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40 jahre nationalpark schleswig-holsteinisches wattenmeer: naturschutz und konflikte im klimawandel

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Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde vor 40 Jahren gegründet und ist heute ein bedeutendes Schutzgebiet an der Nordsee. Er dient als Rastplatz für Zugvögel, Erholungsraum und Fischereigebiet, steht jedoch weiterhin vor Herausforderungen durch Nutzungskonflikte und den Klimawandel.

Entstehung und bedeutung des nationalparks schleswig-holsteinisches wattenmeer

Am 22. Juli 1985 beschloss der Kieler Landtag mit knapper Mehrheit die Einrichtung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Das Schutzgebiet erstreckt sich von der dänischen Grenze im Norden bis zur Elbmündung im Süden. Die Gründung verlief kontrovers: Einige Kritiker hielten einen Nationalpark an der Nordsee für überflüssig, während andere den Beschluss als unzureichend betrachteten. Trotz anfänglicher Widerstände hat sich das Gebiet in den vergangenen vier Jahrzehnten zu einem wichtigen Naturschutzareal entwickelt.

Der Nationalpark schützt eine einzigartige Landschaft aus Wattflächen, Sandbänken und Salzwiesen, die zahlreichen Tierarten Lebensraum bietet. Besonders wichtig ist das Gebiet als Rast- und Nahrungsstätte für Millionen Zugvögel während ihrer Wanderungen im Frühling und Herbst. Neben dem Vogelschutz spielt auch die Fischerei eine Rolle; das Wattenmeer wird traditionell genutzt, was immer wieder zu Interessenkonflikten führt.

Die Bedeutung des Nationalparks wurde international anerkannt: Im Jahr 2009 wurde das Wattenmeer zum Weltnaturerbe erklärt – zunächst für Deutschland und die Niederlande; seit 2014 gehört auch der dänische Teil dazu. Diese Auszeichnung unterstreicht den Wert des Gebiets für Biodiversität sowie seine herausragende ökologische Funktion.

Erfolge bei artenschutz und naturbildung trotz nutzungskonflikten

Nationalparkleiter Michael Kruse berichtet von positiven Entwicklungen beim Artenschutz trotz allgemeinem Rückgang vieler Tierarten weltweit. So haben sich Kegelrobben– sowie Seehundpopulationen auf den Sandbänken erholt – nach jahrzehntelanger Verfolgung waren diese Tiere fast ausgerottet worden. Auch Seeadler, Löffler, verschiedene Rochen-Arten sowie der Europäische Hummer sind zurückgekehrt.

Um Störungen zu minimieren, gelten strenge Regeln für Schifffahrt innerhalb des Parks; sie sollen Ruhe- sowie Rückzugsräume gewährleisten. Zudem wurde mit Akteuren aus der Miesmuschelwirtschaft eine verträgliche Nutzung vereinbart – ein Beispiel gelungener Koexistenz zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Tätigkeit.

Naturbildung und besucherangebote

Ein wichtiger Bestandteil ist die Umweltbildung: Angebote wie Wattwanderungen oder Veranstaltungen wie die Ringelgans-Tage im Frühling ziehen viele Besucher an. Das Multimar Wattforum in Tönning fungiert als Informationszentrum mit Ausstellungen zur Ökologie des Wattenmeeres.

Trotz dieser Erfolge bestehen Konflikte insbesondere mit Nutzern wie Krabbenfischern weiter fort . Die Balance zwischen Schutzfunktion eines Nationalparks einerseits sowie traditionellen Nutzungen andererseits bleibt komplex.

Konflikt um krabbenfischerei belastet nationalparkmanagement

Die Krabbenfischerei innerhalb des Nationalparks gilt als besonders umstrittenes Thema: Fischer schleppen ihre Netze über den Meeresboden ab – dies wirbelt Sedimente auf und stört empfindliche Ökosysteme nachhaltig. Naturschützer fordern deshalb mehr sogenannte Nullnutzungszonen ohne jegliche Fischereiaktivitäten zum besseren Schutz sensibler Lebensräume.

Demgegenüber verweisen Vertreter wie Jan Möller vom Landesfischereiverband Schleswig-Holstein auf Studien, welche angeblich belegen sollen, dass traditionelle Fangmethoden keine gravierenden Schäden verursachen würden. Möller betont: „Die Krabbenfischerei gehört genauso zum Nationalpark wie alle anderen Nutzungen.“ Diese Position verdeutlicht Spannungen zwischen ökologischen Forderungen einerseits sowie sozialen beziehungsweise wirtschaftlichen Interessen andererseits.

Auch außerhalb des Parks bereitet insbesondere die Hummer-Fischerei Sorgen bei Naturschützern: Sie könnte negative Auswirkungen auf Bestände europäischer Hummer haben – deren Erholung wäre dadurch erschwert oder verzögert worden.

Darüber hinaus war lange Zeit Erdölförderung innerhalb oder nahe am Park Gegenstand heftiger Kritik; diese soll spätestens bis zum Jahr 2041 eingestellt werden können – ein Schritt hin zu umfassenderem Umweltschutz in diesem sensiblen Küstenbereich bleibt abzuwarten.

Herausforderungen durch klimawandel erfordern neue schutzstrategien

Das größte Risiko für das Wattenmeer stellt derzeit der Klimawandel dar: Steigende Meeresspiegel infolge globaler Erwärmung könnten dazu führen, dass große Teile dieses einzigartigen Ökosystems dauerhaft überflutet werden – man spricht vom „Ertrinken“ des Wattsystems unter Wassermassen statt natürlichem Wechselspiel von Ebbe-Flut-Zyklen.

Diese Entwicklung hätte dramatische Folgen nicht nur für Millionen Zugvögel als typische Bewohner sondern auch zahlreiche andere Arten einschließlich Fische oder wirbellose Meerestiere im gesamten Gebiet entlang Schleswig-Holsteins Küste bis hinunter zur Elbmündung.

Innovative ansätze beim deichbau

Um dem entgegenzuwirken sind innovative Konzepte beim Deichbau notwendig: Statt Deiche einfach höher zu bauen soll Wasser künftig mehr Raum gegeben werden können durch gezielten Rückbau einzelner Schutzwälle an geeigneten Stellen . Dadurch kann natürliche Dynamik erhalten bleiben bzw. wiederhergestellt werden ohne vollständigen Verlust wertvoller Flächen.

Eine weitere Herausforderung stellen invasive Raubtiere dar wie Marderhunde oder Füchse – neuerdings zunehmend auch Wanderratten –, welche Eier von Seeschwalben fressen oder deren Jungtiere bedrohen.

Im Gegensatz zum Prinzip „Natur Natur sein lassen“, welches in vielen Nationalparks gilt, steht hier ein Zielkonflikt zwischen Nicht-Eingreifen versus aktivem Artenschutz zugunsten typischer Bewohnerinnen dieses besonderen Biotops bevor.

Diese Fragen prägen maßgeblich zukünftige Entscheidungen rund um Managementstrategien im größten deutschen Küstennationalpark angesichts zunehmender Umweltveränderungen durch menschlichen Einfluss weltweit.

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