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Kampf um Kordofan: sudanische armee und RSF ringen um die strategische Mitte des Landes

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Der Konflikt im Sudan dauert seit über zwei Jahren an und spitzt sich aktuell in der Region Kordofan zu. Die rivalisierenden Streitkräfte, die sudanesische Armee unter General Abdel Fatah al-Burhan und die Miliz Rapid Support Forces unter Kommandeur Mohamed Hamdan Daglo, genannt Hemeti, kämpfen erbittert um Kontrolle über das strategisch wichtige Gebiet.

Militärischer konflikt im Sudan: rückblick auf den krieg und aktuelle lage

Ende März sorgte die Siegespose von General Abdel Fatah al-Burhan für Aufsehen, als er nach der Rückeroberung von Teilen der Hauptstadt Khartum durch die Armee triumphierend die Faust reckte. Diese Geste sollte einen Wendepunkt im zweijährigen Bürgerkrieg markieren. Doch trotz dieses Teilerfolgs hält sich die Miliz RSF weiterhin hartnäckig in vielen Regionen des Landes. Der Anspruch von Hemeti auf eine landesweite Kontrolle wurde nicht aufgegeben, was den Krieg verlängert und verschärft.

Die Kämpfe konzentrieren sich derzeit vor allem auf das Gebiet von Kordofan, das als Brücke zwischen Ost- und Westsudan gilt. Dieses Gebiet ist zum neuen Hauptschauplatz geworden, an dem beide Seiten versuchen, ihre Macht auszubauen oder zu sichern. Die Region ist nicht nur wegen ihrer geographischen Lage wichtig, sondern auch wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung – insbesondere durch Verkehrswege sowie Ölfelder.

Im Osten kontrolliert weiterhin die reguläre Armee unter Führung Burhans Gebiete bis zum Roten Meer inklusive Hafenstadt Port Sudan. Im Westen hat Hemeti mit seiner RSF fast ganz Darfur eingenommen; einzig in El Fasher halten noch Einheiten der Armee sowie verbündete Milizen stand.

Beide Konfliktparteien werden international schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen: Luftangriffe der Armee führten zu zahlreichen zivilen Opfern; gleichzeitig beschuldigen Experten die RSF-Miliz eines Völkermords in Darfur. Der Krieg hat eine humanitäre Katastrophe ausgelöst – mehr als zwölf Millionen Menschen sind vertrieben oder fliehen vor Gewalt; Hunderttausende leiden Hunger.

Kordofans rolle als schauplatz des konflikts zwischen armee und rsf

Die Region Kordofan steht exemplarisch für den tiefen Riss innerhalb des Sudans: Hier treffen unterschiedliche Machtblöcke direkt aufeinander – östlich dominieren Burhans Truppen, westlich drängt Hemetis mit seiner Miliz voran. Die Stadt El Obeid gewinnt dabei besondere Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt am Highway B26 zwischen Khartum und Darfur sowie Standort einer wichtigen Armeebasis.

Strategische bedeutung von el Obeid und die eskalation der kämpfe

Die RSF versucht derzeit aktiv, El Obeid einzukreisen und so ihre Position weiter auszubauen. Gleichzeitig setzt Burhans Truppen verstärkt Luftangriffe ein, um gegnerische Stellungen zu schwächen oder zurückzudrängen. Als Reaktion drohte ein Vertreter der RSF mit einem Vorstoß auf das südliche Ölfeldgebiet bei Heglig – einem Schlüsselpunkt für Öltransporte über Pipelines nach Port Sudan sowie ins Nachbarland Südsudan.

Diese Drohung verdeutlicht den hohen Einsatz beider Seiten: Ölressourcen sind wirtschaftlich lebenswichtig für beide Parteien ebenso wie strategisch bedeutsam zur Finanzierung weiterer Kampfhandlungen.

In jüngster Zeit kam es vermehrt zu Massakern durch Einheiten der RSF in Kordofan; allein letzte Woche starben bei Angriffen mehr als 200 Menschen einschließlich zahlreicher Kinder. Terror gegen Zivilisten soll Angst verbreiten und Widerstand brechen – diese Brutalität hinterlässt tiefe Spuren bei Bevölkerungsteilen beider Lager.

Trotz dieser heftigen Gefechte zeichnet sich absehbar keine vollständige Eroberung Kordofans durch eine Seite ab: Beide Kräfte verfügen über begrenzte Ressourcen zur dauerhaften Kontrolle großer Gebiete angesichts fortdauernder Kämpfe an mehreren Fronten innerhalb des Landes.

Perspektiven eines geteilten Sudan nach monatelangen kämpfen

Analysten prognostizieren einen langwierigen bewaffneten Konflikt rund um Kordofan ohne schnelle Lösungsmöglichkeiten. Für General Burhan bleibt diese Region zentraler Ausgangspunkt möglicher Operationen gegen Hemetis’ Stellungen in Darfur; zugleich benötigt auch Hemeti diesen Teil Sudans dringend zur Vorbereitung neuer Angriffe etwa auf Khartum selbst.

Sollten Verhandlungen zwischen beiden Kriegsparteien zustande kommen, wird Territorium wohl wichtigste Verhandlungsmasse sein – Tauschgeschäfte bezüglich Landgebieten könnten Grundlage künftiger Abkommen bilden.

Eine vollständige Rückeroberung Darfurs durch Burhans reguläre Streitkräfte erscheint derzeit unrealistisch angesichts militärischer Übermacht der RSF dort sowie deren Unterstützung aus dem Ausland: Die Vereinigten Arabischen Emirate liefern laut UN-Berichten Waffen an Hemetis Truppe zur Fortsetzung ihres Feldzugs gegen Regierungstruppen im Sudan.

Vor diesem Hintergrund wächst zunehmend die Befürchtung einer dauerhaften Teilung Sudans ähnlich wie beim nordwestlichen Nachbarn Libyen mit parallelen Herrschaftsgebieten rivalisierender Gruppen statt einer national einheitlichen Staatsstruktur.

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