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Essstörungen bei jungen Frauen: doppelte Klinikaufnahmen und längere Behandlungsdauer 2023

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Die Zahl der stationären Behandlungen von Essstörungen bei Mädchen und jungen Frauen hat sich in Deutschland innerhalb von 20 Jahren verdoppelt. Gleichzeitig verlängert sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Kliniken deutlich.

Zunahme der stationären behandlungen bei Jugendlichen mit essstörungen

Im Jahr 2023 wurden rund 6 000 Patientinnen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren wegen Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie stationär behandelt. Dies entspricht einer Verdopplung gegenüber dem Jahr 2003, als etwa 3 000 junge Patientinnen aufgenommen wurden. Das Statistische Bundesamt dokumentiert damit einen deutlichen Anstieg dieser Erkrankungen unter Jugendlichen. Der Anteil der betroffenen Altersgruppe an allen Krankenhausfällen mit Essstörung stieg von damals knapp einem Viertel auf fast die Hälfte im Jahr 2023.

Insgesamt lag die Zahl aller stationären Fälle mit Diagnosen aus dem Bereich der Essstörungen im vergangenen Jahr bei etwa 12 100 – ein leichter Rückgang gegenüber den rund 12 600 Fällen vor zwei Jahrzehnten. Die Entwicklung zeigt jedoch eine Verschiebung hin zu jüngeren Patientinnen, deren Behandlungskapazitäten offenbar zunehmen müssen.

Essstörungen zählen zu den psychischen Erkrankungen mit schwerwiegenden körperlichen Folgen und erfordern oft eine intensive medizinische Betreuung über mehrere Wochen hinweg. Die steigende Anzahl junger Betroffener verdeutlicht den wachsenden Bedarf an spezialisierten Therapieangeboten für diese Altersgruppe.

Geschlechterverteilung und häufigste diagnosen bei krankenhauspatienten

Frauen sind besonders stark von Essstörungen betroffen: Im Jahr 2023 machten sie mehr als 90 Prozent aller hospitalisierten Fälle aus – ein Anstieg von knapp unter 90 Prozent vor zwanzig Jahren . Diese Dominanz spiegelt sich auch in den häufigsten Diagnosen wider: Magersucht wurde in gut drei Vierteln aller Fälle festgestellt. Bulimie trat dagegen nur in elf Prozent der Krankenhausbehandlungen auf.

Die hohe Prävalenz weiblicher Patienten weist darauf hin, dass geschlechtsspezifische Faktoren weiterhin eine zentrale Rolle spielen könnten – sei es durch gesellschaftliche Schönheitsideale oder biologische Vulnerabilitäten. Männer bleiben zwar seltener betroffen, zeigen aber ebenfalls steigende Fallzahlen sowie längere Verweildauern im Krankenhaus.

Diagnosekriterien für magersucht und bulimie

Die Diagnosekriterien für Magersucht umfassen neben starkem Gewichtsverlust auch psychische Symptome wie Angst vor Gewichtszunahme oder gestörtes Körperbild. Bulimie zeichnet sich durch wiederholte Episoden unkontrollierten Essens gefolgt von kompensatorischem Verhalten wie Erbrechen aus.

Verlängerte behandlungsdauer signalisiert komplexere krankheitsverläufe

Die durchschnittliche Dauer eines Klinikaufenthalts wegen einer Essstörung ist seit dem Jahr 2003 kontinuierlich angestiegen und erreichte im Jahr 2023 einen Höchstwert von etwa 53,2 Tagen pro Fall – sowohl für Frauen als auch Männer gleichermaßen gültig. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher stationärer Aufenthalt aller Krankheiten lag laut Bundesamt zuletzt nur noch bei rund 7,2 Tagen.

Diese Verlängerung deutet darauf hin, dass die Behandlung komplexer geworden ist oder schwerwiegendere Krankheitsbilder häufiger auftreten. Längere Therapien können notwendig sein zur Stabilisierung des Gesundheitszustands sowie zur umfassenden psychotherapeutischen Begleitung während des Klinikaufenthalts.

Essstörungen erfordern meist multidisziplinäre Ansätze inklusive Ernährungsberatung, Psychotherapie sowie medizinischer Überwachung lebenswichtiger Funktionen wie Herz-Kreislauf-System oder Elektrolythaushalt. Die zunehmende Verweildauer könnte zudem Ausdruck verbesserter Versorgungsqualität sein oder auf verzögerte Entlassungen aufgrund fehlender ambulanter Anschlussbehandlung hindeuten.

Todesfälle durch essstörungsbedingte komplikationen bleiben hoch

Trotz intensiver Behandlung sterben jährlich Menschen an den Folgen ihrer Erkrankung: Im Berichtsjahr verzeichnete das Statistische Bundesamt 78 Todesfälle, die direkt auf eine diagnostizierte Essstörung zurückzuführen sind. Diese Zahl schwankt über Jahre hinweg; ihr bisheriger Höchststand lag im Jahr 2008 mit hundert registrierten Todesfällen innerhalb des betrachteten Zeitraums von zwei Jahrzehnten.

Essgestörte Patienten leiden häufig unter lebensbedrohlichen Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen infolge Mangelernährung oder Elektrolytverschiebungen sowie Organversagen nach langjährigem Nahrungsverzicht beziehungsweise Erbrechenserkrankungen beim Bulimie-Verlauf.

Das Risiko tödlicher Verläufe macht deutlich, dass frühzeitige Diagnose- und Interventionsstrategien entscheidend sind für bessere Prognosen dieser schweren psychiatrischen Erkrankungen mit somatischen Folgeschäden.

dpa

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