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Porträt Russlands Ex-Präsident Medwedew als verbaler Scharfschütze im System Putin

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Dmitri Medwedew, ehemaliger Präsident Russlands und heutiger Vize-Chef des Nationalen Sicherheitsrates, ist bekannt für seine provokanten Äußerungen gegenüber westlichen Politikern. Seine Rolle im Machtgefüge um Präsident Wladimir Putin zeigt sich besonders in seinen scharf formulierten Kommentaren zu internationalen Konflikten.

Medwedews wechselhafte politische karriere und sein platz im kreml-system

Dmitri Medwedew wuchs in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, als Einzelkind auf. Er studierte Jura an der Universität seiner Heimatstadt und wurde von Anatoli Sobtschak unterrichtet, einem späteren Reform-Bürgermeister, der sowohl Medwedew als auch Wladimir Putin politisch förderte. Nach seinem Studium promovierte Medwedew und verfasste das erste postkommunistische Lehrbuch für Zivilrecht in Russland.

Ende der 1990er-Jahre holte Putin seinen Freund nach Moskau. 2008 übernahm Medwedew aus verfassungsrechtlichen Gründen die Präsidentschaft von Putin. In dieser Zeit galt er als Hoffnungsträger für ein moderneres Russland mit besseren Beziehungen zum Westen. Er versuchte etwa ein umstrittenes Mediengesetz zu bremsen und setzte auf einen Neustart mit westlichen Staaten. Dennoch kam es während seiner Amtszeit zu Kriegshandlungen sowie zur Anerkennung zweier abtrünniger Gebiete Georgiens – eine Entscheidung, die international stark kritisiert wurde.

2012 kehrte Medwedew wieder auf den Posten des Ministerpräsidenten zurück; gleichzeitig übernahm Putin erneut das Präsidentenamt. Seitdem führt Medwedew die Regierungspartei „Einiges Russland“ und ist Vize-Chef des Nationalen Sicherheitsrates mit Einfluss auf Außen- sowie Verteidigungspolitik – stets unter Putins Führung.

Medwedews Karriere zeigt eine Rotation innerhalb eines eng verflochtenen Systems: Er agiert nicht mehr als eigenständiger Staatschef, sondern bleibt dennoch eine wichtige Figur im Machtapparat Russlands.

Medwedews provokante rhetorik gegen den westen und ihre wirkung

In den letzten Jahren hat sich Dmitri Medwedew zunehmend durch aggressive verbale Angriffe hervorgetan – insbesondere gegen Politiker aus Europa und den USA. Sein Spitzname „Sharp Shooter“ passt gut zu seinem Stil: gezielte Provokationen mit Beleidigungen oder Klischees prägen seine öffentlichen Auftritte.

Im Frühjahr 2025 hielt er einen Vortrag zum Thema „Unsere gefährliche Welt: Wer ist schuld und was tun?“. Dabei zeigte er jungen Zuhörern Bilder deutscher Politiker neben Schwarz-Weiß-Fotos angeblicher Verwandter aus Wehrmacht oder SS-Zeiten – Behauptungen, die Faktenchecker teilweise widerlegten. So stellte Correctiv fest, dass viele dieser familiären Verbindungen falsch seien; selbst Wladimir Putin äußerte Zweifel daran, dass heutige Deutsche politische Verantwortung für Nazi-Verbrechen tragen sollten.

Medwedews Aussagen fügen sich jedoch nahtlos in Putins Narrativ vom Kampf gegen Nazis in der Ukraine ein. Seine harschen Worte reichen bis hin zu Drohungen mit Atomwaffen-Einsatz bei Präventivschlägen gegen Russland – zitiert von der staatlichen Nachrichtenagentur TASS im Jahr 2024: „Sollte Russland taktische Atomwaffen einsetzen … bleibt von ihnen nur ein feuchter Fleck.“

Seine Sprache ist oft direkt bis unhöflich: US-Präsident Donald Trump bezeichnete er spöttisch als „Djedulja“ . Daraufhin reagierte Trump militärisch-provokativ mit dem Einsatz zweier Atom-U-Boote Richtung Russland – eine Eskalation zwischen beiden Ländern.

Auf Nachfrage erklärte Medwedew gegenüber Al Jazeera einmal: „Die Dinge werden da vielleicht manchmal nicht ganz diplomatisch ausgedrückt … unsere Bürger sollen Informationen ohne Doppeldeutigkeit erhalten.“ Diese bewusste Schärfe dient offenbar dazu, klare Botschaften ohne diplomatische Umschweife zu vermitteln – auch wenn sie internationale Spannungen verschärfen können.

Medwedevs rolle als politischer bad boy innerhalb des putin-regimes

Politologen wie Alexander Kynew sehen Dmitri Medwedews provokante Posts vor allem als Mittel zur Selbsterhaltung innerhalb eines autoritären Systems ohne echten Einfluss auf Entscheidungen großer Tragweite. Kynew beschreibt ihn so auf dem liberalen YouTube-Kanal Zhivoj Gvozd: „Er spielt schon lange den Bad Boy … Das sind Figuren wie Medwedev.“

Diese Rolle nutzt er seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine verstärkt für schockierende Kommentare etwa über Wolodymyr Selenskyj oder deutsche Politiker wie Friedrich Merz . Im deutschen Exil wertet Politologin Jekaterina Schulmann dies ebenfalls so ein:

„Es gibt einfach Personen … deren Aufgabe es ist, das Publikum abzulenken während wichtige Leute wichtige Dinge tun.“

Medwedevs X-Account zählt mehr als vier Millionen Follower; seine Beiträge erreichen somit große Reichweiten trotz fehlender offizieller Spitzenposition außerhalb Putins Schattenherrschaft.

Im Jahr 2022 sprach er sich sogar öffentlich für die Wiedereinführung der Todesstrafe aus falls innere Unruhen zunehmen sollten — eine Forderung weit entfernt vom einstigen liberaleren Image Anfang seiner politischen Laufbahn.

Seine jüngsten Telegram-Beiträge bezeichnen europäische Politiker kritisch etwa als „Euro-Schwachsinnige“, weil sie Trumps Bemühungen behinderten wollen, einen Gipfel zwischen Trump und Putin zur Lösung des Ukraine-Konflikts anzusetzen.

Damit tritt Dmitri Medvedev immer wieder kurzzeitig aus Putins Schatten heraus — doch letztlich bleibt sein Einfluss begrenzt zugunsten einer klar hierarchischen Führungsstruktur rund um Wladimir Putin im Kreml-System Russlands heute.

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