Nach seiner überraschenden Erstrundenniederlage bei Wimbledon hat Alexander Zverev erstmals ausführlich über seine psychischen Belastungen gesprochen. Beim ATP-Masters-Turnier in Toronto zeigt sich der deutsche Tennisprofi optimistischer und berichtet von einer intensiven Trainingsphase mit Toni Nadal auf Mallorca.
Mentale herausforderungen nach wimbledon: alexander zverevs offene aussagen
Nach dem frühen Aus beim prestigeträchtigen Rasenturnier in Wimbledon Anfang Juli überraschte Alexander Zverev, die Nummer drei der Weltrangliste, mit einer ungewöhnlich offenen Pressekonferenz. Der 28-Jährige sprach vor internationalen Medienvertretern erstmals öffentlich über seine seelischen Probleme, die ihn seit geraumer Zeit belasten. Er schilderte ein Gefühl tiefer Einsamkeit: „Ich fühle mich allein in meinem Leben“, erklärte er nach seiner Niederlage gegen den Franzosen Arthur Rinderknech im Fünfsatzmatch. Dabei betonte er, dass dieses Gefühl nicht nur auf den Tennisplatz beschränkt sei, sondern sein gesamtes Leben betreffe: „Es ist ein grundsätzliches Gefühl in meinem Leben. Ich habe mich noch nie so gefühlt.“
Trotz seines Erfolgs als populärer Sportler mit großem Umfeld fiel es ihm schwer, außerhalb des Sports Freude zu empfinden. Fast hilflos wirkte er bei der Aussage: „Ich versuche, Wege zu finden, aus diesem Loch herauszukommen.“ Die Offenheit des Spitzenspielers sorgte für großes mediales Interesse und zeigte eine bislang selten gezeigte Verletzlichkeit eines Top-Athleten im Profisport.
Zverev kündigte an, beim folgenden Turnier in Toronto Antworten auf seine Situation finden zu wollen – eine Ankündigung voller Hoffnung nach einer schwierigen Phase.
Neuanfang auf mallorca: intensive zusammenarbeit mit toni nadal
Nach dem Wimbledon-Aus zog sich Alexander Zverev zurück und reiste zur intensiven Trainingsphase nach Mallorca – einem Schritt abseits seines üblichen Weges. Dort arbeitete er eng mit Toni Nadal, dem langjährigen Trainer von Rafael Nadal und dessen Onkel, zusammen. Diese Kooperation entstand überraschend; weder das Management noch Zverev selbst hatten diese Idee ursprünglich verfolgt.
Eine unerwartete verbindung zwischen rivalen
Die Initiative ging von Toni Nadal aus – einem erfahrenen Coach mit kantiger Art und großer Empathie für den jungen Deutschen trotz jahrelanger sportlicher Rivalität zwischen beiden Familienclans. Nach seinem Sieg gegen Rafael Nadal bei den French Open 2024 hatte Zverev am Flughafen London eine lange Sprachnachricht von Toni erhalten – ein Angebot zur Unterstützung fernab des Platzes.
Das darauffolgende Telefonat dauerte anderthalb Stunden: „Es war ein so nettes Gespräch“, berichtete Zverev später aus Toronto. Es ging um Tennis ebenso wie um persönliche Themen des Lebens insgesamt. Kurz darauf fragte der Deutsche direkt an: „Kann ich nach Mallorca kommen?“ Damit begann eine ungewöhnliche Partnerschaft zwischen zwei Generationen des Tennissports.
Während seines zehntägigen Aufenthalts trainierte Zverev täglich auf Hardcourt-Plätzen neben Sandplätzen unter Nadals Anleitung sowie gemeinsam mit spanischen Nachwuchstalenten der Akademie in Manacor im Südwesten Mallorcas.
Positive signale beim turnierauftakt in toronto trotz mentaler belastung
Beim ATP-Masters-Turnier in Toronto präsentierte sich Alexander Zverev deutlich gelöster als noch wenige Wochen zuvor bei Wimbledon. Fotos und Videos zeigten ihn lachend und strahlend – ganz anders als das Bild eines Mannes am Tiefpunkt seiner Karriere wenige Wochen zuvor.
„Ich freue mich hier zu sein“, sagte er offen vor Journalisten; die Sommerpause habe ihm sehr gutgetan: „Die Zeit auf Mallorca war fantastisch.“ Sein Stimmungsumschwung resultiere maßgeblich aus der Arbeit mit Toni Nadal sowie dem Abstand vom Wettkampfgeschehen während der Pause.
Auch Rafael Nadal besuchte zwischendurch das Training seines ehemaligen Rivalen und gab wertvolle Tipps zum aktuellen Spielstil von Alexander Zverev weiter – was dieser als große Hilfe empfand: „Er hat mir großartige Hinweise gegeben.“ Die Gespräche hätten nicht nur technische Aspekte umfasst, sondern auch mentale Strategien gestärkt.
Zwar ist Toni Nadal weiterhin stark eingebunden; dennoch plant man laut Aussagen von Zverev eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit langfristig auszubauen: „Wir sprechen darüber, wie eine potenzielle Partnerschaft aussehen könnte.“ Der Hamburger sieht darin einen Schlüssel zur Überwindung bisheriger mentaler Blockaden:
In einem Artikel für El País hatte Toni Nadal bereits erklärt, dass fehlende Grand-Slam-Erfolge eher an emotionalen Hindernissen liegen würden denn an technischen Defiziten beim Spiel selbst.
Perspektiven für alexander zvereves karriere durch neue unterstützung
Mit neuem Selbstvertrauen startet Alexander Zverev nun wieder ins Turniergeschehen Nordamerikas; sein erster Gegner wird Adam Walton aus Australien sein . Die enge Zusammenarbeit mit Toni Nadal soll helfen, bisherige Bremsklötze abzubauen und das volle Potenzial freizusetzen.
Zverevs Ziel bleibt klar definiert: Ein Grand-Slam-Titel fehlt ihm bislang trotz zahlreicher Top-Platzierungen im Ranking sowie großen Erfolgen bei Masters-Events.
Der erfahrene Coach sieht dabei weniger technische Schwächen als vielmehr emotionale Herausforderungen als Hauptursache dafür:
„Er braucht jemanden wie mich oder Rafa an seiner Seite,“ sagte Toni Nadal jüngst.
Für den deutschen Spitzenspieler könnte diese neue Phase entscheidend werden – sowohl sportlich als auch persönlich.
Die kommenden Wochen werden zeigen müssen, ob die intensive Betreuung durch einen Mentor wie Toni Nadal tatsächlich nachhaltige Wirkung entfaltet.
Bis dahin steht fest:
Alexander zeigt sich kämpferisch bereit – mental offener denn je – um seinen Platz unter den besten Spielern weltweit zurückzuerobern.