US-Präsident Donald Trump will die Zölle auf Importe aus Indien weiter erhöhen, da das Land russisches Öl kauft und weiterverkauft. Parallel versucht Bundesfinanzminister Lars Klingbeil, in Washington Ausnahmen für die deutsche Stahlindustrie zu erreichen.
Trumps zollerhöhung gegen Indien wegen käufen von russischem öl
US-Präsident Donald Trump kündigte an, die bereits geplanten Zölle auf indische Importe nochmals deutlich anzuheben. Die bisher vorgesehenen 25 Prozent Aufschläge sollen demnach nicht ausreichen. Als Begründung nannte er Indiens Käufe von russischem Öl trotz des Ukraine-Kriegs. In einer Mitteilung auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump: „Indien kauft nicht nur riesige Mengen an russischem Öl, sondern verkauft dann einen Großteil auf dem freien Markt mit hohen Gewinnen weiter.“ Er kritisierte scharf, dass es Indien egal sei, wie viele Menschen durch den Krieg in der Ukraine sterben.
Eine konkrete Zahl zur „erheblichen“ Erhöhung nannte der US-Präsident zunächst nicht. Die angekündigten Zölle sollten am 7. August für zahlreiche Handelspartner der USA – darunter auch Indien und die EU – in Kraft treten.
Die indische Regierung wies diese Kritik zurück und bezeichnete sie als „ungerechtfertigt und unvernünftig“. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte: „Wie jede große Volkswirtschaft wird Indien alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um seine nationalen Interessen und seine wirtschaftliche Sicherheit zu schützen.“
Diese Entwicklung verschärft den Handelskonflikt zwischen den USA und wichtigen Partnern erheblich. Indiens Rolle als großer Käufer von russischem Öl steht dabei im Fokus der amerikanischen Handelspolitik.
Schweiz bemüht sich um abwendung hoher zollaufschläge
Neben Indien trifft es auch die Schweiz hart: Für Schweizer Importe sind laut Trumps Ankündigung sogar 39 Prozent Zollaufschläge vorgesehen – deutlich mehr als bei anderen Partnern wie der EU oder Japan mit jeweils 15 Prozent. Der Schweizer Bundesrat betonte, dass rund 60 Prozent aller Ausfuhren betroffen wären.
Die Schweizer Regierung arbeitet intensiv daran, diese hohen Zollsätze abzuwenden. Nach einer Sondersitzung teilte sie mit: „Um die Zoll-Situation zu verbessern und gleichzeitig die Anliegen der USA zu berücksichtigen, setzt die Schweiz alles daran, den USA in dieser neuen Verhandlungsphase ein noch attraktiveres Angebot zu unterbreiten.“ Man strebe eine Gleichbehandlung mit Wettbewerbern wie EU-Staaten oder Japan an, deren Handelsüberschüsse gegenüber den USA größer seien.
Gegenmaßnahmen gegen US-Zölle werden derzeit nicht geplant; stattdessen will man Verhandlungen fortsetzen – auch über das Inkrafttreten am 7. August hinaus falls nötig. Das Zeitfenster bleibt jedoch knapp angesichts des nahenden Termins.
Diese diplomatischen Bemühungen zeigen das hohe Interesse kleinerer Exportländer wie der Schweiz daran, ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten trotz wachsender Spannungen stabil zu halten.
Klingbeil sucht lösungen für deutsche stahlbranche bei washington-besuch
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil reist aktuell nach Washington mit dem Ziel, Ausnahmen oder Sonderregelungen für Deutschlands Stahlindustrie auszuhandeln. Dabei geht es insbesondere um Quotenregelungen beim Import von Stahlprodukten zwischen Europa und den USA.
Klingbeil über zollaufschläge für stahl
Klingbeil erläuterte vor Journalisten: „Das wäre für die deutsche Stahlbranche sowie viele Arbeitsplätze sehr wichtig.“ Er möchte erreichen, dass bestimmte Mengen Rohstahl entweder gar keine oder geringere Zollaufschläge zahlen müssen als bisher vorgesehen ist.
Die EU hatte sich zuvor mit Washington grundsätzlich auf Importzölle von 15 Prozent geeinigt; dennoch bestehen weiterhin Sonderzölle bis zu 50 Prozent etwa auf europäischen Stahl- und Aluminiumexporten nach Amerika unter Präsident Trump sowie dessen Finanzminister Scott Bessent . Viele Details dieses Deals blieben unklar; Klingbeil hofft daher auf enge Abstimmung im Gespräch mit seinem US-Amtskollegen Bessent zur Klärung offener Fragen.
Der SPD-Politiker zeigte sich enttäuscht vom bisherigen Ergebnis europäischer Verhandlungen: „Ich finde wir waren zu schwach“, sagte er offen über das erreichte Resultat innerhalb der EU-Verhandlungsrunde zum Thema Handelsschutzmaßnahmen gegen US-Zollpolitik.
Klingbeils kritik an trumps handels- und geldpolitik belastet wirtschaft
Neben seinen Bemühungen um bessere Bedingungen im Handel übte Klingbeil deutliche Kritik am Umgang Trumps mit internationalen Wirtschaftsfragen insgesamt sowie speziell am Druck gegenüber der US-Notenbank Fed .
Er bezeichnete Trumps wiederholte Verschiebungen bei Zöllen als „Rückschlag“ für freien Welthandel aufgrund entstehender Unsicherheiten bei Unternehmen weltweit. Die deutsche Wirtschaft benötige dringend schnelle Lösungen statt dauernder Unklarheiten durch wechselnde Strafzollpläne aus Washington.
Zudem rügte Klingbeil öffentlich Trumps politischen Einflussversuch gegenüber der unabhängigen Notenbank Fed: „Ich halte diesen politischen Weg für falsch“, sagte er klar zum Vorgehen des Präsidenten bezüglich Geldpolitik während laufender Handelskonflikte.
Diese Aussagen verdeutlichen wachsende Spannungen zwischen Deutschland beziehungsweise Europa einerseits sowie Teilen des amerikanischen Establishments andererseits hinsichtlich künftiger globaler Wirtschaftsordnung unter Einfluss nationalistischer Tendenzen innerhalb Amerikas unter Donald Trump.