Die Ernte 2025 in Deutschland steht unter dem Einfluss extremer Wetterbedingungen. Nach einer langen Trockenphase im Frühjahr folgten heftige Regenfälle mitten in der Erntezeit, was die Arbeit der Landwirte erschwerte. Trotz dieser Herausforderungen zeigen erste Bilanzzahlen des Deutschen Raiffeisenverbandes eine durchschnittliche Getreideernte mit regionalen Unterschieden.
Wetterextreme beeinflussen die erntesaison in brandenburg und deutschland
Das Jahr 2025 stellte die Landwirtschaft vor große Herausforderungen durch ungewöhnliche Wetterlagen. Im Frühjahr fiel der Niederschlag deutlich geringer aus als üblich: Im März wurden laut Deutschem Wetterdienst nur rund 19 Liter pro Quadratmeter gemessen, was etwa 70 Prozent unter dem langjährigen Mittel liegt. Dieser trockene Start führte zu Sorgen bei den Landwirten, insbesondere auf sandigen Böden wie denen in Brandenburg, wo Wasserspeicherung ohnehin schwierig ist.
Im Juli änderte sich das Bild drastisch: Fast drei Wochen lang fielen nahezu täglich starke Regenmengen. Diese anhaltenden Niederschläge verzögerten das Einbringen der Ernte erheblich und zwangen viele Bauern dazu, ihre Mähdrescher zeitweise stillzulegen. Die Feuchtigkeit wirkte sich zudem negativ auf die Qualität des Getreides aus – besonders bei Roggen und Weizen war dies spürbar.
Die Kombination aus Trockenheit und Überflutung stellt neue Anforderungen an Anbauverfahren und Sortenauswahl dar. Experten wie Guido Seedler vom Deutschen Raiffeisenverband betonen, dass solche Extremwetterereignisse künftig häufiger auftreten werden. Für viele Betriebe bedeutet dies eine Anpassung ihrer Strategien zur Bodenbearbeitung sowie eine verstärkte Suche nach widerstandsfähigen Pflanzenarten.
Ertragslage bei getreide: durchschnittliche mengen trotz schwieriger bedingungen
Trotz der widrigen Umstände fällt die Erntebilanz für das Jahr 2025 insgesamt zufriedenstellend aus – zumindest im Vergleich zum Vorjahr mit schwachen Ergebnissen. Der Deutsche Raiffeisenverband berichtet von einer Gesamtmenge von rund 43 Millionen Tonnen Getreide bundesweit, was einem Plus von etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Diese Steigerung ist vor allem auf eine Ausweitung der Anbauflächen sowie leicht höhere Hektarerträge zurückzuführen. Dennoch variiert die Qualität stark je nach Region und Getreidesorte. So erklärt Hartmut Noppe, Geschäftsführer eines Agrarbetriebs östlich von Berlin, dass nur etwa 40 Prozent seines Roggens als Brotgetreide verkauft werden können – normalerweise sind es rund 90 Prozent.
Der Rest des Roggens eignet sich lediglich als Futtergetreide, was geringere Erlöse bedeutet; Noppe rechnet mit einem Preisrückgang von circa zehn Prozent gegenüber üblichen Marktwerten für Backqualität-Korn. Ähnliche Entwicklungen beobachtet er auch bei Weizen und Gerste in seinem Betrieb auf über 500 Hektar Fläche.
Regionale Unterschiede zeigen sich ebenfalls deutlich: Während einige Gebiete wie Mecklenburg-Vorpommern vergleichsweise gute Mengen- und Qualitätswerte erzielen konnten, litten andere stärker unter den Witterungsbedingungen oder hatten längere Verzögerungen beim Dreschen durch Regenfälle.
Anpassungsstrategien für zukunftssichere landwirtschaft angesichts klimawandels
Angesichts zunehmender Wetterextreme setzen immer mehr Landwirte auf innovative Methoden zur Bodenbearbeitung sowie angepasste Fruchtfolgen zur Risikominimierung im Pflanzenbau. Der Verzicht auf Pflugarbeiten zugunsten wassersparender Verfahren gewinnt dabei an Bedeutung – so auch im Betrieb von Hartmut Noppe in Brandenburg.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Auswahl widerstandsfähigerer Sorten mit tieferen Wurzeln, um sowohl Trockenperioden besser zu überstehen als auch Feuchtphasen besser auszubalancieren ohne Qualitätsverluste zu riskieren. Wissenschaftler wie Moritz Reckling vom Leibniz-Institut für Agrarlandforschung arbeiten intensiv an solchen Züchtungen speziell für sandige Böden wie sie typisch sind für Teile Brandenburgs.
Reckling betont zudem den Stellenwert einer diversifizierten Fruchtfolge: „Verschiedene Pflanzensorten sollten zeitversetzt reifen und unterschiedliche Wasserbedarfe haben.“ Diese Vielfalt helfe dabei, Risiken durch unregelmäßige Niederschläge abzufedern und langfristig stabilere Erträge zu sichern.
Auch wirtschaftliche Aspekte spielen eine Rolle: Neben klassischen Kulturen suchen Landwirte zunehmend nach marktfähigen Alternativen mit geringerem Wasserbedarf oder höherer Widerstandskraft gegen Stressfaktoren des Klimawandels – ein Prozess begleitet durch kontinuierliche Forschungsergebnisse aus agrarwissenschaftlichen Instituten sowie praktischen Erfahrungen vor Ort.
Insgesamt zeigt sich damit ein Wandel hin zu nachhaltigerem Pflanzenanbau unter Berücksichtigung veränderter Umweltbedingungen – ein wichtiger Schritt zur Sicherung künftiger Ernteeinnahmen trotz wachsender Unsicherheiten durch extreme Wettereinflüsse im deutschen Agrarsektor.