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Monatlicher eigenanteil für pflege im heim überschreitet erstmals 3.000 euro

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Die Kosten für die stationäre Pflege in Deutschland steigen weiter an. Pflegebedürftige müssen aktuell durchschnittlich 3 108 Euro pro Monat aus eigener Tasche zahlen, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen zeigt.

Steigende kosten der stationären pflege und regionale unterschiede

Die finanzielle Belastung durch die Heimunterbringung hat einen neuen Höchststand erreicht: Im ersten Jahr der stationären Pflege liegt der monatliche Eigenanteil bundesweit bei durchschnittlich 3 108 Euro. Das entspricht einem Anstieg von 124 Euro seit Anfang des Jahres und 237 Euro gegenüber Juli 2024. Diese Zahlen basieren auf den Vergütungsvereinbarungen zwischen den Pflegekassen und Heimen in allen Bundesländern, ausgewertet vom Verband der Ersatzkassen .

Deutliche Unterschiede zeigen sich regional: Am teuersten ist die Heimunterbringung derzeit in Bremen mit durchschnittlich 3 449 Euro sowie in Nordrhein-Westfalen mit rund 3 427 Euro pro Monat. Die geringste finanzielle Belastung tragen Bewohnerinnen und Bewohner in Sachsen-Anhalt mit etwa 2 595 Euro sowie in Mecklenburg-Vorpommern mit circa 2 752 Euro monatlich.

In diesen Beträgen sind verschiedene Kostenbestandteile enthalten: Zum einen der Eigenanteil für reine Pflege- und Betreuungsleistungen, da die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teil dieser Kosten übernimmt – anders als die Krankenversicherung. Hinzu kommen Aufwendungen für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen in das Gebäude sowie Ausbildungskosten des Personals.

Ursachen für den kostenanstieg bei pflegeheimen

Der Verband der Ersatzkassen führt den Anstieg vor allem auf gestiegene Personal- und Lebenshaltungskosten zurück. Die Gehälter für dringend benötigte Fachkräfte im Pflegesektor wurden erhöht, was sich direkt auf den Eigenanteil auswirkt: Der Anteil allein für reine Pflegeleistungen stieg bundesweit auf durchschnittlich 1 862 Euro pro Monat – ein Plus von rund 184 Euro seit Mitte letzten Jahres.

Auch Unterhalt und Verpflegung verteuerten sich deutlich; hier liegen die Durchschnittskosten nun bei etwa 1 018 Euro monatlich, was einem Zuwachs von circa 63 Euro gegenüber Juli vergangenen Jahres entspricht. Diese Daten beruhen auf aktuellen Vergütungsvereinbarungen zwischen Heimen und gesetzlichen Krankenkassen wie Techniker Krankenkasse, Barmer oder DAK-Gesundheit.

Trotz zusätzlicher Entlastungszuschläge bleibt die finanzielle Belastung hoch: Seit dem Jahr 2022 erhalten Heimbewohner Zuschläge zur Minderung ihres Eigenanteils je nach Aufenthaltsdauer im Heim – bis zu einer Reduzierung um maximal drei Viertel ab dem vierten Jahr des Aufenthalts. Dennoch müssen Betroffene auch mit dem höchsten Zuschlag noch durchschnittlich knapp 1 991 Euro selbst tragen; das sind etwa 126 Euro mehr als Mitte letzten Jahres.

Politische reaktionen und reformbedarf bei pflegekosten

Angesichts dieser Entwicklung hat eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Leitung von Gesundheitsministerin Nina Warken ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist es laut Arbeitsgruppe, Reformvorschläge bis Ende dieses Jahres vorzulegen unter dem Leitgedanken „Pflege darf kein Armutsrisiko sein“.

Der Bundesrechnungshof kritisiert ebenfalls scharf die aktuelle Situation: „Nur rund zwölf Prozent aller Pflegebedürftigen leben im Heim – sie verursachen jedoch fast ein Drittel aller Ausgaben der gesetzlichen Pflegeversicherung.“ Besonders problematisch seien dabei auch stark gestiegene Entlastungszuschläge; deren Kosten werden dieses Jahr voraussichtlich auf insgesamt rund sieben Milliarden Euro steigen.

Diskutierte Reformideen umfassen unter anderem einen bundesweiten Deckel beim Eigenanteil zur Begrenzung finanzieller Belastungen sowie eine stärkere Finanzierung über Steuermittel oder sogar eine umfassende Vollversicherung gegen alle Pflegerisiken ohne Zuzahlungen durch Betroffene selbst.

Darüber hinaus fordern Vertreterinnen der Ersatzkassen Rückerstattungen staatlicher Corona-Ausgaben an ihre Kassen sowie Übernahmen von Rentenbeiträgen zugunsten pflegender Angehöriger durch Bund oder Länder.

Diese Vorschläge liegen bereits vor; wie es heißt fehlt es nicht an Erkenntnissen über notwendige Veränderungen sondern am politischen Willen zur Umsetzung nachhaltiger Lösungen im deutschen Pflegesystem.

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