Im Nürnberger Tiergarten plant die Leitung, gesunde Guinea-Paviane zu töten, da das Gehege überfüllt sei. Tierschützer protestieren mit einer Aktion vor Ort und kritisieren die Entscheidung scharf.
Protestaktion von tierschützern vor dem pavian-gehege im nürnberger tiergarten
Am 15. 06. 2024 ketteten sich sechs Aktivisten der Organisation Animal Rebellion aus Protest gegen die geplante Tötung gesunder Paviane an das Geländer des Primatengeheges im Tiergarten Nürnberg. Die Demonstranten hatten Transparente dabei und machten auf ihre Forderung aufmerksam, die geplante Maßnahme zu stoppen. Nach Angaben von Emilia Schüler, Sprecherin der Gruppe, setze der Zoo mit dieser Praxis einen gefährlichen Präzedenzfall:
„Durch die geplante Paviantötung schafft der Tiergarten einen Präzedenzfall, der es weiteren Zoos ermöglichen wird, künftig nach Belieben gesunde Primaten zu töten.“ Sie bezeichnete den Schritt als „absolute Grenzüberschreitung“ und Rückschritt im Tierschutz.
Der Protest verlief zunächst friedlich; ein Sprecher des Zoos berichtete von einem überschaubaren Besucheraufkommen am Tag der Aktion. Fünf Teilnehmer hatten sich an das Geländer gekettet und verweigerten zunächst jegliche Kommunikation mit den Einsatzkräften sowie Aufforderungen zum Verlassen des Ortes oder zur Nutzung einer Versammlungsfläche außerhalb des Geländes. Da keine wesentliche Störung des Publikumsverkehrs vorlag, verzichtete die Polizei zunächst auf Zwangsmittel.
Im Verlauf des Nachmittags beendete eine nicht angekettete Teilnehmerin ihren Protest freiwillig und wurde kurzzeitig festgenommen. Gegen 18:45 Uhr lösten auch die übrigen fünf Aktivisten eigenständig ihre Schlösser nach Ankündigung polizeilicher Maßnahmen unter Einbeziehung der Feuerwehr sowie Kostenforderungen seitens dieser ab. Anschließend erhielten alle Beteiligten Platzverweise und wurden entlassen.
Die Polizei leitete Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs ein; zudem werde geprüft, ob Verstöße gegen das Versammlungsrecht vorliegen könnten.
Hintergründe zur pavianhaltung im zoo nürnberg und kritik an tötungsplänen
Der städtische Zoo in Nürnberg hatte bereits Anfang Februar 2024 öffentlich gemacht, dass einige seiner Guinea-Paviane getötet werden sollen – Grund sei eine Überbelegung in ihrem Gehege gewesen. Die Gruppe habe sich so stark vergrößert, dass es vermehrt zu Konflikten zwischen den Tieren komme; diese führten teilweise zu Verletzungen innerhalb der Paviangruppe.
Laut Angaben des Tiergartens versuche man seit Jahren erfolglos, Tiere abzugeben oder anderweitig umzusetzen – geeignete Abnehmer für einzelne Paviane seien nicht gefunden worden. Deshalb sahen Verantwortliche keine andere Möglichkeit als eine Reduzierung durch Euthanasie gesunder Tiere.
Tierschützer wie Emilia Schüler kritisieren dieses Vorgehen scharf: „Statt weiterhin konzeptlos Tiere in Zoos zu züchten und sie einzusperren sowie irgendwann zu töten“, müsse Artenschutz anders gedacht werden – nämlich durch Schutz natürlicher Lebensräume bedrohter Arten statt durch Haltung in Gefangenschaft mit anschließender Tötung sogenannter „Überschusstiere“. Sie betont zudem den Widerspruch zwischen Publikumsmagneten wie niedlichen Jungtieren einerseits und deren späterer Einschläferung andererseits.
Diese Debatte ist Teil eines größeren Diskurses über ethische Fragen bei Haltung wildlebender Tiere in zoologischen Einrichtungen sowie deren Management bei Überpopulationen oder fehlenden Vermittlungsmöglichkeiten.
Polizeiliche reaktionen auf aktion im tiergarten nürnberg
Die Polizei reagierte zurückhaltend auf den Protest am Nachmittag des 15. Juni 2024 im Tiergarten Nürnberg: Obwohl fünf Personen angekettet waren und sich weigerten mitzuwirken oder das Gelände freiwillig zu verlassen, verzichteten Einsatzkräfte zunächst auf Zwangsmaßnahmen aufgrund geringer Beeinträchtigung anderer Besucherinnen und Besucher sowie Absprache mit dem Zoo-Leiter.
Erst nachdem eine Teilnehmerin ihren Protest beendet hatte beziehungsweise später alle anderen Schlösser lösten – teils unter Androhung technischer Hilfsmittel wie Feuerwehr-Einsatz –, kam es zur Personalienfeststellung samt Platzverweis für alle sechs Beteiligten samt anschließender Entlassung ohne weitere Ingewahrsamnahmen außer bei einer Person kurzzeitig am Nachmittag.
Gegenstand laufender Ermittlungen sind Hausfriedensbruchvorwürfe gegenüber allen Demonstrierenden sowie mögliche Verstöße gegen Versammlungsauflagen beziehungsweise -rechtliche Bestimmungen während ihrer Aktion direkt am Pavian-Gehege innerhalb eines öffentlichen Parks bzw. zoologischen Gartengeländes in kommunaler Trägerschaft.