Die bevorstehenden heißen Tage mit Temperaturen von bis zu 38 Grad stellen insbesondere Krankenhäuser und Pflegeheime vor große Herausforderungen. Experten warnen vor unzureichendem Hitzeschutz in medizinisch-pflegerischen Einrichtungen, der Patientinnen, Patienten und Beschäftigte gleichermaßen belastet.
Mangelnder hitzeschutz in krankenhäusern aufgrund jahrzehntelangen investitionsstaus
Nach Einschätzung von Expertinnen und Experten sind viele Krankenhäuser nicht ausreichend auf die steigenden Temperaturen vorbereitet. Henriette Neumeyer, Vize-Chefin der Deutschen Krankenhausgesellschaft , erklärte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland , dass die meisten Kliniken zwar über Klimaanlagen oder vergleichbare Kühlsysteme verfügen sollten, diese jedoch oft fehlen. Ursache sei ein jahrzehntelanger Investitionsstau im Gesundheitswesen.
Statt moderner Klimatisierung greifen viele Einrichtungen auf einfache Maßnahmen wie Verschattung oder Ventilatoren zurück. Diese Mittel bieten jedoch nur begrenzten Schutz gegen die Hitzeentwicklung innerhalb der Gebäude. Die Belastung betrifft sowohl Patientinnen und Patienten als auch das Personal gleichermaßen.
Eine Umfrage aus dem Jahr 2023 zeigt deutlich den Zusammenhang zwischen Finanzierungslage und Hitzeschutz: Rund 97 Prozent der befragten Kliniken nannten eine unzureichende finanzielle Ausstattung als Hauptgrund für fehlende Schutzmaßnahmen gegen hohe Temperaturen. Vor diesem Hintergrund fordert die Deutsche Krankenhausgesellschaft ein mehrjähriges Investitionsprogramm in Höhe von 31 Milliarden Euro, um einen klimagerechten Umbau der Krankenhäuser zu ermöglichen.
Diese Summe soll gezielt für den Einbau moderner Kühltechnik sowie bauliche Anpassungen verwendet werden, um langfristig bessere Bedingungen für alle Beteiligten zu schaffen. Ohne solche Maßnahmen bleibt das Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Hitze weiterhin hoch.
Kritik an bund und ländern wegen mangelndem engagement beim hitzeschutz
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz äußert deutliche Kritik am Umgang mit dem Thema Hitzeschutz in medizinischen Einrichtungen. Vorstand Eugen Brysch bemängelt gegenüber dem RND, dass Bund und Länder das Problem nicht ernst genug nehmen würden: „Die verabschiedeten oder vorbereiteten Hitzeschutzpläne enden dort, wo die Patientensicherheit Geld kostet.“
Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert zur Wochenmitte den Höhepunkt einer aktuellen Hitzewelle mit schwülheißen Temperaturen zwischen 31 und 38 Grad Celsius. Brysch bezeichnete diese Situation als „bange Tage“, da sie besonders für über 300 000 Krankenhauspatientinnen und -patienten sowie rund 800 000 Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen gefährlich seien.
Vor diesem Hintergrund fordert er verbindliche Investitionszusagen seitens des Bundesgesundheitsministeriums sowie des Bundesklimaministeriums – ebenso wie klare Verpflichtungen seitens der Länder –, um medizinisch-pflegerische Einrichtungen schnellstmöglich nachzurüsten.
Warnung vor den folgen des zögerns
Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, warnte eindringlich vor den Folgen eines weiteren Zögerns: „Wenn wir weitermachen wie bisher, erleben wir die Klimakatastrophe in vollem Ausmaß und parallel dazu eine Gesundheitskatastrophe.“ Ihre Aussage unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf angesichts steigender Temperaturen bei gleichzeitig unzureichendem Schutz vulnerabler Gruppen im Gesundheitssystem.
Erwartete temperaturspitzen belasten patienten senioren und personal gleichermaßen
Die angekündigten hohen Temperaturen treffen neben älteren Menschen auch Kranke sowie Beschäftigte ohne klimatisierten Arbeitsplatz besonders hart. Der Deutsche Wetterdienst spricht von einer „starken Wärmebelastung“, welche sich am Mittwoch bis weit in die Norddeutsche Tiefebene erstrecken wird; am Donnerstag wird sie zudem im Osten Deutschlands spürbar sein.
Für Mittwoch prognostizieren Meteorologinnen Höchstwerte bis zu 37 Grad Celsius; lediglich an Küstenregionen bleiben es etwas kühlere Werte aufgrund maritimer Einflüsse. Am folgenden Tag steigen diese Werte noch weiter auf bis zu 38 Grad an vielen Orten Deutschlands an – ein außergewöhnlich hoher Wert für Mitteleuropa im August.
Diese extreme Wärme stellt eine erhebliche Belastung dar – sowohl körperlich als auch psychisch – insbesondere für ältere Menschen mit Vorerkrankungen sowie chronisch Kranke in stationären Einrichtungen oder ambulanten Pflegediensten ohne ausreichende Kühlung ihrer Umgebungsluft beziehungsweise Arbeitsplätze.
Neben gesundheitlichen Risiken führt dies häufig auch zu erhöhter Erschöpfung bei Pflegekräften oder Ärztinnen während ihrer Schichten unter solchen Bedingungen ohne adäquate technische Unterstützung durch moderne Lüftungs- oder Kühlsysteme innerhalb ihrer Arbeitsstätten beziehungsweise Wohnbereiche Betroffener selbst.