Die bayerischen Meisterschaften im Dressurreiten brachten einen historischen Doppelerfolg für das Familiengespann Reichert. Die 15-jährige Noraya „Bieni“ Reichert gewann die Junioren-Prüfung auf Springdance, während ihre Mutter Yara Reichert im Grand Prix Special den zweiten Platz belegte. Beide Pferde, Springdance und Springbank II VH, sind Vater und Sohn.
Überraschender sieg von noraya „bieni“ reichert auf springdance bei junioren-prüfungen
Der Sieg von Noraya „Bieni“ Reichert bei der finalen Junioren-Prüfung war unerwartet. Ursprünglich wollte die 15-Jährige das sechsjährige Pferd Springdance nicht reiten. Bei der Kadersichtung auf der Olympiareitanlage hatte sich das bis dahin als brav geltende Tier plötzlich so hochgestiegen, dass ein Sturz drohte. Nach diesem Vorfall wurde der Hengst kastriert, um ihn ruhiger zu machen. Danach übernahm Trainer Alexander Kömpf den Beritt des Wallachs namens „Baby“. Er stellte ihn erfolgreich bei Turnieren vor – zuletzt beim internationalen Pfingstturnier in Wiesbaden mit zwei Top-Platzierungen.
Noraya hatte ihr Vertrauen in „Baby“ verloren und ritt stattdessen andere Ponys sowie zwei Stuten. Kurz vor den Meisterschaften erkrankten jedoch beide Stuten an einem dicken Bein, sodass nur noch zwei Optionen blieben: Entweder Noraya verzichtet aufs Reiten oder sie gibt dem Wallach eine zweite Chance. Trotz anfänglicher Angst entschied sich Bieni für Letzteres – auch wenn sie nur einmal die Aufgabe des ersten Tages komplett durchreiten konnte.
Täglich stand die junge Reiterin um fünf Uhr morgens auf, versorgte ihren Partner liebevoll mit Putzen, Spazierengehen und Trainingseinheiten. So entstand langsam wieder Vertrauen zwischen beiden.
Herausforderungen für springdance als junges pferd in neuen prüfungen
Für ein junges Pferd wie Springdance ist ein Turnier mit fremdem Stall-Umfeld ungewohnt – Transportstress sowie veränderte Tagesabläufe wirken sich aus. Zudem verlangte man von ihm neue Lektionen: Während er zuvor Fliegende Galoppwechsel übte – typisch für Prüfungen der Klasse M –, mussten Junioren U16 wie Noraya Aufgaben auf L-Niveau bewältigen; hier ist Außen- oder Kontergalopp gefragt.
Diese Umstellung kann junge Pferde verwirren oder verunsichern; dennoch meisterte Springdance seine neue Aufgabe souverän unter dem leichten Gewicht seiner Reiterin . Mit jeder Vorstellung steigerte sich das Paar spürbar.
Noraya berichtete: „Ich habe mich immer sicherer auf Baby gefühlt und mich noch mehr zu reiten getraut.“ Ihre Mutter sieht darin eine wichtige Entwicklung: „Mit Baby hat sie ein Pferd für die Zukunft.“ Die tägliche intensive Betreuung trug maßgeblich zur Bindung bei; neben dem Training gehörten auch Spaziergänge zum Ausgleich fehlenden Weidegangs dazu.
Familiäre verbindung zwischen springbank II VH und seinem sohn springdance
Der Vater von Springdance ist der siebenjährige gekörte Fuchshengst Springbank II VH, seit einigen Jahren im privaten Stall der Familie Reichert nahe Landshut beheimatet. Der ganggewaltige Hengst beeindruckt durch sein imposantes Auftreten und gilt als Alphatier im Stallensemble.
Yara Reichert beschreibt ihn als „eine Naturgewalt“, zugleich aber sehr aufmerksam gegenüber ihrem Umgang: „Er hört mir zu.“ Diese besondere Beziehung macht ihn zur großen Liebe ihrer reiterlichen Karriere.
Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn zeigt Parallelen hinsichtlich Temperament sowie Leistungsvermögen; beide haben sich vom Jungpferde-S-Niveau bis zum Grand-Prix-Niveau weiterentwickelt – unterstützt durch professionelle Trainerarbeit.
Yare reicherts internationale karriere neben dem erfolg ihrer tochter bieni
Die 55-jährige Yara Reichert erreichte bereits internationales Fünf-Sterne-Niveau im Dressursport; aktuell liegt sie weltweit auf Rang 75 der Weltrangliste. Bei den bayerischen Meisterschaften gelang ihr erstmals die Teilnahme an beiden Prüfungen , jeweils mit Silbermedaille belohnt.
Im Wettbewerb setzte sie dabei auch ihren elfjährigen Hengst Springbank erfolgreich ein, bevor dieser nun eine längere Pause erhält. Parallel bereitet sie ihr siebenjähriges Nachwuchspferd Skyline to B vor, welches Anfang August bei den Weltmeisterschaften junger Dressurpferde in Verden vorgestellt wird – genau dort begann vier Jahre zuvor auch ihre gemeinsame Karriere mit Springbank II VH.
Auch andere prominente Teilnehmer wie Lisa Müller bestätigten starke Leistungen beim Turnierverlauf; Müller verteidigte ihren Titel erfolgreich mit ihrem zehnjährigen Mondrian trotz jüngster Pause ihres jungen Pferdes nach eigenen Angaben aufgrund dessen Leichtigkeit beim Reiten.