Die Europäische Kommission arbeitet an einer neuen App, die den Zugang zu nicht für junge Menschen geeigneten Inhalten im Internet einschränken soll. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche besser vor ungeeigneten Inhalten wie Pornografie zu schützen.
Aktuelle situation beim zugang zu altersbeschränkten inhalten im internet
Derzeit ist der Zugriff auf Inhalte, die für Minderjährige ungeeignet sind, meist sehr einfach möglich. Häufig genügt ein einziger Klick, um etwa pornografisches Material aufzurufen. Webseiten fordern Nutzerinnen und Nutzer oft nur dazu auf, ihr Alter mit einem Klick zu bestätigen – eine echte Altersüberprüfung findet dabei nicht statt. So kann beispielsweise in Deutschland jeder angeben, mindestens 18 Jahre alt zu sein, ohne dass dies überprüft wird.
Diese Praxis führt dazu, dass Kinder und Jugendliche leicht Zugang zu Inhalten erhalten können, die sie noch nicht sehen sollten. Die fehlende Kontrolle stellt ein erhebliches Risiko dar – insbesondere da viele dieser Seiten keinerlei Mechanismen zur Verhinderung des Zugangs durch Minderjährige implementiert haben.
Die dänische Digitalministerin Caroline Stage Olsen betont: „Kinder haben es verdient, eine sichere digitale Kindheit zu verbringen. Ohne angemessene Altersüberprüfung können wir unsere Kinder im Internet nicht schützen.“ Die EU-Kommission hat daher Mitte Juli neue Leitlinien vorgestellt sowie einen Prototypen einer App präsentiert. Diese sollen künftig als wichtige Instrumente dienen, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen online deutlich zu verbessern.
Leitlinien der eu-kommission zum schutz minderjähriger online
Die veröffentlichten Leitlinien zielen darauf ab sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche im Internet umfassend geschützt werden – nicht nur vor ungeeigneten Inhalten wie Pornografie oder Gewaltvideos. Auch andere Gefahren wie unerwünschte Kontaktaufnahme durch Fremde oder Cybermobbing sollen so weit wie möglich verhindert werden.
Ein zentraler Punkt der Empfehlungen ist etwa die Vorgabe an Online-Plattformen: Accounts junger Nutzerinnen und Nutzer sollen standardmäßig auf „privat“ gestellt werden. Dadurch sind diese Profile für Personen außerhalb der Freundesliste unsichtbar – ein wichtiger Schritt gegen unerwünschte Kontakte oder Belästigungen.
Die Leitlinien gelten grundsätzlich für alle Plattformen mit minderjährigen Nutzern innerhalb der EU; kleine Unternehmen sind ausgenommen. Bei ihrer Erarbeitung wurden neben Expertinnen und Experten auch junge Menschen selbst eingebunden – um praxisnahe Lösungen sicherzustellen.
Neben technischen Maßnahmen empfehlen die Richtlinien auch Aufklärungskampagnen sowie verstärkte Kontrollen bei Anbietern digitaler Dienste mit jugendlichen Nutzern. Ziel ist es insgesamt eine sichere Online-Umgebung herzustellen und Risiken frühzeitig entgegenzuwirken.
Konzept und funktionen der geplanten alterskontrolle-app
Im Zentrum des Vorhabens steht eine neue App zur Alterskontrolle mit Gültigkeit in allen EU-Mitgliedsstaaten. Der vorgestellte Prototyp soll benutzerfreundlich sein sowie hohe Datenschutzstandards erfüllen: Das Alter lässt sich nachweisen ohne Preisgabe weiterer persönlicher Daten wie genauer Identität oder Geburtsdatum.
Dadurch wird verhindert, dass nachvollzogen werden kann welche Inhalte einzelne Nutzerinnen oder Nutzer konsumieren – ein wichtiger Aspekt zum Schutz der Privatsphäre bei gleichzeitiger Sicherheitserhöhung beim Jugendschutz.
Das System lässt sich flexibel an verschiedene Altersstufen anpassen; so könnte es neben dem Nachweis eines Mindestalters von 18 Jahren auch andere Grenzwerte berücksichtigen . Die Anwendung kann eigenständig funktionieren oder in bestehende Apps einzelner Länder integriert werden.
Seit Anfang 2025 arbeiten Entwicklerteams intensiv am Konzept dieser Kontroll-App unter Einbeziehung verschiedener Interessengruppen aus Politik sowie Technikbranche zur Optimierung des Tools hinsichtlich Bedienbarkeit und Sicherheitsschutzes junger Userinnen beziehungsweise Usern im Netz.
Testphase in fünf eu-ländern und integration in digitale identitäts-wallet geplant
Aktuell testen fünf Mitgliedsstaaten — Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien sowie Spanien — gemeinsam mit Online-Plattformen den Prototypen dieser Alterskontroll-App unter realistischen Bedingungen zusammen mit tatsächlichen Nutzenden verschiedener Altersgruppen innerhalb Europas.
Parallel bereitet die Kommission vor das Tool ab Ende 2026 als Teil der sogenannten „EU Digital Identity Wallet“ anzubieten: Eine freiwillige digitale Brieftasche für alle EU-Bürgerinnen beziehungsweise Bürger zur sicheren Verwaltung persönlicher Dokumente wie Führerschein oder Personalausweis auf elektronischem Weg via Smartphone-App bzw. PC-Anwendung.
Diese Integration soll den Nachweis des eigenen Alters künftig deutlich vereinfachen ohne zusätzliche Registrierungsschritte bei einzelnen Plattformbetreibern erfordern. Damit entsteht europaweit erstmals eine standardisierte Lösung, welche sowohl Datenschutzanforderungen erfüllt als auch effektiven Jugendschutz gewährleistet.