Der weltweite Bierkonsum nimmt weiter ab, was Brauereien und Zulieferer vor erhebliche Herausforderungen stellt. In Deutschland sinkt die Pro-Kopf-Menge seit Jahrzehnten, während die Preise für Bier deutlich steigen.
Rückläufiger bierkonsum in deutschland und weltweit
Deutschland zählt trotz sinkender Zahlen weiterhin zu den führenden Biertrinker-Ländern Europas. Laut dem Statistischen Handbuch des Europäischen Bier-Branchenverbands liegt der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch bei 88 Litern im Jahr 2024. Nur Tschechien mit 128 Litern sowie Österreich mit 99 Litern verzeichnen höhere Werte. Im Vergleich dazu lag der Konsum vor zwanzig Jahren noch bei 112 Litern pro Kopf, vor dreißig Jahren sogar bei 133 Litern jährlich.
Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen einen kontinuierlichen Rückgang des Bierdursts über mehrere Jahrzehnte hinweg. Auch im laufenden Jahr setzt sich dieser Trend fort: Die Produktion von Bier sank in den ersten fünf Monaten um etwa drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Obwohl Produktionszahlen nicht exakt mit dem Konsum übereinstimmen müssen, besteht eine enge Korrelation zwischen beiden Größen.
International betrachtet gibt es nur wenige Ausnahmen vom globalen Abwärtstrend beim Bierkonsum. Russland, England sowie einige afrikanische Länder verzeichnen steigende Absatzzahlen. Dagegen schrumpfen die Märkte in weiten Teilen Europas und anderen Regionen deutlich – belegt durch aktuelle Zahlen des Nürnberger Hopfenproduzenten Barth/Haas, der jährlich umfassende Branchenreports veröffentlicht.
Strategien zur modernisierung und imagepflege der brauereibranche
Angesichts sinkender Nachfrage reagiert die deutsche Brauwirtschaft mit vielfältigen Modernisierungsversuchen, um neue Zielgruppen anzusprechen und das Image von Bier zu erneuern. Neben klassischen Sorten wie Export, Pils oder Alt gewinnen mildere und erfrischendere Varianten an Bedeutung – sie sollen jüngere Konsumenten begeistern.
Der Deutsche Brauerbund positioniert das Getränk als Lifestyle-Produkt für urbane Menschen mit einem aktiven Lebensstil. Werbekampagnen zeigen gepflegte Städterinnen beim geselligen Genuss von Bier, während Biersommeliers das Kultivierte am Produkt hervorheben sollen.
Konterkarierte modernität
Ein offizielles Foto vom jüngsten Trainingslager für Biersommeliers zeigt jedoch überwiegend ältere Männer mit Bart und Bauchumfang versammelt um einen Traktor – ein Bildkontrast zur modernen Werbebotschaft.
Der Geschäftsbericht der größten deutschen Brauerei Radeberger Gruppe bestätigt zudem Unterschiede zum Weinkonsum: Das Wetter beeinflusst maßgeblich den Absatz bestimmter Sorten wie Weizenbier; so führte ein verregneter Sommer zu Umsatzrückgängen im letzten Jahr. Zudem wirkte sich das frühe Ausscheiden Deutschlands bei der Fußball-Europameisterschaft negativ auf den Gesamtabsatz aus – dies wird explizit im Konzernabschluss erwähnt.
Preisentwicklung belastet konsumenten trotz rückläufigem absatz
Die Branche sieht sich hohen Rohstoffkosten gegenübergestellt, insbesondere für Hopfen und Malz. Dennoch gelingt es vielen Herstellern offenbar durchgehend, diese Kostensteigerungen an Endverbraucher weiterzugeben oder sogar darüber hinausgehende Preiserhöhungen umzusetzen.
Am Beispiel Radeberger KG lässt sich nachvollziehen: Trotz eines Rückgangs bei verkauften Mengen stieg der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr an; daraus ergibt sich eine durchschnittliche Preiserhöhung von rund fünf Prozent innerhalb eines Jahres. Für das laufende Jahr kündigt derselbe Bericht weitere Preissteigerungen an.
Das Statistische Bundesamt dokumentiert detailliert die Entwicklung der Verbraucherpreise für Bier: Zwischen 2020 und 2024 stiegen diese um mehr als 22 Prozent an – während verfügbare Haushaltseinkommen lediglich um sechs Prozent zunahmen. Dies bedeutet eine deutliche Verteuerung des Bieres relativ zum Einkommen vieler Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland.
Strukturierte landschaft deutscher brauereien zwischen großindustrie und kleinbetrieben
In Deutschland existieren laut Deutschem Brauerbund aktuell etwa 22 Großbrauereien mit einer jährlichen Produktion von jeweils mehr als einer Million Hektolitern Fassungsvermögen pro Betriebshalle beziehungsweise Standortanlage . Der neueste Branchenreport von Barth/Haas weist dabei die Radeberger KG als unangefochtene Nummer eins aus; sie produzierte zuletzt gut zehn Millionen Hektoliter jährlich – damit liegt sie weit vor allen anderen Wettbewerbern auf nationaler Ebene zurückblickend auf vergangenes Geschäftsjahr wurden insgesamt rund 45 Millionen Hektoliter allein durch diese großen Unternehmen hergestellt.
Neben diesem Kernbereich existiert ein breites Mittelfeld aus circa sechshundert mittelgroßen Betrieben sowie eine schwer überschaubare Szene lokaler Klein- beziehungsweise Mikrobrauereien meist verbunden mit Gasthäusern oder regionalen Spezialitätenherstellern . Diese kleinen Produzenten erzeugten zusammen nur knapp ein halbes Prozent jener Menge , welche die Branchenriesen produzierten – ihre Bedeutung liegt eher kulturell denn mengenmäßig begründet darin spiegelt sich auch wider dass international andere Maßstäbe gelten:
Auf europäischer Ebene dominiert beispielsweise weiterhin die belgische Gruppe AB InBev, deren Markenportfolio Budweiser USA ebenso umfasst wie Corona oder Stella Artois; hier werden jährlich rund fünfhundert Millionen Hektoliter verkauft – also etwa zehnmal so viel wie alle deutschen Großbrauereien zusammen produzieren können bzw dürfen. Unter Berücksichtigung aktueller Marktanteile zeigt dies eindrucksvoll unterschiedliche Dimensionen innerhalb global agierender Konzerne gegenüber nationalem Mittelstand bis hin zu regional verwurzelten Kleinbetrieben.