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Regnerischer juli 2025 in deutschland und die debatte um den klimawandel

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Der Juli 2025 in Deutschland war geprägt von vergleichsweise kühlem und nassem Wetter, was im Internet vielfach als Argument gegen die Dringlichkeit des Klimawandels genutzt wird. Trotz dieser Wahrnehmung zeigen meteorologische Daten, dass die Sommermonate Juni und Juli über dem langjährigen Mittel liegen und der Klimawandel weiterhin messbar ist.

Wetterlage im juli 2025 und ihre wahrnehmung in sozialen medien

Der Sommermonat Juli 2025 präsentierte sich in Deutschland mit ungewöhnlich viel Niederschlag und geringerer Sonnenscheindauer als üblich. Diese Wetterlage führte zu zahlreichen Beiträgen auf sozialen Medien, die den Klimawandel infrage stellen oder gar als „Klimaschwindel“ bezeichnen. So kursieren Posts mit Aussagen wie „Die Verarsche geht weiter; Hitzewelle ohne Hitzebelastung!“ oder Shirts mit provokanten Sprüchen gegen wissenschaftliche Warnungen.

Auch rechtspopulistische Medienportale griffen das Thema auf. Dort wurde von einem angeblichen „arktischen Kälteeinbruch“ gesprochen, der entgegen der erwarteten „Gluthitze“ eingetreten sei. In diesen Beiträgen wird behauptet, global sei keine Erwärmung erkennbar – eine Aussage, die wissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht. Ein weiterer Beitrag stellte fest: „Das Klima, das ist heute keine Frage von Wetterdaten mehr, sondern von Gesinnung.“

Politische Akteure wie Vanessa Behrendt von der AfD verstärkten diese Narrative auf Plattformen wie X . Sie schrieb etwa: „Willkommen im Trans-Sommer 2025. Der Sommer, in dem sich die Sonne spontan als Regen identifiziert hat.“ Solche Kommentare spiegeln eine wiederkehrende Strategie wider: Einzelne Wetterereignisse werden genutzt, um langfristige Klimaentwicklungen zu relativieren oder zu leugnen.

Dieses Phänomen ist nicht neu. Schon bei kalten Wintern oder verregneten Sommern wird häufig argumentiert, dass es keinen menschengemachten Klimawandel gebe oder dieser weniger gravierend sei als dargestellt. Dabei verkennen solche Darstellungen den Unterschied zwischen kurzfristigen Wetterereignissen und langfristigen Klimaänderungen grundlegend.

Temperatur- und niederschlagsentwicklung im sommerhalbjahr 2025

Meteorologische Messwerte des Deutschen Wetterdienstes zeigen für Juni und Juli 2025 eine deutliche Abweichung nach oben gegenüber der Referenzperiode von 1961 bis 1990 – trotz des regnerischen Julis bleibt ein Erwärmungstrend erkennbar. Der Juni erreichte eine Durchschnittstemperatur von 18,4 Grad Celsius – rund drei Grad über dem Mittelwert dieses Monats aus der Referenzperiode . Damit zählt er zu den sieben wärmsten Junimonaten seit Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen im Jahr 1881.

Der Juli lag ebenfalls bei einer Durchschnittstemperatur von etwa 18,4 Grad Celsius – rund anderthalb Grad über dem historischen Mittelwert . Mit Platz 39 unter allen Julimonaten seit Messbeginn befindet sich dieser Monat zwar nicht an vorderster Stelle hinsichtlich Hitzeextremen; dennoch bestätigt auch diese Zahl einen anhaltenden Temperaturanstieg.

Andreas Walter vom DWD erklärt dazu: „Die positiven Temperaturabweichungen beider bisherigen Sommermonate deuten darauf hin, dass der Trend zu wärmeren Temperaturen anhält.“ Er führt dies auf anthropogene Treibhausgasemissionen zurück sowie deren zusätzlichen Treibhauseffekt in der Atmosphäre.

Was Niederschläge betrifft zeigt sich ein differenziertes Bild: Im Juni fielen durchschnittlich knapp unter sechzig Liter pro Quadratmeter Regen – deutlich weniger als historische Rekordwerte aus früheren Jahren nahelegen würden. Der Juli hingegen brachte mit rund 113 Litern pro Quadratmeter deutlich mehr Niederschlag als das langjährige Mittel , liegt aber noch weit entfernt vom Rekordwert aus dem Jahr 1954 mit fast 169 Litern pro Quadratmeter.

Die Sonnenscheindauer variierte ebenfalls stark zwischen beiden Monaten: Während es im Juni außergewöhnlich sonnig war , blieb sie im Juli mit knapp unter zweihundert Stunden vergleichsweise gering – historisch betrachtet eher durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich für diesen Monat seit Beginn systematischer Messungen vor mehr als hundert Jahren.

Walter betont abschließend: „Bezüglich des Niederschlags und der Sonnenscheindauer kann bisher nur ein durchschnittlicher deutscher Sommer festgestellt werden.“ Die Kombination aus relativ warmem Juni sowie feuchtem Juli entspricht dabei natürlichen Schwankungen innerhalb eines längerfristigen Erwärmungstrends.

Unterschied zwischen wetterphänomenen und klimatrends am beispiel europaweiter temperaturen

Meteorologe Martin Gudd vom ARD-Wetterkompetenzzentrum weist darauf hin, dass gerade aufgrund ungewöhnlicher Witterungsbedingungen einzelne Monate subjektiv sehr unsommerlich wirken können – insbesondere wenn vorherige Jahre durch extreme Hitze geprägt waren:

„Dass gerade dieser regnerische juli so wahrgenommen wird liegt daran, dass viele vergangene sommer eher unnormal heiß waren.“

Er verweist zudem darauf, dass regionale Unterschiede innerhalb Europas groß sind. Dort, wo Deutschland einen feuchten Monat erlebt hat, wurden andernorts Temperaturen bis zu 44 beziehungsweise 46 Grad gemessen. Dies führte dort zu schwerer Trockenheit, Waldbränden sowie offiziellen Hitzewarnungen. In Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien sowie Teilen der Türkei zeigte sich somit sehr deutlich, dass klimatische Veränderungen weiterhin spürbar sind:

„Was man lokal nicht sieht, wird oft ignoriert – doch insgesamt passt alles ins Bild.“

Diese Differenzen verdeutlichen den Unterschied zwischen kurzfristigem regionalem Wettergeschehen einerseits sowie langfristigen globalen Klimaentwicklungen andererseits. Die Wahrnehmungsverschiebung entsteht häufig durch unmittelbare lokale Eindrücke statt durch umfassende Datenanalyse über Jahrzehnte hinweg.

Wissenschaftliche bewertung langfristiger klimaentwicklungen versus kurzfristiger wetterlagen

Fachleute betonen immer wieder, dass einzelne Monate oder Jahre kein belastbarer Indikator für globale Klimaänderungen sein können. Kevin Sieck vom Climate Service Center Germany erklärt:

„Robuste Aussagen über Klimatrends lassen sich nur treffen, wenn man mehrere Jahrzehnte betrachtet.“

Dies bedeutet, sowohl natürliche Schwankungen wie auch temporäre Extremwetterlagen müssen stets vor einem größeren zeitlichen Hintergrund bewertet werden. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Biogeochemie ergänzen:

„Wetter beschreibt kurzfristige Zustände – kalt, nass, warm, trocken – während Klima mittelfristige Entwicklungen abbildet.“

Langfristmessreihen zeigen eindeutig einen Anstieg mittlerer Jahrestemperaturen in Deutschland. Die Werte stiegen beispielsweise seit Mitte des letzten Jahrhunderts kontinuierlich an. Im Jahr 1960 lag die Durchschnittstemperatur noch bei etwa 8,4 Grad Celsius. Im vergangenen Jahr betrug sie bereits 10,9 Grad Celsius. Global gesehen lag das Temperaturniveau sogar um circa anderthalb Grad höher verglichen zum vorindustriellen Zeitalter Ende neunzehnten Jahrhunderts. Diese Zahlen bestätigen klar den fortschreitenden Einfluss menschlicher Aktivitäten auf das Erdklima trotz einzelner kühlerer Perioden hierzulande.

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