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Geoengineering und die sonnenverdunkelung: technische methoden zur erderwärmungsbekämpfung und ihre risiken

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Die globale Erwärmung schreitet trotz Bemühungen nicht schnell genug zurück. Als Alternative zur CO2-Reduktion wird zunehmend über Geoengineering diskutiert, also technische Verfahren, die das Klima direkt beeinflussen sollen. Besonders im Fokus steht dabei die Abschirmung der Sonne durch Partikel in der Stratosphäre.

Technische ansätze des geoengineerings: aerosolinjektion in der stratosphäre

Eine zentrale Methode des Geoengineerings ist die sogenannte Stratosphärische Aerosolinjektion . Dabei werden winzige Partikel in die obere Atmosphäre eingebracht, um einen Teil des Sonnenlichts zu reflektieren und so eine Abkühlung der Erde zu bewirken. Dieses Prinzip beruht auf natürlichen Vorgängen bei großen Vulkanausbrüchen, bei denen Schwefeldioxid in die Atmosphäre gelangt und den Himmel verdunkelt. Die Folge ist ein temporärer Temperaturabfall auf der Erdoberfläche.

Die Verteilung dieser Aerosole erfolgt durch starke Ost- und Westwinde entlang der Breitengrade, was eine relativ gleichmäßige Verteilung ermöglicht. Forschende an verschiedenen Instituten weltweit untersuchen derzeit sowohl das Potenzial als auch mögliche Nebenwirkungen dieser Technik. So warnt Claudia Wieners, Physikerin am Institut für Meeres- und Atmosphärenforschung an der Universität Utrecht, vor regionalen Klimaverschiebungen: „Wenn du die Nordhalbkugel abkühlst, dann wird relativ gesehen die Südhalbkugel wärmer.“ Dies könne etwa zu einer Verschiebung tropischer Regenbänder führen – mit gravierenden Folgen für Regionen, deren Landwirtschaft vom Regen abhängt.

Neben den klimatischen Effekten sind auch technologische Herausforderungen groß: Die genaue Dosierung sowie langfristige Wirkungen sind noch unzureichend erforscht. Zudem besteht das Risiko eines abrupten Abbruchs solcher Maßnahmen – etwa im Falle politischer Konflikte –, was einen plötzlichen Temperaturanstieg nach sich ziehen könnte.

Politische herausforderungen und konfliktpotenziale beim einsatz von geoengineering

Das Thema Geoengineering wirft nicht nur naturwissenschaftliche Fragen auf; vor allem politische Risiken stehen im Mittelpunkt vieler Debatten. Der Einsatz von Technologien wie SAI erfordert internationale Abstimmung und Kontrolle über globale Klimasysteme – ein komplexes Unterfangen angesichts unterschiedlicher Interessenlagen einzelner Staaten.

Der Politikwissenschaftler Stefan Schäfer vom Helmholtz-Zentrum für Geoforschung Potsdam betont: „Die Frage für mich ist, ob man sich in so eine politische Situation überhaupt begeben sollte oder ob das nicht viel zu riskant ist.“ Denn ohne klare globale Regeln könnten einzelne Länder oder Akteure unilateral handeln – mit unvorhersehbaren Konsequenzen für andere Regionen.

Auch Wissenschaftlerinnen wie Ulrike Lohmann von der ETH Zürich sehen Verantwortung darin, sowohl Chancen als auch Risiken transparent darzustellen: „Ich habe das Gefühl, dass ich als Forscherin auch die Verantwortung habe zu sagen: Methode A könnte funktionieren, hat aber diese Nebeneffekte.“

Ein weiteres Problem stellt laut Forschenden wie Wieners ein möglicher sogenannter „Termination Shock“ dar – wenn aus politischen Gründen plötzlich aufgehört wird mit dem Einsatz von Aerosolen zur Kühlung. Dann würde sich das Klima sehr schnell erwärmen; dies wäre gefährlicher als ein schrittweiser Temperaturanstieg.

Geoengineering als notbremse gegen klimakrise? chancen und grenzen

Angesichts steigender Emissionen wächst unter Wissenschaftlern sowie privaten Investoren das Interesse an technischen Lösungen zum Klimaschutz jenseits klassischer CO2-Minderung. Methoden wie SAI gelten inzwischen nicht mehr nur als theoretische Konzepte oder Science-Fiction-Szenarien; sie sind realistische Optionen geworden – allerdings mit erheblichen Unsicherheiten.

Selbst wenn es gelänge, den CO2-Ausstoß innerhalb weniger Jahrzehnte drastisch zu reduzieren oder gar auf null zu bringen: Die Erderwärmung würde zunächst weiter zunehmen aufgrund bereits emittierter Treibhausgase. Hier könnte Geoengineering zeitlich begrenzt eingreifen und sozusagen eine Notbremse darstellen.

Wie Claudia Wieners erklärt: „Die Idee wäre hier, dass wir in der Zeit, wo die Temperatur gefährlich hoch ist, dass wir sie drosseln wollen mit SAI.“ Das Ziel sei es also nicht primär dauerhafte Lösung sondern Überbrückungsmaßnahme bis nachhaltigere Strategien greifen können.

Trotzdem bleibt unklarer Ausgangspunkt bestehen hinsichtlich Langzeitfolgen sowie ethischen Fragen rund um Eingriffe ins Erdsystem selbst bei globaler Zustimmung durch Gremien wie dem UN-Klimarat oder anderen demokratisch legitimierten Institutionen.

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