Nach dem Rückzug der Lufthansa von der Flugstrecke zwischen Paderborn/Lippstadt und München haben Unternehmer aus Ostwestfalen eine neue Fluggesellschaft gegründet. Ziel ist es, die Region weiterhin an den internationalen Flugverkehr anzubinden und die wirtschaftliche Vernetzung zu sichern.
Gründung der skyhub pad als reaktion auf lufthansa-rückzug
Die Entscheidung der Lufthansa, ihre innerdeutsche Verbindung von Paderborn/Lippstadt nach München einzustellen, sorgte in Ostwestfalen für Unverständnis und Kritik. Bis Ende Mai 2025 bot die Airline bis zu drei tägliche Flüge an, um vor allem Geschäftsreisenden eine schnelle Anbindung an das Drehkreuz München zu ermöglichen. Die Begründung für den Rückzug lag in den hohen Kosten innerdeutscher Flüge: Gebühren für Sicherheitskontrollen und Flugsicherung machten Tickets zunehmend unattraktiv.
Vor diesem Hintergrund entstand die Initiative lokaler Unternehmerinnen und Unternehmer, selbst eine Fluggesellschaft ins Leben zu rufen. Unter Federführung von Christoph Plass, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, wurde im Sommer 2025 die Skyhub PAD GmbH & Co. KG gegründet. Anfangs erklärten sich 36 Gesellschafter bereit, jeweils mindestens 25 000 Euro in das Projekt einzubringen; inzwischen zählt das Unternehmen 59 Gesellschafter mit einem Eigenkapital von über zwei Millionen Euro.
Der Landrat des Kreises Paderborn sowie Aufsichtsratsvorsitzende des Flughafens Paderborn/Lippstadt, Christoph Rüther, betonte: „Als die Lufthansa im Herbst 2024 ihren Rückzug angekündigt hatte, haben wir nicht den Kopf in den Sand gesteckt.“ Die Gründung einer eigenen Airline gilt als bundesweit einmaliges Modell zur Sicherung regionaler Luftverkehrsanbindungen.
Virtuelles airline-modell mit Kooperationen zur kosteneffizienz
Skyhub PAD verfolgt kein klassisches Airline-Konzept mit eigener Flugzeugflotte oder Crew. Stattdessen setzt das Unternehmen auf ein Modell einer virtuellen Fluggesellschaft: Es mietet ein Gesamtpaket – bestehend aus Maschine, Besatzung sowie Versicherung – bei einem etablierten Anbieter an. Die operativen Genehmigungen liegen beim dänischen Luftfahrtunternehmen DAT , welches auch alle Flüge durchführt.
Diese Kooperation ermöglicht es Skyhub PAD, ohne große Investitionen direkt zum Start drei tägliche Verbindungen zwischen Paderborn/Lippstadt und München anzubieten – morgens, mittags sowie abends – passend auf Geschäftsreisende zugeschnitten. Die Reisezeit beträgt rund eine Stunde; damit ist sie deutlich schneller als vergleichbare Bahnverbindungen.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch ein Interlining-Abkommen mit Lufthansa: Passagiere können nahtlos Anschlussflüge ab München buchen und so internationale Ziele wie New York, Shanghai oder Tokio erreichen. Dies stärkt insbesondere mittelständische Unternehmen in Ostwestfalen durch verbesserte globale Erreichbarkeit.
Finanzielle herausforderungen trotz erfolgreichem start
Obwohl Skyhub PAD bereits einen erfolgreichen Start verzeichnet hat und großes Interesse bei lokalen Firmen besteht, bleibt die Finanzierung anspruchsvoll. Rund 80 Prozent der Kosten fallen vorab an; Einnahmen aus Ticketverkäufen werden erst nach Abflug generiert. Deshalb sind weitere Investoren notwendig: „Wir werden mehr Kapital benötigen“, erklärt Christoph Plass klar.
Die Ticketpreise beginnen bei etwa 149 Euro pro Strecke inklusive Steuern sowie Gebühren – ein wettbewerbsfähiger Preis angesichts des Zeitvorteils gegenüber anderen Verkehrsmitteln wie Bahn oder Auto. Entscheidend wird sein, ob genügend Passagiere das Angebot regelmäßig nutzen; nur dann kann Skyhub PAD dauerhaft wirtschaftlich arbeiten ohne Defizite zu schreiben.
Der erste Linienflug soll am 1. September starten; zunächst sind täglich drei Verbindungen geplant mit Fokus auf Geschäftsreisende aus Ostwestfalen sowie angrenzenden Regionen wie Lippe oder Südwestfalen.
Perspektiven für regionale luftverkehrsanbindung durch private initiativen
Das Engagement privater Unternehmer zeigt exemplarisch neue Wege zur Sicherung regionaler Verkehrsangebote jenseits großer Konzerne wie Lufthansa auf – gerade wenn diese Strecken wegen Wirtschaftlichkeit einstellen wollen oder müssen.
Ob dieses Modell einer virtuellen Airline Nachahmer findet bleibt offen; ähnliche Herausforderungen bestehen beispielsweise auch am Flughafen Leipzig/Halle nach Streichungen seitens Lufthansa im Sommer vergangenen Jahres. Dort suchen lokale Akteure ebenfalls Lösungen zur Wiederbelebung wichtiger innerdeutscher Verbindungen zum Münchner Drehkreuz beziehungsweise anderen Hubs innerhalb Europas beziehungsweise weltweit.
Insgesamt verdeutlicht dieser Schritt jedoch eindrucksvoll den Willen ostwestfälischer Wirtschaftstreibender zur aktiven Gestaltung ihrer Infrastruktur-Anbindung über klassische Grenzen hinaus – verbunden mit innovativen Konzepten im Luftverkehrsmarkt unter Nutzung bestehender Ressourcen externer Partnerunternehmen.