Home Politik Grenzstreit zwischen Peru und Kolumbien um die Amazonasinsel Santa Rosa sorgt für spannungen
Politik

Grenzstreit zwischen Peru und Kolumbien um die Amazonasinsel Santa Rosa sorgt für spannungen

Share
Share

Der Streit um die Insel Santa Rosa im Amazonasgebiet zwischen Peru und Kolumbien hat sich in den letzten Wochen verschärft. Die strategisch wichtige Insel liegt an einem Dreiländereck, das auch Brasilien umfasst, und ist Gegenstand unterschiedlicher Interpretationen historischer Grenzverträge.

Geografische lage und bedeutung der insel santa rosa im Amazonasgebiet

Die Insel Santa Rosa befindet sich an einer sensiblen Flussachse des Amazonas, nur wenige Bootsminuten von den Ufern dreier Staaten entfernt: Brasilien, Kolumbien und Peru. Diese Region ist nicht nur wirtschaftlich bedeutsam, insbesondere durch den Tourismus, sondern besitzt auch eine kulturelle sowie spirituelle Bedeutung für die dort lebenden Menschen. Aufgrund der abgelegenen Wasserwege mit schwer zugänglichen Gebieten sind die Grenzkontrollen lückenhaft. Das Dreiländereck gilt daher seit Langem als Umschlagsplatz für transnationalen Drogenhandel.

Der Amazonas-Fluss bildet hier eine natürliche Grenze zwischen den drei Nachbarstaaten – allerdings handelt es sich um eine fließende Grenze. Wasserwissenschaftler berichten, dass sich der Flusslauf in den vergangenen Jahrzehnten allmählich zur peruanischen Seite hin verlagert hat. Diese Veränderung könnte dazu führen, dass Kolumbien mit dem Hafen der Stadt Leticia innerhalb weniger Jahre einen wichtigen physischen Zugang zum Amazonas verliert – was erhebliche wirtschaftliche Folgen hätte.

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Insel Santa Rosa an strategischer Bedeutung: Sollte sie offiziell zu kolumbianischem Staatsgebiet erklärt werden, könnte Kolumbien seinen direkten Zugang zum Fluss sichern. Dies wird von Peru abgelehnt und führt zu einem seit Wochen andauernden Streit über Auslegung der bestehenden Grenzverträge.

Historische verträge und unterschiedliche interpretationen im grenzkonflikt

Ein zentraler Bezugspunkt des Streits ist der Salomón-Lozano-Vertrag von 1922 zwischen Peru und Kolumbien. Darin wurde vereinbart, dass die Grenze nicht entlang der Flussmitte verlaufen soll, sondern entlang des am besten schiffbaren Kanals beziehungsweise des tiefsten Punkts im Flussbett – ein Prinzip bekannt als Talweg im Völkerrecht. Dieses Prinzip regelt jedoch nicht eindeutig die Zugehörigkeit von Inseln innerhalb eines Flusses.

Relevante urteile und bilaterale abmachungen

Der Internationale Gerichtshof entschied 1999 in einem anderen Fall , dass eine Insel dem Staat gehört, auf dessen Seite des Flusses das tiefste Bett liegt – ein Urteil mit möglicher Relevanz für Santa Rosa zugunsten Perus. Allerdings stehen Peru und Kolumbien derzeit nicht vor dem Internationalen Gerichtshof; stattdessen zählen bilaterale Vereinbarungen aus früheren Jahrzehnten.

Das peruanische Außenministerium betrachtet Santa Rosa als Teil der größeren Insel Chinería, welche nach militärischen Spannungen durch den Salomón-Lozano-Vertrag Peru zugesprochen wurde. Im Gegenzug erhielt Kolumbien einen schmalen Korridor samt Zugang zum Amazonas bei Leticia; diese Vereinbarung war damals stark umstritten und wurde erst 1928 ratifiziert sowie 1934 durch einen Friedensvertrag bestätigt.

Nach Ansicht Perus spaltete sich Mitte des 20. Jahrhunderts aus Chinería aufgrund natürlicher Veränderungen am Amazonas-Arm die neue Insel Santa Rosa ab; da dieser Arm später austrocknete seien beide Landmassen heute wieder verbunden worden – so äußerte es Perus Außenminister Elmer Schialer mehrfach öffentlich.

Aktuelle politische reaktionen beider länder auf den konflikt

In Kolumbien wird hingegen argumentiert, dass neu entstandene Landmassen wie Santa Rosa nach Vertragsabschluss entstanden seien und somit völkerrechtlich noch keinem Staat zugeordnet sind. Das Präsidium kritisiert zudem ein peruanisches Gesetz vom Juli dieses Jahres: Es wertet laut kolumbianischer Sichtweise den Status von Santa Rosa auf, indem es sie offiziell zu einem peruanischen Bezirk erklärt – was man ablehnt.

Präsident Gustavo Petro erklärte dazu: „Die Souveränität Perus über ‚die sogenannte Insel Santa Rosa‘ sowie deren De-facto-Behörden wird nicht anerkannt.“ Er betonte weiter das Erfordernis einer Einigung gemäß dem Friedensvertrag von 1934 über neue Landflächen im Grenzgebiet; dies bestreitet Peru als falsche Interpretation dieses Abkommens.

Um seine Position symbolisch zu unterstreichen verlegte Petro kürzlich zwei Gedenkfeiern samt Militärparade nach Leticia statt an traditionelle Orte nahe der Grenze. „Lassen wollte er keinen Hektar kolumbianisches Staatsgebiet verlieren“, hieß es aus seinem Büro.

Dem gegenüber steht Präsidentin Dina Boluarte aus Peru mit klarer Haltung: Die gesamte Fläche liege vollständig unter peruanischer Souveränität seit mehr als hundert Jahren; deshalb gebe es keine Verhandlungsbasis mit Kolumbiens Regierung oder Behörden vor Ort.

Außenminister Schialer ergänzte hierzu: „Seit den 1970er-Jahren haben wir Infrastruktur wie Schulen oder Regierungsgebäude aufgebaut ohne Widerspruch aus Kolumbiens Seite.“ Die Bevölkerung Santas sei unveräußerlicher Teil Perus – daran bestehe kein Zweifel.*

Mediale Berichte deuten darauf hin, dass bereits peruanische Militärangehörige zur Verstärkung auf die Insel entsandt wurden; dennoch erwarten Experten keine bewaffnete Eskalation des Konflikts in naher Zukunft.

Das kolumbianische Präsidium kündigte zuletzt an, die Frage formell Mitte September klären zu wollen – womit zumindest diplomatische Bemühungen fortgesetzt werden sollen trotz erhöhter Spannungen vor Ort.

Share
Related Articles
Politik

Ersatzfreiheitsstrafe in deutschland: armut als hauptursache für haft wegen nicht gezahlter geldstrafen

In Deutschland verbüßen jährlich rund 50 000 Menschen eine Ersatzfreiheitsstrafe, weil sie Geldstrafen...

Politik

Europäische spitzenpolitiker begleiten selenskij bei besuch im weißen haus nach trump-putin-gipfel in alaska

Nach dem Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska bemühen...

Politik

Usa stoppt besuchsvisa für bürger aus dem gazastreifen nach kontroversen äusserungen

Die USA haben die Ausstellung von Besuchsvisa für Personen aus dem Gazastreifen...

Immer aktuell: Nachrichten, Klatsch, Sport und Politik in Echtzeit.

Infos & Mitteilungen

Infos und Pressemitteilungen senden Sie eine E‑Mail an: info@thenga.de

Copyright © 2025 im Eigentum von Influencer Srls – Dieser Blog ist keine journalistische Publikation, da er ohne jegliche Periodizität aktualisiert wird. Er kann daher nicht als redaktionelles Produkt im Sinne des Gesetzes Nr. 62 vom 07.03.2001 angesehen werden.