In Berlin-Kreuzberg hat die Polizei eine queere Demonstration mit Fokus auf den Gaza-Krieg vorzeitig beendet. Grund waren wiederholte Angriffe auf Einsatzkräfte und das Rufen antisemitischer Parolen.
Queere demonstration mit gaza-bezug in berlin-kreuzberg
Am 26.07.2025 fand parallel zum Christopher Street Day in Berlin eine weitere queere Demonstration statt, die unter dem Motto „Internationalist Queer Pride for Liberation“ stand und sich stark pro-palästinensisch positionierte. Nach Angaben der Berliner Polizei nahmen rund 10 000 Menschen an der Veranstaltung teil, die am Nachmittag am Bahnhof Südkreuz begann und ursprünglich bis etwa 21 Uhr am Oranienplatz enden sollte.
Die Versammlung rückte den Gaza-Konflikt in den Mittelpunkt und wurde von vielen Teilnehmenden durch das Tragen von Palästina-Fahnen sowie Kufiya-Tüchern geprägt. Die Veranstalter riefen zu Solidarität mit Palästina sowie einem „antikolonialen, antirassistischen, antikapitalistischen Freiheitskampf“ auf. Trotz dieser politischen Ausrichtung kam es im Verlauf der Demo zu erheblichen Zwischenfällen.
Mehrfach wurden Polizeibeamte angegriffen: Es gab Flaschenwürfe, Schläge mit Fahnenstangen sowie Farbbeutel-Attacken gegen Einsatzkräfte. Die Polizei setzte bei Festnahmen körperlichen Zwang ein, um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden zu gewährleisten. Aufgrund dieser Vorfälle entschied sie sich zur vorzeitigen Auflösung der Versammlung noch vor dem geplanten Ende.
Die Versammlungsleitung konnte trotz mehrfacher Aufforderungen nicht entscheidend auf die Teilnehmenden einwirken oder deeskalierend eingreifen, wie es seitens der Behörden hieß. Bis etwa 21 Uhr wurden rund 30 Personen festgenommen; diese Zahl dürfte nach Angaben einer Polizeisprecherin noch steigen.
Große csd-demonstration und parallele proteste in berlin
Zeitgleich zog beim Christopher Street Day selbst eine Großdemonstration durch Berlin – laut Polizeiangaben beteiligten sich Hunderttausende Menschen an diesem farbenfrohen Ereignis für LGBTQ+-Rechte und Vielfalt unter mild-trübem Sommerwetter.
Neben dem CSD kam es auch zu kleineren Gegenprotesten gegen einige politische Positionierungen innerhalb des queer-politischen Spektrums; dabei wurden mehrere Personen festgenommen. Diese parallelen Veranstaltungen verdeutlichten das breite gesellschaftliche Interesse an Themen wie Gleichberechtigung sowie Konflikten im Nahostkonflikt.
Der CSD gilt als eines der größten jährlichen Straßenfeste Berlins und zieht regelmäßig internationale Besucherinnen und Besucher an – er steht für Sichtbarkeit sexueller Minderheiten ebenso wie für politische Statements gegen Diskriminierung aller Art.
Polizeieinsätze bei demonstration: kritik und rechtfertigung
Die Berliner Polizei veröffentlichte über soziale Medien Informationen zur Teilnehmerstruktur: Von den etwa 10 000 Anwesenden hätten circa 800 einen expliziten pro-palästinensischen Bezug gezeigt – dies äußerte sich insbesondere durch Symbole wie Fahnen oder Tücher aus dem Nahostraum.
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner äußerte sich bereits im Vorfeld gegenüber Welt TV klar zum Umgang mit möglichen Ausschreitungen: „Da, wo Antisemitismus, wo Gewalt gegen Polizeikräfte angewendet wird, wird die Polizei robust und konsequent mit ganzer Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters einschreiten.“
Gleichzeitig steht die Berliner Polizei immer wieder wegen ihres Vorgehens bei Protesten zum Gaza-Krieg unter Beobachtung kritischer Stimmen – zuletzt kritisierte auch der Menschenrechtskommissar des Europarats exzessive Gewaltanwendung bei solchen Einsätzen scharf. Dieser bemängelte zudem Einschränkungen der Meinungsfreiheit während entsprechender Demonstrationen in Deutschland insgesamt.
Die Balance zwischen Schutz von Grundrechten einerseits sowie Gewährleistung öffentlicher Sicherheit andererseits bleibt somit weiterhin ein kontrovers diskutiertes Thema innerhalb Berlins politischer Landschaft sowie bundesweit.