Der Trend des sogenannten Sleepmaxxing verspricht, den Schlaf durch verschiedene Methoden zu optimieren. Influencerinnen und Influencer verbreiten dabei zahlreiche Tipps, die oft wissenschaftlich unbelegt sind und teilweise gesundheitliche Risiken bergen.
Der trend des sleepmaxxing und seine verbreitung in sozialen medien
Unter dem Begriff Sleepmaxxing verstehen viele Menschen heute das bewusste Optimieren ihres Schlafverhaltens mithilfe unterschiedlicher Techniken. Insbesondere auf Plattformen wie X oder TikTok finden sich unzählige Videos und Beiträge, in denen vermeintliche Wundermittel gegen Schlafprobleme vorgestellt werden. Die Bandbreite reicht von einfachen Ernährungstipps bis hin zu ungewöhnlichen körperlichen Übungen oder Hilfsmitteln.
Ein Beispiel für eine solche Methode ist das sogenannte „neck swinging“, das vor allem in chinesischen Onlinediensten populär wurde. Dabei hängen sich Personen mit gepolsterten Gurten unter Kinn und Nacken aufhängend an einem festen Punkt ein und lassen ihren Körper rhythmisch hin- und herschwingen. Ein Video auf X erreichte über elf Millionen Aufrufe, wobei die Nutzer behaupteten, ihre Schlafqualität habe sich dadurch verbessert – wissenschaftliche Belege fehlen jedoch vollständig.
Die Verbreitung solcher Trends zeigt eindrucksvoll, wie soziale Medien zur Normalisierung fragwürdiger Praktiken beitragen können. Experten warnen davor, dass diese Inhalte oft ohne fundierte medizinische Grundlage geteilt werden. Der kanadische Falschinformationsexperte Timothy Coulfield von der Universität Alberta bezeichnet solche Routinen als „lächerlich“ sowie potenziell schädlich.
Risiken durch neck swinging: ein tödlicher unfall in china
Die Gefahren des neck swinging wurden besonders deutlich nach einem Todesfall in China bekannt: Ein staatlicher Sender berichtete über einen Zusammenhang zwischen dieser Praxis und dem Unfalltod einer Person. Diese Meldung führte zu verstärkter Kritik an der Verbreitung solcher Methoden ohne medizinische Prüfung.
Medizinische Fachleute betonen, dass das Schwingen am Halsbereich erhebliche Risiken birgt – etwa Verletzungen der Wirbelsäule oder Durchblutungsstörungen im Gehirn –, die lebensbedrohlich sein können. Trotz dieser Warnungen bleibt die Popularität dieses Trends hoch; dies illustriert den Einfluss sozialer Medien bei der Verbreitung potenziell gefährlicher Gesundheitspraktiken.
Der Fall verdeutlicht auch eine allgemeine Problematik moderner Online-Kultur: Absurde oder riskante Ideen erhalten durch virale Verbreitung schnell eine breite Akzeptanz – unabhängig davon, ob sie evidenzbasiert sind oder nicht.
Mouth taping: beliebte methode ohne wissenschaftlichen nachweis
Eine weitere häufig empfohlene Technik im Rahmen von Sleepmaxxing ist das sogenannte Mouth Taping. Dabei wird nachts mit einem speziellen Pflaster der Mund verschlossen, um angeblich die Nasenatmung zu fördern sowie Schnarchen zu reduzieren beziehungsweise die Mundgesundheit zu verbessern.
Zahlreiche Influencer preisen diese Methode als einfache Lösung für besseren Schlaf an – doch Studien zeigen keine belastbaren Belege für diese Effekte. Eine Untersuchung der US-amerikanischen George-Washington-Universität kam zum Ergebnis, dass es keine ausreichenden wissenschaftlichen Daten gibt, welche den Nutzen bestätigen könnten.
Darüber hinaus warnen Mediziner vor möglichen Gefahren beim nächtlichen Zukleben des Mundes insbesondere bei Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Schlafapnoe. Das Risiko besteht darin, dass Betroffene im Notfall nicht ausreichend Luft bekommen könnten oder andere Komplikationen auftreten können.
Trotz dieser Hinweise bleibt Mouth Taping ein populärer Trend innerhalb bestimmter Online-Communities rund um gesunden Lebensstil beziehungsweise Selbstoptimierung beim Thema Schlafqualität.
Weitere unbelegte tipps aus dem bereich sleepmaxxing
Neben „neck swinging“ und „mouth taping“ kursieren zahlreiche weitere Empfehlungen unter Sleepmaxxerinnen:
- Der Konsum von zwei Kiwis unmittelbar vor dem Zubettgehen soll angeblich den Einschlafprozess erleichtern.
- Gewichtsdecken gelten als beruhigend wirkende Hilfsmittel zur Verbesserung des Tiefschlafs.
- Das Tragen farbiger Brillengläser wird empfohlen zur Regulierung des zirkadianen Rhythmus beziehungsweise zur Reduzierung blauen Lichts am Abend.
Allerdings fehlt auch hier meist jegliche wissenschaftliche Absicherung für positive Effekte auf den individuellen Schlafrhythmus oder dessen Qualität insgesamt. Viele dieser Tipps basieren eher auf Anekdoten als auf kontrollierten Studienergebnissen aus Schlafforschungslaboratorien weltweit.
Diese Vielfalt zeigt einerseits großes Interesse an gesundem Leben; andererseits aber auch eine gewisse Orientierungslosigkeit angesichts widersprüchlicher Informationen im Internet sowie fehlender professioneller Beratung bei tatsächlichen Problemen mit dem Nachtschlaf.
Expertenmeinungen zum druck perfekter schlafoptimierung
Schlafforscherinnen warnen davor, dass gerade Trends wie Sleepmaxxing dazu führen können, dass Betroffene sich zunehmend gestresst fühlen wegen ihres eigenen schlechten Schlafs – was diesen wiederum verschlimmert statt verbessert:
Die britische Expertin Kathryn Pinkham erklärt dazu: „Je mehr wir versuchen unseren Schlaf mit Tricks oder starren Routinen kontrollieren wollen desto wachsamer und gestresster werden wir.“ Sie weist darauf hin, dass Angst vor schlechtem Einschlafen häufig selbst Ursache chronischer Probleme sei – ein Aspekt weitgehend ignoriert von vielen Influencern innerhalb dieses Trends.
Zudem kritisieren Fachleute kommerzielle Interessen hinter manchen Angeboten rund um Sleepmaxxing-Produkte:
Produkte wie spezielle Mundpflaster gegen Schnarchen sowie Getränke-Pulver mit schlaffördernden Inhaltsstoffen bis hin zu sogenannten „Sleepmax-Gummibärchen“ enthalten oft Melatonin als Wirkstoffbestandteil; dessen Wirksamkeit bei Erwachsenen gilt laut US-Akademie für Schlafforschung jedoch als uneinheitlich belegt.
Abschließend raten Ärztinnen dringend dazu,
bei ernsthaften Problemen immer professionelle Hilfe einzuholen statt alleinigen Vertrauen auf Social-Media-Trends.