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Russland wirbt minderjährige für sabotageakte in der Ukraine an und nutzt unzufriedenheit aus

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Russische Geheimdienste versuchen, die ukrainische Gesellschaft durch gezielte Sabotageakte zu destabilisieren. Dabei rekrutieren sie vor allem Minderjährige über das Internet, um Anschläge auf militärische Einrichtungen und zivile Infrastruktur durchzuführen.

Modus operandi russischer geheimdienste bei sabotagen in der Ukraine

In den letzten Monaten häufen sich Berichte über Brandstiftungen an Fahrzeugen von Armeeangehörigen sowie an Rekrutierungszentren in der Ukraine. Die ukrainische Polizei registrierte allein im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 128 Fälle solcher Anschläge. Nach Erkenntnissen des ukrainischen Geheimdienstes SBU stehen diese Taten meist im Zusammenhang mit russischen Agenten, die gezielt Jugendliche für ihre Zwecke gewinnen.

Das Vorgehen folgt einem klar erkennbaren Muster: Über lokale Nachrichtenportale werden junge Menschen auf Telegram-Kanäle aufmerksam gemacht, wo sie von vermeintlichen Widerstandsgruppen angesprochen werden. Diese Gruppen geben vor, gegen die Mobilisierung und den Krieg zu kämpfen. Sie versprechen schnelle finanzielle Belohnungen für kurze Einsätze wie das Anzünden von Autos oder Kabelverteilerschränken.

Ein beispiel aus der nordukraine

Ein exemplarisches Beispiel ist der Fall des 18-jährigen Ihor aus Nordukraine. Er wurde über eine Online-Anzeige auf einen Telegram-Kanal aufmerksam und kam so mit einem Agenten namens „Ferrari“ in Kontakt. Dieser gab sich als Teil einer Untergrundbewegung aus, deren Ziel es sei, die Arbeit der Rekrutierungszentren zu stören. Ihor berichtet: „Mindestens 1000 Dollar könne man für 15 bis 20 Minuten Arbeit verdienen.“ Die finanzielle Motivation spielt eine zentrale Rolle bei der Anwerbung junger Menschen.

Neben Geld nutzen die Agenten auch emotionale Bindungen und persönliche Schicksale zur Manipulation: Im Fall von Ihor wurde bekannt, dass seine Mutter an Krebs erkrankt war – ein Umstand, den „Ferrari“ offenbar gezielt einsetzte, um ihn zu weiteren Sabotageakten zu bewegen.

Psychologische manipulation minderjähriger als strategisches ziel

Die meisten dokumentierten Fälle betreffen Minderjährige; laut Recherchen von Investigativjournalisten wie Walerija Jehoschyna sind sogar Kinder ab zehn Jahren betroffen – so berichtete etwa die Staatsanwaltschaft in Charkiw über einen solchen Fall. Minderjährige gelten als besonders beeinflussbar und leicht manipulierbar.

Die russischen Agenten setzen neben finanziellen Anreizen auch Drohungen ein: Wenn Jugendliche Zweifel äußern oder sich zurückziehen wollen, erhalten sie Einschüchterungen wie „Wir wissen, wo du wohnst“ oder Hinweise darauf, dass ihre Eltern informiert würden. Diese psychologische Gewalt soll Loyalität erzwingen und weitere Aktionen sicherstellen.

Die emotional unterstützende Rolle eines älteren Betreuers ist ebenfalls häufig Teil des Manipulationskonzepts – Jugendliche fühlen sich verstanden oder gebraucht und halten deshalb länger Kontakt mit ihren Auftraggebern aufrecht.

Diese Strategie zielt darauf ab, gesellschaftliche Spannungen innerhalb der Ukraine auszunutzen – insbesondere Unzufriedenheit mit dem Militärdienst –, um junge Menschen gegen ihr eigenes Land aufzubringen oder zumindest Verunsicherung zu schaffen.

Gesellschaftsspaltung als ziel

Obwohl einzelne Brandanschläge materiell vergleichsweise geringe Schäden verursachen können – selbst mehrere hundert ausgebrannte Fahrzeuge beeinflussen kaum direkt die Moral innerhalb der ukrainischen Streitkräfte –, besitzen diese Taten eine hohe symbolische Bedeutung für Russland.

Das Bildmaterial brennender Autos oder zerstörter Rekrutierungszentren wird systematisch gesammelt und dient als Propagandamaterial in sozialen Medien wie Telegram sowie anderen Kanälen staatlicher Medien Russlands. Dort wird suggeriert, es gebe breiten Widerstand gegen das eigene Militärregime innerhalb der Ukraine beziehungsweise eine Ablehnung des Krieges unter weiten Teilen der Bevölkerung.

Nach Einschätzung von Walerija Jehoschyna geht es dabei vor allem darum: „die ukrainische Gesellschaft noch mehr zu spalten.“ Durch solche Inszenierungen sollen Zweifel gesät werden am Zusammenhalt im Land sowie am Willen zur Verteidigung gegen Russland selbst nach mehr als drei Jahren Kriegshandlungen seit Februar 2022.

Der Einsatz psychologisch geschickter Methoden ermöglicht es den russischen Geheimdiensten somit mit vergleichsweise geringem Aufwand großen Schaden anzurichten – nicht nur materiell sondern vor allem gesellschaftlich-politisch durch Spaltung und Desinformationskampagnen im digitalen Raum.

Präventionsmaßnahmen gegen manipulation jugendlicher empfohlen

Angesichts dieser Entwicklungen fordern Experten verstärkte Aufklärungskampagnen insbesondere an Schulen zum Thema Desinformation sowie Manipulationstechniken durch fremde Geheimdienste beziehungsweise Propagandaakteure aus Russland. Nur so könnten junge Menschen frühzeitig sensibilisiert werden gegenüber Versuchen zur Beeinflussung ihrer Einstellungen oder Handlungen zugunsten feindlicher Interessenlagen während des Krieges.

Walerija Jehoschyna, Investigativjournalistin bei Radio Swoboda Kiew betont: „Es ist wichtig jungen Leuten Werkzeuge an die Hand zu geben zum Erkennen solcher Strategien.“

Eine verbesserte mediale Bildung könnte helfen verhindern helfen, dass weitere Minderjährige Opfer dieser verdeckten Einflussnahme werden – was langfristig auch zur Stärkung gesellschaftlichen Zusammenhalts beiträgt.

Damit bleibt Prävention ein zentraler Baustein im Kampf gegen hybride Bedrohungen durch Sabotage-Operationen unter Ausnutzung verletzbarer Jugendlicher während andauernder Konflikte zwischen Russland und Ukraine seit Frühjahr 2022 bis heute .

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