Die Sorge in europäischen Hauptstädten wächst, dass bei einem Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin Entscheidungen zur Ukraine ohne Beteiligung Europas getroffen werden könnten. Bundeskanzler Friedrich Merz hat deshalb eine virtuelle Konferenz einberufen, um die europäische Position zu stärken.
Nervosität in Europa vor trump-putin-treffen
In den politischen Zentren Europas herrscht angespanntes Klima angesichts des bevorstehenden Treffens zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am 15. August 2025. Die Befürchtung ist groß, dass bei diesem Gipfel weitreichende Entscheidungen über die Zukunft der Ukraine getroffen werden könnten – ohne Einbeziehung der europäischen Staaten oder der ukrainischen Regierung. Diese Sorge spiegelt sich in den Worten von Bundeskanzler Friedrich Merz, der betont:
„Wir können jedenfalls nicht akzeptieren, dass über die Köpfe der Europäer, über die Köpfe der Ukrainer hinweg, über Territorialfragen zwischen Russland und Amerika gesprochen oder gar entschieden wird.“ Er gehe davon aus, dass auch die amerikanische Regierung diese Haltung teile.
Die Nervosität resultiert aus einer historischen Erfahrung mit außenpolitischen Entscheidungen großer Mächte auf Kosten kleinerer Länder und Bündnispartner. Europa sieht sich hier in einer schwierigen Position: Es ist auf eine enge transatlantische Zusammenarbeit angewiesen, möchte aber zugleich seine eigenen Interessen wahren und nicht als bloßer Beobachter agieren müssen. Die Unsicherheit darüber, wie stark Europa tatsächlich Einfluss nehmen kann – insbesondere wenn es um territoriale Fragen geht –, sorgt für zusätzlichen Druck auf die Bundesregierung.
Vor diesem Hintergrund hat Kanzler Merz kurzfristig eine virtuelle Vorbereitungskonferenz initiiert. Ziel ist es laut offiziellen Angaben, gemeinsame europäische Standpunkte abzustimmen und gegenüber Washington klarzumachen: Europa will als Partner wahrgenommen werden – nicht als Bittsteller oder nachrangiger Akteur im Konflikt um die Ukraine.
Merz’ strategie für den virtuellen ukraine-gipfel
Bundeskanzler Friedrich Merz, bekannt für sein gutes Verhältnis zu Präsident Trump, suchte bereits am Sonntag das direkte Gespräch mit dem US-Präsidenten per Telefonat. Dies soll dazu beitragen, Missverständnisse auszuräumen und gemeinsame Grundlagen für das anstehende Treffen mit Putin zu schaffen. An der virtuellen Vorbereitungskonferenz nehmen neben Deutschland auch Vertreter anderer europäischer Staaten sowie Vizepräsident J.D. Vance teil.
Die Opposition begrüßt grundsätzlich diese Initiative zur Abstimmung innerhalb Europas sowie mit den USA; gleichzeitig mahnt sie jedoch zur Vorsicht vor einem sogenannten „Wohlfühlszenario“ für Trump an. Robin Wagener von den Grünen erklärt dazu:
„Erfolgversprechend sind solche Abstimmungsgespräche nur dann, wenn sie mit deutlich sichtbarer eigener Entschlossenheit und Stärke Europas begleitet werden.“ Er fordert konkrete Druckmittel wie Sanktionen gegen Russland oder Maßnahmen bezüglich eingefrorener russischer Staatsgelder einzusetzen statt lediglich Bitten vorzubringen.
Diese Forderung unterstreicht einen zentralen Punkt im Umgang mit Washington: Europa muss selbstbewusst auftreten und darf sich nicht hinter amerikanische Entscheidungen zurückziehen lassen – gerade weil es unmittelbar betroffen ist durch mögliche Veränderungen im Konfliktgebiet Ukraine-Russland-USA.
Ungewisse erfolgsaussichten des gipfels
Trotz intensiver Vorbereitungen bleibt offen, welche konkreten Ergebnisse beim Gipfeltreffen erzielt werden können beziehungsweise sollen. NATO-Generalsekretär Marc Rutte, ebenfalls Teilnehmer an der Konferenzvorbereitung via Videokonferenz zugeschaltet gewesen sein wird, äußerte gegenüber dem US-Sender ABC sogar Überlegungen hinsichtlich möglicher Gebietsabtretungen seitens der Ukraine als kaum vermeidbar. Diese Aussage sorgte international für Aufsehen.
Der deutsche Außenminister widerspricht solchen Spekulationen öffentlich im ZDF:
„Gebietsaufgaben stehen derzeit nicht zur Debatte.“ Zugeständnisse könnten zwar später notwendig sein, doch zunächst müsse ein fairer Verhandlungsrahmen geschaffen werden. Johann Wadephul formuliert dies so:
„Heute geht es darum, faire Bedingungen für diese Verhandlungen zu schaffen. Und sie sollten dort beginnen, wo jetzt die Linien sind. Es sollte einen Waffenstillstand geben.“
Im Zentrum steht somit weiterhin die Frage nach Putins Verhandlungsbereitschaft. Der Ausgang des Treffens werde zeigen, ob er ernsthaft bereit sei, konstruktive Gespräche aufzunehmen.
Zweifel an trumps konstanz erschweren diplomatie
Ein weiteres Problemfeld ergibt sich aus Trumps unberechenbarem Verhalten in außenpolitischen Fragen. Kürzlich hatte er erklärt, keinen Deal bei einem Treffen in Alaska eingehen zu wollen. Diese Haltung bestärken viele europäische Politiker ausdrücklich.
Handfeste Zugeständnisse an Moskau ohne klare Vorbedingungen lehnt insbesondere die deutsche Bundesregierung strikt ab. Ob Trump während des virtuellen Gipfels seine Linie beibehält oder womöglich Kompromisse eingeht, bleibt unsicher.
Ronja Kempin von der Stiftung Wissenschaft und Politik weist darauf hin:
„Wir haben gesehen, wie wankelmütig Präsident Trump ist.“ Sollte ein Ergebnis zustande kommen, das europäischen Interessen widerspricht, könnte er dennoch zustimmen.
Sie warnt zudem davor, dass genau dieses Verhalten Teil einer Strategie Putins sei: Die USA vom Westen abzutrennen bzw. Spaltungen innerhalb des transatlantischen Bündnisses herbeizuführen.
Damit liegt eine zentrale Herausforderung vor Kanzler Merz sowie anderen europäischen Staats- und Regierungschefs: Sie müssen verhindern, dass Uneinigkeit zwischen Amerika und Europa entsteht oder vertieft wird.
Ob dies gelingt bzw., ob ihre Bemühungen während dieser virtuellen Charmeoffensive Wirkung zeigen können — darüber wird erst nach Abschluss des Treffens zwischen Trump und Putin endgültig Klarheit bestehen.