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Lehrer und politik kritisieren noteninflation bei einser-abis in deutschland

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Die Zahl der Abiturienten mit sehr guten Noten steigt bundesweit deutlich an. Lehrerverband und politische Vertreter warnen vor einer Entwertung des höchsten Schulabschlusses durch die zunehmende Noteninflation.

Steigende zahl der einser-abis in deutschland

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die ihr Abitur mit einem Durchschnitt von 1,0 bis 1,9 abschließen, kontinuierlich gestiegen. Diese Entwicklung wird von verschiedenen Seiten aufmerksam beobachtet und kritisch bewertet. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, bezeichnete die Situation als eine „Flut an Einser-Abis“. Er betonte dabei, dass das Abitur kein Abschluss sei, der einfach so vergeben werde. Dennoch müsse dringend darauf geachtet werden, dass an der Qualität des Abschlusses nicht weiter „herumdoktert“ werde.

Der Anstieg dieser sehr guten Noten wird unter anderem auf Veränderungen im Schulsystem zurückgeführt. Die Corona-Pandemie spielte hierbei eine bedeutende Rolle: Viele Schulen führten während dieser Zeit Erleichterungen für Schülerinnen und Schüler ein – etwa durch angepasste Prüfungsanforderungen oder Nachsicht bei Leistungsbewertungen. Diese Maßnahmen haben den Trend zu besseren Notendurchschnitten verstärkt.

Neben pandemiebedingten Faktoren gibt es auch strukturelle Gründe für diese Entwicklung. So wird diskutiert, ob sich das Bildungssystem insgesamt verändert hat oder ob andere Einflüsse wie veränderte Bewertungskriterien oder Unterrichtsmethoden eine Rolle spielen könnten. Die Debatte um die steigenden Einser-Abi-Zahlen ist somit vielschichtig und betrifft sowohl pädagogische als auch gesellschaftliche Aspekte.

Kritik von lehrerverband und union zur entwertung des abiturs

Der Lehrerverband sowie Vertreter der Union äußern deutliche Kritik an dem Phänomen der sogenannten Noteninflation bei deutschen Abiturabschlüssen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß erklärte gegenüber der Rheinischen Post, dass das Abitur zunehmend entwertet werde, wenn immer mehr Schülerinnen und Schüler Jahr für Jahr bessere Zensuren erhielten.

Ploß wies darauf hin: „Das schadet den wirklich Fleißigen.“ Damit meint er jene Absolventinnen und Absolventen, die sich intensiv auf ihre Prüfungen vorbereiten und hohe Leistungen erbringen müssen – während gleichzeitig andere mit Wissenslücken davonkämen oder weniger gefordert würden. Für ihn ist klar: „Die Noteninflation an Deutschlands Schulen muss gestoppt werden.“

Diese Kritik zielt auf eine mögliche Verwässerung des Anspruchs hinter dem höchsten deutschen Schulabschluss ab. Wenn immer mehr Jugendliche einen sehr guten Durchschnitt erreichen können ohne entsprechende Leistungshöhepunkte zu setzen, verliert das Abitur nach Ansicht dieser Stimmen seinen Wert als verlässliches Qualitätsmerkmal für akademische Eignung oder berufliche Qualifikation.

Die Forderung nach einer Rückkehr zu strengeren Bewertungsmaßstäben steht damit im Raum – verbunden mit dem Ziel einer faireren Leistungsbewertung über alle Bundesländer hinweg sowie einer stärkeren Differenzierung zwischen unterschiedlichen Leistungsniveaus innerhalb eines Jahrgangs.

Unterschiedliche perspektiven aus bildungsforschung und politik

Während Lehrerverband und Union vor allem vor negativen Folgen warnen, gibt es auch differenziertere Sichtweisen aus anderen politischen Lagern sowie aus Bildungsforschungskreisen. Der SPD-Bildungsexperte Oliver Kaczmarek betont beispielsweise den Einsatz vieler Schülerinnen und Schüler beim Erwerb ihres Abiturs: Wer diesen Abschluss erlange, habe hart gearbeitet verdient Respekt dafür.

Kaczmarek sieht in dem Anstieg guter Abi-Noten zudem ein Zeichen wachsender Durchlässigkeit im deutschen Bildungssystem – wenngleich dieses international betrachtet noch nicht ausreichend sei: „Dass heute mehr Schüler ein gutes Abi machen würden“, sagte er laut Presseberichten, „ist Zeichen zunehmender Durchlässigkeit unseres Bildungssystems.“

Diese Perspektive hebt hervor, dass verbesserte Chancen auf höhere Abschlüsse grundsätzlich positiv bewertet werden können – insbesondere wenn sie soziale Ungleichheiten verringern helfen oder bisher benachteiligten Gruppen neue Wege eröffnen.

Gleichzeitig bleibt offen, wie sich diese Entwicklungen langfristig auf Qualitätssicherung im Bildungswesen auswirken werden beziehungsweise welche Maßnahmen notwendig sind um faire Vergleichbarkeit sicherzustellen ohne individuelle Leistungen abzuwerten oder unnötige Hürden aufzubauen.

Insgesamt zeigt sich damit eine komplexe Debatte zwischen Forderungen nach strengerer Bewertung zur Wahrung traditioneller Standards einerseits sowie Anerkennung verbesserter Zugangsbedingungen andererseits innerhalb Deutschlands aktueller Bildungslandschaft.

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