Die Verhandlungen zwischen Israel, den USA und der Hamas über eine Waffenruhe im Gazastreifen sind ins Stocken geraten. Während Hamas-Vertreter Fortschritte betonen, ziehen sich israelische und US-amerikanische Delegationen aus Doha zurück und erwägen neue Strategien.
Festgefahrene verhandlungen zwischen israel, usa und hamas im gazastreifen
Seit Wochen führen Vertreter Israels, der USA sowie der radikal-islamischen Hamas Gespräche in Katar über eine mögliche Waffenruhe im Gaza-Krieg. Trotz intensiver Verhandlungsrunden ist bislang keine Einigung erzielt worden. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, dass man nun „alternative Optionen“ prüfe, um die Geiselnahme durch die Hamas zu beenden und deren Herrschaft im Küstenstreifen zu beseitigen. Diese Aussage folgte auf den Abzug sowohl der israelischen als auch der US-amerikanischen Delegationen von den Friedensgesprächen in Doha.
US-Präsident Donald Trump äußerte sich ebenfalls kritisch gegenüber den Verhandlungspartnern: Er erklärte, die Hamas wolle keine Einigung erzielen und gehe davon aus, dass deren Anführer nun „gejagt werden“. Die Schuld für das Scheitern schob er auf die radikal-islamische Organisation. Demgegenüber widersprach ein Sprecher der Hamas dieser Darstellung vehement. Laut dem Funktionär Bassem Naim seien bei den Gesprächen bereits mehrere Differenzen beinahe behoben worden – insbesondere bezüglich des Zeitplans für eine Waffenruhe sowie Garantien für weitere Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden.
Die Konfliktparteien stritten zudem über humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Die Hamas hält weiterhin etwa 50 Geiseln an verschiedenen Orten fest – unter anderem in Tunneln –, wobei sie laut Berichten Wächtern befohlen habe, lebende Gefangene zu töten sollten sich israelische Soldaten nähern. Die Behörden Israels gehen davon aus, dass weniger als die Hälfte dieser Geiseln noch am Leben ist.
Kontroverse um hilfsgüterverteilung belastet konfliktlage zusätzlich
Ein zentraler Streitpunkt bleibt die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen während des andauernden Konflikts. Eine interne Analyse der US-Regierungsbehörde USAID fand laut Medienberichten keine Belege dafür, dass die Hamas systematisch US-Hilfsgüter unterschlägt oder plündert – ein Vorwurf, mit dem Washington und Jerusalem bisher ihre Unterstützung einer neuen bewaffneten privaten Hilfsoperation begründet hatten.
Das US-Außenministerium wies diese Ergebnisse jedoch zurück: Es gebe Videobeweise für Plünderungen durch Mitglieder der Hamas; diese wurden allerdings nicht öffentlich vorgelegt. Die Untersuchung von USAID analysierte 156 Fälle von Verlust oder Diebstahl zwischen Oktober 2023 und Mai 2025; mindestens 44 Vorfälle seien direkt oder indirekt auf Handlungen des israelischen Militärs zurückzuführen gewesen.
Unterschiedliche darstellungen zur hilfsverteilung
Die Regierung Israels hält weiterhin an ihrer Darstellung fest: Geheimdienstberichte würden zeigen, dass bis zu einem Viertel aller Hilfslieferungen von der Terrororganisation zweckentfremdet werde – zugunsten ihrer Kämpfer statt zur Versorgung Zivilistinnen und Zivilisten vor Ort.
Nach Angaben des Welternährungsprogramms leiden fast ein Viertel aller rund 2 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner des Gazastreifens unter hungerähnlichen Zuständen infolge dieses andauernden Konflikts sowie eingeschränkter Versorgungslagen.
Internationale forderungen nach humanitärer entlastung und friedensinitiativen
Vor dem Hintergrund eskalierender humanitärer Notlagen haben Deutschland, Frankreich sowie Großbritannien Israel aufgefordert, sämtliche Beschränkungen für humanitäre Lieferungen in den Gazastreifen unverzüglich aufzuheben. In einer gemeinsamen Erklärung betonten Bundeskanzler Friedrich Merz, Präsident Emmanuel Macron sowie Premierminister Keir Starmer, „die humanitäre Katastrophe“ müsse „jetzt enden“. Zudem forderten sie einen sofortigen Waffenstillstand sowie die bedingungslose Freilassung aller bei der Hamas gefangenen Geiseln.
Darüber hinaus übten sie scharfe Kritik an Äußerungen einzelner Mitglieder innerhalb Israels zur möglichen Annexion palästinensischer Gebiete: „Wir lehnen jegliche Bemühungen ab, die Souveränität Israels über besetzte palästinensische Gebiete gewaltsam durchzusetzen.“ Annexionsdrohungen wie auch Siedlungsbauaktivitäten würden „die Aussichten auf eine ausgehandelte Zweistaatenlösung erheblich untergraben“.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien erklärten ihre Absicht fortzusetzen gemeinsam mit internationalen Partnern einen konkreten Plan zur nächsten Phase im Gazakonflikt zu entwickeln. Dieser solle Übergangsregelungen sowohl für Regierungsführung als auch Sicherheit enthalten – verbunden mit einem Rückzug israelischer Streitkräfte aus Teilen des Gebietes sowie einer Absetzung beziehungsweise Entmachtung führender Personen innerhalb der Führungsspitze bei der Hamas stehen bleiben müssen.