Deutsche und polnische Ermittlungsbehörden haben in Bydgoszcz ein Callcenter für Schockanrufe zerschlagen. Zwei deutsche Tatverdächtige wurden auf frischer Tat festgenommen, als sie ein Opfer aus Baden-Württemberg unter Druck setzten.
Festnahme der tatverdächtigen in bydgoszcz
Am 15.06.2024 nahmen Ermittler aus Deutschland und Polen zwei deutsche Staatsangehörige im Alter von 26 und 28 Jahren in der Stadt Bydgoszcz fest. Die beiden Männer stehen im Verdacht, bandenmäßigen Betrug begangen zu haben. Zum Zeitpunkt der Festnahme versuchten sie gerade, eine Person aus der Region Tübingen mit einem sogenannten Schockanruf zu täuschen und unter Druck zu setzen.
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main erklärte, dass das beschlagnahmte Callcenter den organisatorischen Mittelpunkt einer kriminellen Organisation darstelle. Von dort hätten die mutmaßlichen Täter arbeitsteilig Kontakt zu potenziellen Opfern aufgenommen, um betrügerische Schockszenarien vorzutäuschen und so Geld oder Wertgegenstände zu erlangen.
Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Behörden ermöglichte die schnelle Identifikation des Standorts sowie die Festnahme der Verdächtigen auf frischer Tat. Die Ermittlungen dauern an, um weitere Beteiligte oder Hintermänner aufzudecken.
Modus operandi bei schockanrufen gegen ältere menschen
Die Masche ist seit Jahren bekannt: Die Täter rufen überwiegend ältere Menschen an und geben sich als Polizeibeamte oder Staatsanwälte aus. Dabei täuschen sie eine Notlage eines nahen Angehörigen vor – etwa dessen drohende Inhaftierung wegen eines angeblichen Unfalls oder einer Straftat.
Durch diese erfundene Bedrohung versuchen die Anrufer, ihre Opfer emotional unter Druck zu setzen. Sie fordern hohe Geldsummen im fünfstelligen Bereich oder Wertgegenstände wie Goldschmuck als vermeintliche Kaution zur Abwendung des Schadens.
Laut Angaben der Generalstaatsanwaltschaft sollen die beiden Beschuldigten mindestens zehn Fälle betreut haben, bei denen meist Senioren kontaktiert wurden. Diese systematische Vorgehensweise zeigt den organisierten Charakter des Betrugsnetzwerks hinter dem Callcenter in Polen.
Die Polizei warnt weiterhin vor solchen Anrufen: Offizielle Stellen fordern niemals Geldzahlungen am Telefon oder persönliche Übergaben von Wertsachen ohne vorherige Überprüfung durch Angehörige oder Behördenkontakte.
Der Fall verdeutlicht erneut die grenzüberschreitende Dimension moderner Betrugsdelikte sowie die Bedeutung internationaler Kooperation bei deren Bekämpfung durch Strafverfolgungsbehörden beider Länder.