Die deutschen Exporte verzeichneten im Juni 2025 ein überraschendes Wachstum, obwohl die Ausfuhren in die USA weiter zurückgingen. Die gestiegene Nachfrage aus der EU und China kompensierte den Rückgang auf dem US-Markt.
Deutsche exportentwicklung im juni 2025: wachstum trotz rückläufigem us-geschäft
Im Juni 2025 stiegen die deutschen Exporte um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat auf insgesamt 130,5 Milliarden Euro. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Dieses Wachstum fiel höher aus als von Ökonomen erwartet, die lediglich mit einem Anstieg von 0,5 Prozent gerechnet hatten. Im ersten Halbjahr legten die Ausfuhren insgesamt um 0,6 Prozent auf 785,6 Milliarden Euro zu.
Trotz des positiven Gesamtergebnisses zeigte sich eine deutliche Schwäche im US-Geschäft. Die Exporte in die Vereinigten Staaten sanken im Monatsvergleich um 2,1 Prozent auf einen Wert von nur noch 11,8 Milliarden Euro – der niedrigste Stand seit Februar 2022 und bereits der dritte Rückgang in Folge. Diese Entwicklung ist vor allem auf höhere Zölle zurückzuführen: Viele Unternehmen hatten ihre Lieferungen vorgezogen, bevor neue Zollregelungen in Kraft traten.
Im Vergleich zum Juni des Vorjahres gingen die deutschen Ausfuhren in die USA kalender- und saisonbereinigt sogar um rund acht Prozent zurück. Seit dem 07.08.2025 gelten für EU-Ausfuhren in die USA erhöhte Zollsätze von bis zu fünfzehn Prozent statt zuvor zehn Prozent beziehungsweise niedrigerer Sätze vor Amtsantritt Trumps.
Aussagen von helena melnikov und jörg krämer
Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer , kommentierte diese Entwicklung:
„Die Anhebung des US-Basiszollsatzes auf fünfzehn Prozent verschärft die Situation für viele international tätige deutsche Unternehmen deutlich.“
Sie betonte zudem den Mangel an Planungssicherheit durch unklare Details bei den Zollvereinbarungen:
„Diese Unklarheit ist Gift für Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit.“
Auch Jörg Krämer von der Commerzbank sieht langfristige Folgen: Er prognostiziert einen preisbereinigten Rückgang der Exporte in die USA um zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre aufgrund höherer Zölle.
Wachstumstreiber china und eu sowie herausforderungen für industrieproduktion
Neben den Herausforderungen am US-Markt entwickelten sich andere Exportregionen positiv. China belegte Platz zwei als wichtigster Handelspartner mit einem Exportvolumen von etwa sechs Komma neun Milliarden Euro im Juni – ein Plus von über einem Prozent gegenüber Mai dieses Jahres. Auch Großbritannien verzeichnete leichte Zuwächse bei den Ausfuhren mit sieben Komma zwei Milliarden Euro Warenwert.
Insgesamt beliefen sich Deutschlands Exporte an Drittstaaten außerhalb Europas im Juni auf rund siebenundfünfzig Komma fünf Milliarden Euro; innerhalb der Europäischen Union wurden Waren im Wert von dreiundsiebzig Milliarden Euro ausgeführt.
Parallel zum Exportanstieg nahmen auch Importe kräftig zu – sie wuchsen um vier Komma zwei Prozent gegenüber Mai auf insgesamt einhundertfünfzehn Komma sechs Milliarden Euro. Der größte Anteil kam wie üblich aus China , was einer Steigerung von fast sechs Prozent entspricht und als Indikator für eine steigende Binnennachfrage gilt.
Gedämpfte industrieproduktion trotz exportzuwachs
Trotz dieser positiven Außenhandelszahlen bleibt das Bild bei Produktion und Industrie gedämpft: Die Fertigungstätigkeit sank überraschend stark um fast zwei Prozent zum Vormonat – so tief wie zuletzt während des Corona-bedingten Einbruchs Mitte Mai 2020. Auch nachträgliche Korrekturen zeigten eine schwächere Produktion bereits im Mai als zunächst gemeldet; insbesondere Betriebe aus dem Automobilsektor meldeten geringere Produktionszahlen nach unten korrigiert.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte diese Entwicklung teilweise als Reaktion auf Vorzieheffekte infolge angekündigter Zollanhebungen sowie fehlende Impulse durch neue Aufträge am Beginn des dritten Quartals:
„Wegen der US-Zölle sind auch zu Beginn des dritten Quartals keine Impulse für einen dauerhaften Aufschwung der Industriekonjunktur absehbar.“
Der enttäuschende Auftragseingang vom Vortag unterstreicht diese Einschätzung zusätzlich und zeigt weiterhin Herausforderungen für Deutschlands Industrieunternehmen angesichts globaler Handelsspannungen sowie struktureller Anpassungsprozesse anhaltender Natur.