Die bekannte Schlagerkünstlerin Michelle gibt Einblicke in ihre von Gewalt und Vernachlässigung geprägte Kindheit. In einem ausführlichen Interview berichtet sie über die schwierigen familiären Verhältnisse, die sie geprägt haben.
Kindheitserfahrungen von Michelle: Gewalt, Alkoholismus und Vernachlässigung
Michelle, mit bürgerlichem Namen Tanja Hewer, erinnert sich an eine Kindheit ohne glückliche Momente. Die 53-Jährige beschreibt ihr Elternhaus als von schwerem Alkoholismus und körperlicher sowie psychischer Gewalt geprägt. Beide Elternteile litten unter Suchtproblemen, wobei der Vater besonders brutal agierte. „Bei uns zu Hause waren Gewalt und jegliche Verwahrlosung an der Tagesordnung“, sagt sie im Interview mit der „Bild“-Zeitung. Die Misshandlungen umfassten verbale Beschimpfungen ebenso wie körperliche Übergriffe, was für die Kinder ein Leben voller Angst bedeutete.
Für Michelle war diese Lebensrealität lange Zeit normal: „Als Kind denkt man, das ist normal. Wir kannten es nicht anders.“ Die ständige Unsicherheit prägte ihren Alltag nachhaltig. Trotz Kenntnisnahme durch Nachbarn, Schule oder Jugendamt blieb Hilfe aus – ein Umstand, den viele Betroffene aus ähnlichen Situationen kennen.
In besonders dramatischen Nächten gelang es manchmal ihrer Mutter, mit den Kindern ins Frauenhaus zu fliehen – doch diese Rückzugsorte waren nur temporär sicher. Nach jeder Rückkehr zum gewalttätigen Vater verschlimmerten sich die Zustände erneut erheblich. Michelle reflektiert heute: „Heute weiß ich, sie hatte gar keine andere Wahl. Es ging jeden Tag einfach nur ums Überleben.“
Der weg zur musik trotz schwieriger Pflegefamilienverhältnisse
Mit neun Jahren wurden Michelle und ihre Schwester in eine Pflegefamilie gegeben – doch auch dort fanden sie keinen dauerhaften Schutz vor Misshandlung. Bei einer weiteren Pflegefamilie kam es sogar zu einem versuchten körperlichen Missbrauch durch den Mann des Hauses.
Erst bei einer späteren Familie fand Michelle Halt und Zugang zur Musik durch die Band des Pflegevaters. Diese Erfahrung legte den Grundstein für ihre spätere Karriere als erfolgreiche Schlagersängerin im deutschsprachigen Raum.
Die Musik wurde für sie nicht nur Ausdrucksmittel sondern auch eine Möglichkeit zur Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse aus der Kindheit.
Abschiedstournee 2024: Reflexionen über trauma und familiäre distanz
Heute zählt Michelle zu den bekanntesten Schlagerstars Deutschlands; 2001 vertrat sie das Land beim Eurovision Song Contest erfolgreich auf internationaler Bühne. Im Jahr 2024 startet die Sängerin ihre Abschiedstournee unter dem Motto „Wer Liebe lebt“.
Trotz ihres Erfolgs bleibt das Trauma aus der Vergangenheit präsent: „Ich habe ein riesiges Trauma mitgenommen in mein Leben“, gesteht Michelle offen im Gespräch mit der Presse.
Besonders belastend war für sie das Gefühl des Nicht-Gewolltseins seitens ihres Vaters: „Unser Vater sagte uns von klein auf, dass wir keine Wunschkinder gewesen sind.“ Diese Worte prägten ihr Selbstbild lange Zeit negativ.
Mittlerweile hat Michelle jeglichen Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen – ein Schritt zur Abgrenzung gegenüber ihrer belastenden Herkunftsfamilie sowie zum Schutz ihrer eigenen psychischen Gesundheit.
Der offene Umgang mit ihren Erfahrungen zeigt einen wichtigen Beitrag zur Enttabuisierung von häuslicher Gewalt sowie deren langfristigen Folgen bei prominenten Persönlichkeiten wie ihr selbst auf.