Die Hamburger Polizei ermittelte bereits 2021 gegen einen heute 20-jährigen Deutsch-Iraner, der als Anführer der Internet-Gruppe White Tiger gilt. Die Gruppe soll Jugendliche erpresst und zu Selbstverletzungen sowie Suizidversuchen getrieben haben.
Ermittlungen gegen den verdächtigen im jahr 2021
Im Jahr 2021 geriet ein damals 16-jähriger Jugendlicher aus Hamburg ins Visier der Ermittler, nachdem das US-amerikanische National Center for Missing & Exploited Children Hinweise auf seine Aktivitäten übermittelt hatte. Das Bundeskriminalamt leitete diese Informationen an das Landeskriminalamt Hamburg weiter. Der Verdächtige gab bei einer Vernehmung zu, unter dem Pseudonym White Tiger mit zwei minderjährigen Nutzerinnen auf der Plattform Discord kommuniziert zu haben. Dabei fanden sich in den Chats jugendpornografische Inhalte sowie Aufforderungen zur Selbstverletzung und Bestärkung suizidaler Gedanken eines Opfers.
Trotz dieser schwerwiegenden Vorwürfe wurde das Verfahren wegen Besitzes jugendpornografischer Dateien nach einer Vernehmung aufgrund von Geringfügigkeit eingestellt. Die Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die Einstellung des Verfahrens im November desselben Jahres. Damals war unklar, wer genau für die hochgeladenen Dateien verantwortlich war; deshalb wurde auch die Mutter des Jugendlichen vorgeladen und erschien gemeinsam mit ihrem Sohn bei der Polizei.
Aktuelle vorwürfe und festnahme in hamburg
Erst vor etwa einem Monat erfolgte eine erneute Festnahme des heute 20-Jährigen in seiner elterlichen Wohnung in Hamburg – diesmal unter anderem wegen Mordverdachts. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft im Jugendgefängnis auf der Elbinsel Hahnöfersand bei Jork . Ihm werden schwere Straftaten wie Mord, versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung sowie sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen.
Der Beschuldigte soll Kopf einer international agierenden Cyberkriminellen-Gruppe sein, die mindestens acht Kinder zwischen elf und fünfzehn Jahren aus verschiedenen Ländern – darunter Deutschland, England, Kanada und die USA – gezielt manipulierte und zu Gewalt gegen sich selbst zwang. Ein Fall betrifft einen dreizehnjährigen US-Amerikaner, dessen Suizid durch diese Machenschaften ausgelöst worden sein soll; eine vierzehnjährige Kanadierin habe versucht, sich umzubringen.
Einblick in die aktuellen vorwürfe
Kinder wurden systematisch unter Druck gesetzt, wie Zeugen berichten. Zudem soll die Gruppe eine Atmosphäre der Angst geschaffen haben, um Kontrolle über ihre Opfer zu behalten.
Hintergrund zur gruppe white tiger und netzwerk 764
Die Gruppe White Tiger wird als Teil eines größeren Netzwerks namens 764 betrachtet. Dieses Netzwerk wurde im April von den US-Behörden als nihilistisch-extremistisch eingestuft und richtet seine Aktivitäten insbesondere gegen Kinder online aus. Laut Berichten handelt es sich dabei um ein komplexes Geflecht mit mehreren Untergruppen.
Der Name „764“ bezieht sich offenbar auf einen Postleitzahlenbereich in Stephenville , dem Heimatort des Gründers dieses Netzwerks. Dieser Gründer ist laut Hamburger Staatsanwaltschaft bereits zu einer Haftstrafe von achtzig Jahren verurteilt worden.
Die internationalen Ermittlungen zeigen damit eine Verbindung zwischen lokalen Fällen wie dem Hamburger Verdächtigen und global operierenden kriminellen Strukturen im Internet auf.
Unterstützungsangebote bei suizidgedanken
Das Thema Suizid ist sensibel; Betroffene oder Angehörige finden Hilfe bei professionellen Beratungsstellen wie der Telefonseelsorge Deutschland e.V., die anonymen Beistand bietet. Sie ist rund um die Uhr kostenfrei erreichbar unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 sowie 0800/111 0 222 oder per E-Mail nach Anmeldung über ihre Website www.telefonseelsorge.de . Diese Angebote sind wichtige Anlaufstellen für Menschen mit belastenden Gedanken oder Krisenlagen aller Art ohne Wartezeiten oder Kostenrisiko.
„Es ist wichtig, dass niemand sich allein fühlt und dass es schnelle Hilfe gibt“, so eine Sprecherin der Telefonseelsorge.
