Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat die militärischen Maßnahmen Israels im Gazastreifen als unverhältnismäßig und verantwortungslos bezeichnet. In Tel Aviv versammelten sich Tausende Menschen zu Protesten, um ein Ende der Kampfhandlungen zu fordern.
Demonstrationen in tel aviv gegen den gazakrieg
In der israelischen Metropole Tel Aviv haben sich am 24.07.2025 mehrere Tausend Demonstranten auf dem zentralen Habima-Platz eingefunden, um gegen die anhaltenden Kampfhandlungen im Gazastreifen zu protestieren. Die Kundgebung richtete sich vor allem gegen die militärische Strategie der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und deren Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung in Gaza. Nach dem offiziellen Teil blockierten zahlreiche Teilnehmer wichtige Straßenabschnitte in der Innenstadt, was zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führte.
Die Polizei griff schließlich ein und trieb die Versammlung auseinander, nachdem einzelne Gruppen begannen, Barrikaden aufzubauen und lautstark ihren Unmut kundtaten. Unter den Demonstranten befand sich auch Shon Breshef, ein 50-jähriger Renovierungsunternehmer aus Tel Aviv, der seine Beweggründe erläuterte: „Wir fühlen uns machtlos angesichts dessen, was passiert.“ Er betonte zudem: „Es ist mir wichtig, dass die Welt davon erfährt.“ Die Proteste spiegeln eine wachsende Unzufriedenheit innerhalb großer Teile der israelischen Bevölkerung wider, welche zunehmend humanitäre Bedenken äußert.
Die Forderungen richten sich nicht nur an die israelische Regierung; auch internationale Akteure wie die Europäische Union werden aufgefordert, stärker auf eine Deeskalation hinzuwirken. Die Stimmung unter den Teilnehmern war geprägt von Sorge um das Leid unbeteiligter Zivilisten sowie einem dringenden Wunsch nach einer politischen Lösung des Konflikts.
Politische reaktionen auf den konflikt
Im politischen Berlin reagierte insbesondere Jürgen Hardt als außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Blick auf den Konflikt im Nahen Osten zurückhaltend aber bestimmt. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte er am 24.07., dass entscheidend sei, wie Israel seine Zusagen zur humanitären Hilfe für Gaza erfülle: „Schließlich hat die israelische Regierung der EU klare Zusagen bezüglich der humanitären Hilfe in Gaza gemacht.“ Hardt warnte davor, diese Verpflichtungen nicht einzuhalten: „Eine Nichterfüllung fester Zusagen könnte nicht ohne Konsequenzen bleiben.“
Deutlich schärfer fiel das Urteil des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck aus. In einer Sendung bei Markus Lanz bezeichnete er das Vorgehen Israels als „völlig unverhältnismäßig“ und „unverantwortlich“. Er begründete dies damit, dass durch das militärische Handeln übermäßig viel Leid über unschuldige Menschen gebracht werde: „Weil zu viel Leid über zu viele Unschuldige gebracht wird, um Schuldige zu bestrafen.“
Gauck betonte zugleich seine langjährige innere Verbundenheit mit Israel: „Die wird nie aus meinem Herzen weichen.“ Umso größer sei sein Entsetzen angesichts dessen gewesen, was Regierungschef Netanjahu zusammen mit seinen „wirklich schrecklichen Parteiverbündeten“ tue. Trotz seiner Kritik stellte er klar: Israel habe jedes Recht gehabt zur Verteidigung nach dem Überfall durch Hamas am 7. Oktober 2023.
Er forderte Deutschland dazu auf sicherzustellen, dass es weiterhin fest an Israels Seite stehe – jedoch ohne kritikloses Schweigen gegenüber problematischen Entwicklungen: „Ich stehe nach wie vor dazu ,dass Deutschland das letzte Land sein sollte ,was die Solidarität mit Israel verlässt ,das letzte . Aber das heißt nicht ,dass wir zu allem schweigen hätten .“ Mit dieser Haltung positioniere sich Deutschland gemeinsam mit hochanständigen Menschen weltweit sowie innerhalb Israels selbst.
Diese Äußerungen spiegeln eine differenzierte Debatte wider zwischen uneingeschränkter Solidarität und berechtigter Kritik an bestimmten Aspekten des Kriegsverlaufs sowie dessen Folgen für Zivilisten im Gazastreifen.