Die Produktion von Lebkuchen, Stollen und Zimtsternen läuft bereits im Sommer auf Hochtouren, obwohl die Adventszeit erst im November beginnt. Hersteller wie Lebkuchen Schmidt aus Nürnberg und die Lambertz-Gruppe aus Aachen bereiten sich frühzeitig auf den Weihnachtsverkauf vor.
Frühe produktionsphase bei lebkuchenherstellern in nürnberg und aachen
Bereits mehr als drei Monate vor Beginn der Adventszeit arbeiten die Backstraßen bei Lebkuchen Schmidt in Nürnberg an sechs Tagen pro Woche rund um die Uhr. Auch bei der Aachener Lambertz-Gruppe herrscht zwischen Juni und August Hochbetrieb. Die Unternehmen produzieren zu diesem Zeitpunkt große Mengen an Lebkuchen, Stollen sowie Zimtsternen für den bevorstehenden Verkauf.
Der frühe Produktionsstart erklärt sich durch den langen Vorlauf, der für das Backen traditioneller Weihnachtsspezialitäten notwendig ist. Zudem wollen die Hersteller sicherstellen, dass ausreichend Ware rechtzeitig zum Verkaufsbeginn verfügbar ist. Die Nachfrage nach diesen Produkten steigt bereits ab Spätsommer deutlich an, was einen frühen Produktionsbeginn erforderlich macht.
Die Backwaren werden anschließend über verschiedene Handelskanäle vertrieben – vom Einzelhandel bis hin zu Supermärkten –, wo sie oft schon Ende August oder Anfang September erhältlich sind. Diese Praxis sorgt regelmäßig für Verwunderung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, da viele Weihnachtsgebäcke lange vor dem eigentlichen Fest angeboten werden.
Jahresumsatz und exportzahlen deutscher weihnachtsspezialitäten
Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes produzierten 75 deutsche Hersteller im vergangenen Jahr insgesamt rund 81 000 Tonnen Lebkuchen, Honigkuchen sowie ähnliches Gebäck. Im Vergleich dazu lag die Produktion 2023 noch bei etwa 86 800 Tonnen. Ein bedeutender Anteil dieser Produkte wird exportiert: Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie berichtet von einem Viertel des Gesamtvolumens.
Besonders Osteuropa spielt als Absatzmarkt eine wichtige Rolle, da dort ganzjährig Lebkuchen konsumiert wird – so erläutert es Hermann Bühlbecker, Inhaber der Lambertz-Gruppe. Dennoch bleibt Deutschland mit seinen europäischen Nachbarländern Hauptabsatzgebiet für diese Spezialitäten; hier erfolgt der Großteil des Verkaufs traditionell in den Monaten November und Dezember.
Auch Lebkuchen Schmidt bestätigt diese saisonale Verteilung: „Der Hauptumsatz werde in den letzten drei Monaten eines Jahres erzielt.“ Die frühzeitige Produktion dient somit dazu, dem erwarteten Anstieg der Nachfrage gerecht zu werden sowie Lieferengpässe während der Hochsaison zu vermeiden.
Einfluss von wetterbedingungen auf kaufverhalten
Der frühe Verkaufsstart von Weihnachtsgebäck hängt auch mit dem Konsumverhalten zusammen: Laut Philipp Hennerkes vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels ist dies seit Jahren üblich aufgrund einer konstant vorhandenen Nachfrage bereits ab Spätsommer beziehungsweise Herbst.
Mit dem Ende vieler Sommerurlaube wachse laut Hennerkes „die Vorfreude auf die ruhigere Winterzeit“. Statistiken zeigen zudem einen vergleichbaren Absatz im September/Oktober wie später im November/Dezember – ein Grund dafür sind auch veränderte Einkaufsgewohnheiten vieler Verbraucherinnen und Verbraucher.
Konsumforscher Carsten Leo Demming von der Duale Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn ergänzt: „Weihnachtsgebäck verkaufe sich besser bei grauem Himmel.“ Das Wetter beeinflusse also maßgeblich das Verlangen nach traditionellen Leckereien wie Spekulatius oder Zimtsternen schon Wochen vor Weihnachten.
Diese Erkenntnisse erklären teilweise auch das frühe Angebot entsprechender Produkte im Handel – Händler reagieren damit flexibel auf wetterbedingte Schwankungen beim Kaufverhalten ihrer Kundschaft während des Herbstes.
Zurückhaltung gegenüber neuen trends bei weihnachtsspezialitäten
Bei Neuheiten zeigen sich deutsche Konsumentinnen und Konsumenten wenig experimentierfreudig hinsichtlich klassischer Weihnachtsspezialitäten wie Lebkuchen oder Printen. Hermann Bühlbecker betont: „Erhebliche Modifikationen an der Produkt-Charakteristik und gar an den Rezepturen werden deshalb nicht akzeptiert.“
Trotzdem gibt es eine steigende Nachfrage nach Bio- sowie veganen Varianten dieser Produkte – eine Entwicklung beobachtet Dirk Kuen als Betriebsleiter von Lebkuchen Schmidt ebenfalls genauestens. Neue Kreationen benötigen jedoch viel Zeit zur Entwicklung; so kann ein neuer Lebkuchentyp bis zu zwei Jahre dauern bis zur Marktreife.
Manche Geschmacksrichtungen lehnt Kuen kategorisch ab: Extreme Varianten mit Chili oder exotische Zutaten wie sogenannte Dubai-Schokolade würden nicht zum traditionellen Nürnberger Lebkuchengeschmack passen beziehungsweise seien nicht marktfähig innerhalb dieses Segments.
Diese vorsichtige Haltung spiegelt wider, dass traditionelle Rezepte weiterhin dominieren – Innovation findet eher behutsam statt unter Berücksichtigung bewährter Kundenpräferenzen beim weihnachtlichen Gebäckangebot deutscher Hersteller wie Lebkuchen Schmidt oder Lambertz-Gruppe aus Aachen.