Der Zulieferer Birtat aus Murr bei Ludwigsburg steht seit Wochen im Mittelpunkt eines Arbeitskampfs. Die Beschäftigten fordern höhere Löhne und einen Haustarifvertrag, was die Produktion von Dönerspießen beeinträchtigt und zu Lieferengpässen in deutschen Imbissen führen könnte.
Hintergrund zum streik bei Birtat und bedeutung für die dönerbranche
Die Firma Birtat, ein Tochterunternehmen der Meat World SE, gilt als einer der größten Hersteller von Dönerspießen in Baden-Württemberg sowie als führender Anbieter auf dem deutschen Markt. In der Produktionsstätte in Murr stecken rund 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fleisch vom Kalb, Hähnchen oder Rind auf Spieße, die anschließend schockgefrostet an zahlreiche Imbisse ausgeliefert werden. Nach Angaben des Unternehmens erreicht das Sortiment monatlich mehr als 13 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten – verteilt über viele Städte Europas.
Seit etwa eineinhalb Jahren organisieren sich die Beschäftigten gewerkschaftlich unter dem Dach der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten . Neben Deutsch werden im Betrieb auch Türkisch, Bulgarisch und Rumänisch gesprochen, was den Aufbau einer gemeinsamen Interessenvertretung erschwerte. Seit Februar kämpfen die Mitarbeitenden mit Unterstützung ihres Betriebsrats für bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Entgelte.
Forderungen der Beschäftigten
Die Forderungen umfassen eine Erhöhung um 375 Euro pro Monat zur Entlastung der Belegschaft sowie langfristig ein transparentes Entgeltraster ohne Diskriminierung mit einem Einstiegsgehalt von 3 000 Euro brutto. Die NGG betont den hohen Druck auf den Geldbeutel vieler Beschäftigter angesichts steigender Lebenshaltungskosten.
Verlauf des tarifkonflikts zwischen belegschaft und geschäftsführung
Im März fanden erste Verhandlungen zwischen der Tarifkommission der NGG und Vertretern von Birtat statt. Trotz mehrerer Gespräche kam es bislang nicht zu einem Durchbruch: Anfang Juli wurde nach dem vierten Termin eine Verhandlung abgebrochen, seither herrscht weitgehende Funkstille seitens des Unternehmens. Die Geschäftsführung lehnt einen Haustarifvertrag kategorisch ab – so lautet zumindest die Darstellung aus Sicht der Gewerkschaft.
Ein Sprecher von Birtat bezeichnete vor Beginn des ersten Warnstreiks Ende Mai die Forderungen als „sehr hoch angesetzt“. Auf aktuelle Anfragen reagierte das Unternehmen nicht öffentlich. Die NGG wirft den Verantwortlichen Blockadehaltung vor; sie kündigte an, den Druck durch weitere Aktionen erhöhen zu wollen.
Auswirkungen des streiks auf döner-Versorgung und mögliche preisentwicklung
Bislang wurden während vergangener Ausstände jeweils einzelne Produktionstage weitgehend lahmgelegt; größere Lieferengpässe sind bisher nicht bekannt geworden. Sollte sich jedoch keine Einigung finden oder längere Streiks folgen, könnte dies zu spürbaren Engpässen beim Nachschub von Dönerfleisch führen – insbesondere bei kleineren Imbissbetrieben.
Ein möglicher Tarifabschluss hätte zudem Folgen für Verbraucherpreise: Experten rechnen damit, dass steigende Rohstoffkosten wie Rindfleischpreise laut Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie erhöhte Energie- und Personalkosten dazu beitragen könnten, dass ein Döner künftig bis zu zehn Euro kosten kann oder diese Marke überschreitet.
Die NGG sieht dies anders: „Ein Tarifvertrag könnte einfach dazu führen, dass der Gewinn zu einem größeren Teil bei denen landet, die ihn erwirtschaftet haben.“ Damit wird argumentiert, dass faire Löhne nicht zwangsläufig Preiserhöhungen verursachen müssen.
Insgesamt zeigt sich am Beispiel von Birtat exemplarisch das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Zwängen eines Zulieferers im Lebensmittelbereich sowie berechtigten Ansprüchen seiner Mitarbeitenden unter aktuellen Rahmenbedingungen wie Inflation oder Fachkräftemangel.