Der 71-jährige Actionstar Jackie Chan äußerte beim Filmfestival in Locarno deutliche Kritik an der aktuellen Hollywood-Industrie. Er bemängelte, dass große Studios mehr auf finanzielle Gewinne als auf künstlerische Qualität setzen.
Kritik an hollywoods studios und deren fokus auf gewinnmaximierung
Beim renommierten Filmfestival in Locarno, wo ihm der Pardo alla Carriera für sein Lebenswerk verliehen wurde, sprach Jackie Chan offen über seine Sicht auf die heutige Filmbranche. Er stellte fest: „Ich denke, die alten Filme sind besser als die heutigen.“ Diese Aussage unterstrich er mit einer scharfen Analyse der gegenwärtigen Produktionsbedingungen in Hollywood. Laut Chan haben sich viele große Studios von Filmemachern zu Geschäftsleuten gewandelt. Statt kreative Visionen zu verfolgen, stehe vor allem das finanzielle Ergebnis im Vordergrund.
Chan erklärte weiter: „Sie investieren 40 Millionen und der erste Gedanke ist: ‚Wie bekomme ich das zurück?‘“ Diese Denkweise führe dazu, dass es immer schwieriger werde, qualitativ hochwertige Filme zu produzieren. Die Priorität liege nicht mehr bei künstlerischer Innovation oder handwerklicher Perfektion, sondern bei sicheren Renditen und kalkulierten Erfolgen an den Kinokassen. Für den Schauspieler und Regisseur bedeutet dies einen Verlust an Kreativität und Authentizität im Filmschaffen.
Diese Kritik spiegelt eine weit verbreitete Debatte innerhalb der Branche wider, bei der kommerzielle Interessen oft mit künstlerischem Anspruch kollidieren. Chans Worte verdeutlichen die Spannungen zwischen dem Wunsch nach innovativen Geschichten und dem Druck großer Investoren sowie Marketingstrategien.
Jackie chans beitrag zum filmhandwerk und seine frühe karriere
Im Rahmen des Festivals wurden auch einige seiner frühen Werke wie Project A und Police Story gezeigt – Filme, die heute als Meilensteine des Actionkinos gelten. Dort demonstrierte Jackie Chan nicht nur seine Fähigkeiten vor der Kamera, sondern auch sein umfassendes Engagement hinter den Kulissen.
Chan betonte mehrfach seine Hingabe zum gesamten Filmprozess: Vom Stunt-Design über Schauspiel bis hin zur Tonregie habe er alle Bereiche am Set selbst erlernt. Dieses breite Können unterscheidet ihn von vielen Kollegen seiner Generation oder aus Hollywood-Studios mit spezialisierten Rollenverteilungen.
Seine Herangehensweise zeigt ein tiefes Verständnis für das Handwerk des Filmemachens sowie eine Leidenschaft für Detailarbeit – Eigenschaften, die ihm weltweit Anerkennung eingebracht haben. Durch diese Vielseitigkeit konnte er innovative Kampfszenen choreografieren und gleichzeitig authentische Charaktere darstellen.
Die Kombination aus körperlicher Präzision bei Stunts sowie kreativer Kontrolle macht Chans Arbeit einzigartig im internationalen Kinoumfeld – ein Kontrast zur oft fragmentierten Produktion großer Studioproduktionen heute.
Asiatische filmindustrie: zwei regisseure beherrschen alle bereiche
Mit einem humorvollen Seitenhieb gab Jackie Chan Einblick in Besonderheiten der asiatischen Filmindustrie während seines Auftritts in Locarno: „In ganz Asien gibt es nur zwei Regisseure, die alles können.“ Damit meinte er jene wenigen Künstlerfiguren mit umfassender Kompetenz vom Drehbuchschreiben über Regieführung bis hin zur Stuntkoordination und Schnittbearbeitung.
Er nannte explizit zwei Namen: Zum einen seinen langjährigen Weggefährten Sammo Hung, zum anderen sich selbst – also Jackie Chan persönlich. Beide hätten sich durch jahrelange Erfahrung ein breites Spektrum angeeignet; Fähigkeiten kombiniert aus Schauspielkunst sowie technischem Know-how hinter Kamera und Schnittplatz.
Diese Allrounder-Rolle sei selten geworden angesichts zunehmender Spezialisierung weltweit – besonders im westlichen Kino dominieren klare Arbeitsteilungen zwischen Autoren-, Regisseur-, Produzenten- oder Technikteams das Bild großer Produktionen.
Chan ergänzte augenzwinkernd noch eine weitere Fähigkeit als Alleinstellungsmerkmal seiner Person hinzu: „Und ich bin besser, weil ich singen kann.“ Tatsächlich hatte er frühzeitig Gesangstechniken gelernt; dies diente ihm dazu neue Karrierewege neben reinen Stuntrollen zu eröffnen – etwa durch Auftritte in US-amerikanischen Late-Night-Shows mit vielfältigen Darbietungen jenseits bloßer Kampfkunst oder Akrobatik.
Dieser Facettenreichtum trug wesentlich dazu bei, dass Jackie Chan international nicht nur als Actionstar bekannt wurde sondern auch als vielseitiger Entertainer respektiert ist – was ihn von vielen anderen unterscheidet.