Die Verhandlungen der Vereinten Nationen zur Eindämmung der weltweiten Plastikverschmutzung gestalten sich weiterhin schwierig. Trotz intensiver Gespräche über mehr als eine Woche konnten die Delegierten aus 184 Ländern bislang keinen Konsens erzielen. Ein kürzlich vorgelegter Resolutionsentwurf wurde von zahlreichen Staaten abgelehnt, was Zweifel an einer gemeinsamen Erklärung nährt.
Festgefahrene verhandlungen und ablehnung des aktuellen resolutionsentwurfs
Seit Beginn der UN-Konferenz in Genf bemühen sich Vertreter aus 184 Ländern um ein verbindliches Abkommen gegen die Plastikflut. Am Mittwochnachmittag wurde ein neuer Textentwurf präsentiert, der jedoch auf breite Ablehnung stieß. Länder wie Kolumbien, Panama und die Europäische Union bezeichneten den Entwurf als „inakzeptabel“.
Der vorliegende Vertragsentwurf enthält kaum verbindliche Auflagen zur Reduzierung von Plastikmüll oder zur Beschränkung der Produktion neuen Plastiks. Dies steht im Gegensatz zu den Forderungen von über hundert sogenannten ehrgeizigen Staaten, die strengere Maßnahmen verlangen, um die Umweltbelastung wirksam einzudämmen.
Kritiker bemängeln insbesondere das Fehlen konkreter Produktionslimits für neues Plastik sowie das Ausbleiben eines Verbots giftiger Chemikalien im Kunststoffbereich. Die Debatte konzentriert sich stattdessen überwiegend auf Müllmanagement und Recyclingstrategien – Maßnahmen, die zwar wichtig sind, aber allein nicht ausreichen, um das Problem nachhaltig zu lösen.
Widerspruch zwischen erdölproduzenten und anderen staaten erschwert fortschritte
Ein wesentlicher Grund für den Stillstand liegt in den unterschiedlichen Interessen der Teilnehmerstaaten. Erdölproduzierende Länder wie Saudi-Arabien und der Iran lehnen verbindliche Regeln zur Begrenzung der Kunststoffproduktion ab. Da sie wirtschaftlich vom Rohölgeschäft profitieren – dem Ausgangsstoff vieler Kunststoffe –, setzen sie darauf, dass das Abkommen hauptsächlich auf Müllmanagement fokussiert wird.
Einflussnahme Saudi-Arabiens und Kritik anderer Länder
Der Vertreter Saudi-Arabiens lobte den verwässerten Textentwurf als „Meilenstein“, was verdeutlicht, wie stark diese Staaten Einfluss nehmen wollen. Im Gegensatz dazu fordern viele andere Länder umfassendere Regelungen auch bei Herstellung und Einsatz von Kunststoffen.
Diese divergierenden Positionen führen zu verhärteten diplomatischen Fronten in Genf und erschweren einen Kompromiss erheblich.
Kritik von umweltorganisationen an mangelnder ambition des entwurfs
Umweltverbände äußern scharfe Kritik am bisherigen Verlauf der Verhandlungen sowie am aktuellen Vertragsvorschlag. Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace bezeichnete den Entwurf als „Schlag ins Gesicht für Mensch und Umwelt“. Er beklagte insbesondere das Fehlen einer Diskussion über Produktionsreduzierung: „Was uns wirklich fassungslos gemacht hat, ist, dass eigentlich alle relevanten Themen fehlen.“
Auch andere Organisationen sehen darin eine verpasste Chance im Kampf gegen die globale Plastikkrise. Die fehlenden Elemente umfassen neben Produktionsbeschränkungen auch Verbote giftiger Chemikalien in Kunststoffen – zentrale Punkte zum Schutz ökologischer Systeme sowie menschlicher Gesundheit.
Diese Kritik unterstreicht die Dringlichkeit eines ambitionierteren Ansatzes bei künftigen Verhandlungsrunden.
Diplomatische forderungen nach neuem textentwurf trotz schwierigkeiten
Angesichts des Widerstands einiger Staaten wächst nun die Forderung nach einem neuen Vertragsentwurf ohne einseitige Zugeständnisse an erdölproduzierende Länder. Der panamaische Delegierte Juan Carlos Monterrey Gomez erklärte deutlich: „Unsere roten Linien wurden nicht nur mit Füßen getreten.“ Sein Ziel bleibe ein Ende der Plastikverschmutzung statt eines bloßen politischen Deals ohne Wirkung.
Auch Staatssekretär Jochen Flasbarth vom deutschen Bundesumweltministerium bewertete den bisherigen Entwurf kritisch: „Er ist noch nicht geeignet für einen Abschluss.“ Deutschland werde sich weiter intensiv engagieren mit dem Ziel eines erfolgreichen Abkommensabschlusses während dieser Konferenzphase in Genf.
Die kommenden Tage bis Freitagmorgen sind entscheidend; weitere Verbesserungen müssen herbeigeführt werden, damit Fortschritte möglich bleiben.
Aussichten auf erfolg hängen vom politischen willen aller staatengemeinschaft ab
Die Naturschutzorganisation WWF mahnt ebenfalls zum Handeln: Florian Titze betont den Einfluss politischer Willenskraft bei diesem Prozess: „Das hängt vom politischen Willen und diplomatischer Kraft aller Staaten ab.“
Er weist darauf hin, dass nur eine kleine Minderheit aus öl- und plastikproduzierenden Ländern bisher ihren Wunschtext durchsetzen konnte – nun müsse aber eine breite Staatengemeinschaft zeigen: Sie sei bereit für wirksame Maßnahmen gegen die Plastikkrise einzutreten.
Obwohl Zeitdruck besteht und Scheitern möglich bleibt, besteht Hoffnung auf einen Kompromiss durch verstärkte Zusammenarbeit aller Beteiligten während dieser letzten Verhandlungsphase in Genf bis zum 15.08.2025 morgens.