Die Menschen in Deutschland verbringen an Werktagen durchschnittlich mehr als zehn Stunden im Sitzen. Eine aktuelle Studie der Deutschen Krankenversicherung dokumentiert diesen Höchststand und weist auf die gesundheitlichen Risiken sowie den mangelnden Ausgleich durch Bewegung hin.
Sitzdauer in deutschland erreicht neuen rekordwert
Die neue Untersuchung der DKV offenbart, dass die durchschnittliche Sitzzeit an einem Werktag auf etwa zehn Stunden und 13 Minuten angestiegen ist. Innerhalb von nur zwei Jahren erhöhte sich die Sitzdauer um rund 15 Minuten gegenüber dem Wert von neun Stunden und 58 Minuten aus dem Jahr zuvor. Die private Krankenversicherung bezeichnet diese Entwicklung als „alarmierenden Rekord“.
Der Alltag vieler Menschen ist geprägt von langen Phasen des Sitzens: Im Beruf verbringen sie durchschnittlich 3,5 Stunden sitzend, vor dem Fernseher weitere 2,5 Stunden. Hinzu kommen etwa 80 Minuten tägliche Zeit in Verkehrsmitteln wie Bahn oder Auto sowie rund eineinhalb Stunden vor Computer oder Tablet. In der übrigen Freizeit sitzen die Befragten zusätzlich knapp anderthalb Stunden.
Diese Zahlen verdeutlichen eine deutliche Verschiebung hin zu einem überwiegend sitzenden Lebensstil, der mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Längeres Sitzen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall ebenso wie für Typ-2-Diabetes und andere chronische Leiden.
Mangelnder bewegungsausgleich trotz hoher sitzzeiten
Um den negativen Folgen des langen Sitzens entgegenzuwirken, empfehlen Experten regelmäßige körperliche Aktivität als Ausgleich. Laut DKV-Report sollte bei einer täglichen Sitzzeit von mehr als acht Stunden mindestens eine Stunde Bewegung erfolgen, um gesundheitsschädigende Effekte zu reduzieren.
Trotz dieser Empfehlungen gleicht nur knapp ein Drittel der Befragten das lange Sitzen durch ausreichende Bewegung aus. Dies bedeutet konkret: Nur jeder Dritte bewegt sich täglich mindestens eine Stunde aktiv genug zur Kompensation seiner Sitzzeiten.
Unterschiedliche aktivitätsformen in der studie
Die Studie zeigt zudem Unterschiede bei Art und Umfang der körperlichen Aktivitäten: Mehr als zwei Drittel erfüllen die empfohlenen Ausdaueraktivitäten gemäß WHO-Richtlinien; Muskeltraining wird hingegen deutlich seltener praktiziert – lediglich ein Drittel absolviert zweimal wöchentlich Kraftübungen. Die Kombination beider Trainingsformen erreichen sogar weniger als ein Drittel .
Diese Ergebnisse unterstreichen einen deutlichen Mangel an ganzheitlicher körperlicher Betätigung trotz allgemein bekannter Gesundheitsvorteile regelmäßiger Bewegung.
Gesundheitsverhalten deutscher zwischen ernährung stress rauchen alkohol
Der DKV-Report, erstellt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln sowie Universität Würzburg, analysierte neben Bewegungsverhalten auch Ernährungsmuster sowie Stressbewältigung, Rauchen und Alkoholkonsum anhand einer Befragung von über 2 800 Personen im Februar/März dieses Jahres.
Rauchen oder E-Zigaretten konsumieren laut Erhebung etwa 20 Prozent; somit verzichten rund vier Fünftel darauf komplett. Alkohol wird bei fast einem Drittel gar nicht konsumiert – insbesondere jüngere Erwachsene zeigen hier häufigen Verzicht.
Bei Ernährungsgewohnheiten schneidet jedoch nur etwa ein Drittel gesund ab – gemessen an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung . Diese raten zu viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten sowie Hülsenfrüchten und Nüssen bei gleichzeitig geringem Fleischkonsum.
Das Thema Stressbewältigung stellt sich insgesamt schwierig dar: Über alle Altersgruppen hinweg gelingt lediglich jedem fünften Teilnehmer ein gesunder Umgang mit alltäglichem Stress – dies entspricht erneut einem Tiefstwert seit Beginn vergleichbarer Erhebungen im Jahr 2021.
Geschlechterunterschiede beim lebensstil zeigen frauen gesünderes verhalten
Ein vollständig gesunder Lebensstil bleibt für viele Menschen unerreichbar: Lediglich zwei Prozent aller Befragten erfüllen sämtliche Kriterien hinsichtlich Ernährung, Bewegung sowie Verzicht auf schädliche Gewohnheiten laut Bericht vollständig.
Dabei bestehen signifikante Unterschiede zwischen Frauen und Männern: Drei Prozent aller weiblichen Teilnehmer erreichen alle Vorgaben eines rundum gesunden Lebensstils; unter Männern sind es dagegen nur ein Prozent. Diese Diskrepanz spiegelt sich auch in einzelnen Bereichen wider – Frauen weisen tendenziell bessere Werte bei Ernährung sowie Stressmanagement auf als Männer.
Insgesamt verdeutlicht die Studie dringenden Handlungsbedarf zur Förderung aktiverer Alltagsgestaltung kombiniert mit ausgewogener Ernährung zur Verbesserung des Gesundheitszustands breiter Bevölkerungsschichten in Deutschland.