EU, sowie zahlreiche Staaten aus Südamerika, Afrika und Asien –, die sich zu einer sogenannten High Ambition Coalition zusammengeschlossen haben. Diese fordern eine deutliche Beschränkung der Plastikproduktion auf nachhaltigem Niveau sowie das Verbot von Einwegplastikprodukten wie Bechern oder Besteck.
Diese Gruppe setzt zudem auf eine Förderung von Mehrfachverwendung und Kreislaufwirtschaftssystemen. Dabei sollen Rohstoffe wiederaufbereitet und erneut verwendet werden können, um den Verbrauch neuer Ressourcen zu reduzieren.
Demgegenüber stehen vor allem rohstoffreiche Länder mit bedeutender Ölindustrie wie Saudi-Arabien, der Iran und Russland. Diese Staaten wollen ihre Verpflichtungen auf Verbesserungen im Abfallmanagement beschränken und lehnen umfassendere Produktionsbeschränkungen ab.
Kritik des WWF-experten
Der WWF-Umweltexperte Florian Tize kommentierte: „Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert.“ Er kritisierte damit fehlende Fortschritte bei echten Lösungen für die globale Plastik-Krise.
Rückblick auf frühere gescheiterte verhandlungsrunden
Das Scheitern in Genf folgt bereits einem ähnlichen Ergebnis bei den Verhandlungen im südkoreanischen Busan im Dezember des Vorjahres 2024. Diese zehntägige Konferenz war ursprünglich als letzte Runde für das geplante UN-Plastikabkommen vorgesehen gewesen – doch auch dort konnte kein Durchbruch erzielt werden.
In Genf hatten Unterhändler daher große Hoffnungen gesetzt, um endlich einen verbindlichen Vertrag zu verabschieden – diese Erwartungen wurden jedoch enttäuscht. Die langwierigen Gespräche zeigen weiterhin tiefe Interessengegensätze zwischen Industrie-, Entwicklungs- sowie rohstoffexportierenden Ländern auf internationaler Ebene.
Ökologische folgen durch steigende plastikproduktion weltweit
Plastikmüll verursacht weltweit massive Umweltbelastungen insbesondere durch Verschmutzung von Meeren und Böden mit langlebigen Kunststoffpartikeln. Mikropartikel gelangen zunehmend auch in menschliche Organismen; ihre gesundheitlichen Auswirkungen sind Gegenstand aktueller Forschung.
Jährlich werden derzeit mehr als 400 Millionen Tonnen Kunststoff produziert; etwa die Hälfte davon entfällt allein auf kurzlebige Einwegprodukte wie Verpackungen oder Besteckteile. Weniger als zehn Prozent dieses Mülls wird recycelt oder wiederverwertet – was enorme Mengen an Reststoffen hinterlässt.
Prognosen zufolge könnte sich die weltweite Produktion bis zum Jahr 2060 sogar verdreifachen – sofern keine wirksamen Maßnahmen ergriffen werden können. Das Fehlen eines internationalen Übereinkommens erschwert jedoch koordinierte Anstrengungen zur Eindämmung dieser Entwicklung erheblich.