Der Euro hat seit Jahresbeginn gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert gewonnen. Diese Entwicklung wirkt sich unterschiedlich auf Verbraucher und Unternehmen in Deutschland aus.
Der euro im aufwind: ursachen und internationale kapitalströme
Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hat der Dollar erheblich an Stärke verloren. Trumps unvorhersehbare Zollpolitik führte zu einem Vertrauensverlust in den Dollar als sichere Weltreservewährung. Infolgedessen profitierte der Euro stark von dieser Schwäche des Dollars. Seit Anfang 2025 stieg die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar massiv an und erreichte zeitweise einen Kurs von 1,1826 Dollar – den höchsten Stand seit rund vier Jahren. Im Vergleich dazu lag der Euro im Januar noch bei etwa 1,03 Dollar.
Diese Aufwertung spiegelt auch eine Verlagerung internationaler Kapitalströme wider. Viele Investoren zogen ihr Kapital aus den USA ab und investierten verstärkt in Europa, was die Nachfrage nach europäischen Finanzprodukten erhöhte. Laut dem französischen Vermögensverwalter Amundi flossen im ersten Halbjahr 2025 rund 151 Milliarden Euro in europäische ETFs – ein Zuwachs von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der deutsche Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz sieht darin ein „klares Signal für die sinkende Attraktivität der USA als Anlageziel“. Diese Entwicklungen verdeutlichen die zunehmende Bedeutung Europas als Investitionsstandort angesichts geopolitischer Unsicherheiten.
Positive effekte des starken euros für verbraucherpreise und inflation
Für Verbraucher in Deutschland bringt der starke Euro vor allem Vorteile mit sich. Importierte Waren aus dem Dollar-Raum wie Elektronik oder Kleidung werden günstiger, da man mit einem Euro mehr US-Dollar kaufen kann. Auch Kraftstoffe profitieren vom gestiegenen Wechselkurs: Rohöl wird weltweit in US-Dollar gehandelt, sodass ein stärkerer Euro zu niedrigeren Preisen für Heizöl, Benzin und Diesel führt – vorausgesetzt andere Faktoren bleiben konstant.
Diese Preisentwicklung trägt maßgeblich zur Senkung des Inflationsdrucks im Euroraum bei, da „importierte Inflation“ abnimmt. Die Europäische Zentralbank erhält dadurch mehr Spielraum für Zinssenkungen zugunsten von Kreditnehmern und Immobilienkäufern.
Im Jahr 2025 sanken die Preise für Kraftstoffe sowie Heizöl kontinuierlich verglichen mit den Vorjahresmonaten: So fielen beispielsweise im Juni die Kraftstoffpreise um etwa 4,6 Prozent; leichtes Heizöl wurde um circa 5,6 Prozent günstiger angeboten. Neben dem starken Euro wirkten auch höhere Fördermengen des Ölkartells OPEC sowie eine schwächere globale Nachfrage infolge unsicherer Wachstumsaussichten durch Trumps Zollpolitik preissenkend.
Exportwirtschaft unter druck durch währungsaufwertung
Die Kehrseite des starken Euros zeigt sich besonders bei deutschen Exportunternehmen: Durch die Aufwertung verteuern sich ihre Produkte auf internationalen Märkten relativ zum Wettbewerb aus anderen Währungsräumen – dies mindert tendenziell die Nachfrage nach deutschen Waren außerhalb Europas.
Der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer , Volker Treier, betont diese Belastung ausdrücklich: „Für unsere exportorientierten Unternehmen stellt dies eine Belastung dar.“ Die hohe Abhängigkeit Deutschlands vom Export wird durch eine Exportquote von über 42 Prozent am Bruttoinlandsprodukt unterstrichen; dieser Wert ist seit Anfang der neunziger Jahre stetig gestiegen .
Darüber hinaus wirken sich Wechselkurseffekte negativ auf Umsätze ausländischer Märkte beim Rücktausch in Euro aus – insbesondere wenn große Umsatzanteile außerhalb Europas erzielt werden.
Beispiel sap: negative wechselkurseffekte belasten gewinnentwicklung
Ein anschauliches Beispiel liefert das Softwareunternehmen SAP, dessen größter Markt traditionell die USA sind. Das Unternehmen kalkuliert seine Jahresziele derzeit mit einem durchschnittlichen Wechselkurs von etwa 1,08 Dollar je Euro; liegt dieser Kurs jedoch dauerhaft höher bei rund 1,17 Dollar je Euro wie aktuell beobachtet wird, entstehen laut SAP-Berechnungen erhebliche Einbußen:
Das Umsatzwachstum im Cloud-Geschäft könnte um bis zu drei Komma fünf Prozentpunkte sinken; das operative Ergebnis würde um drei Komma null Prozentpunkte belastet werden.
Vor diesem Hintergrund gewinnen Währungsabsicherungen zunehmend an Bedeutung für Firmen wie SAP zur Stabilisierung ihrer Margen gegen negative Wechselkursentwicklungen zwischen US-Dollar und Euro.
Prognosen zu gewinnrückgängen deutscher börsenkonzerne durch starken euro
Experten erwarten bereits jetzt spürbare Auswirkungen des starken Euros auf Unternehmensgewinne innerhalb Europas während laufender Berichtssaisons:
Laurent Denize vom Vermögensverwalter Oddo BHF prognostiziert einen Gewinnrückgang je Aktie um zwei Prozent verglichen zum Vorjahr – ein Fünf-Quartals-Tief –, verursacht durch schwächere Umsätze sowie Währungseffekte aufgrund eines hohen Euros gegenüber dem US-Dollar.
Denize sieht zudem erst den Beginn einer längerfristigen Schwächephase am Devisenmarkt voraus; daraus resultierend erwartet er eine Konsolidierungsphase an europäischen Aktienmärkten speziell beim DAX-Index mit seiner hohen Konzentration exportorientierter Unternehmen.
Wirtschaftliche folgen auch für arbeitsmarkt in deutschland denkbar
Die negativen Effekte eines starken Euros beschränken sich nicht nur auf Aktionäre oder Unternehmensbilanzen deutscher Konzerne:
Sollte es infolge geringerer Exporteinnahmen vermehrt zu Gewinnrückgängen kommen oder gar Produktionskürzungen erfolgen müssen, drohen mittelbar auch konjunkturelle Abschwächungen innerhalb Deutschlands sowie Arbeitsplatzverluste insbesondere in exportabhängigen Branchen mit Verzögerung einzutreten,
was wiederum gesamtwirtschaftliche Dynamiken beeinflussen könnte – sowohl regional als auch national betrachtet bleibt diese Entwicklung daher aufmerksam zu beobachten.