Über 60 große Unternehmen haben die Gründung der Initiative Made for Germany bekanntgegeben und planen Investitionen von insgesamt 631 Milliarden Euro am Standort Deutschland. Die Summe umfasst sowohl bereits geplante als auch neue Kapitalinvestitionen, wobei unklar bleibt, wie viel davon tatsächlich neu ist.
Initiative made for germany will investitionsstandort deutschland stärken
Die Initiative Made for Germany wurde von 61 Unternehmen ins Leben gerufen, um ein starkes Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu setzen. In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die Mitglieder, dass sie innerhalb der nächsten drei Jahre insgesamt 631 Milliarden Euro investieren wollen. Diese Summe beinhaltet Kapitalinvestitionen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Zusagen internationaler Investoren. Ein signifikanter Anteil davon soll auf Neuinvestitionen entfallen.
Das Ziel der Initiative ist es, den Standort Deutschland als attraktiv für Investoren hervorzuheben und durch gezielte Finanzmittel neue Standorte und Anlagen zu schaffen sowie bestehende Infrastruktur zu modernisieren. Auch Forschung und Entwicklung sollen mit einem Teil der Mittel gefördert werden. Zu den Initiatoren zählen prominente Führungskräfte wie Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank; Roland Busch, CEO von Siemens; Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Medienkonzerns Axel Springer; sowie Axel Geiser, CEO von FGS Global.
Diese Bündelung großer Konzerne soll nicht nur finanzielle Impulse setzen, sondern auch das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft stärken und eine positive Dynamik erzeugen.
Konzernchefs treffen merz im kanzleramt zur diskussion über investitionspläne
Am Tag des Bekanntgebens trafen sich rund 30 Unternehmenschefs im Kanzleramt mit Bundeskanzler Friedrich Merz, Vizekanzler Lars Klingbeil und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche zum Austausch über die geplanten Investitionen. Unter den Teilnehmern befanden sich mehr als ein Dutzend DAX-Konzerne aus verschiedenen Branchen.
Bereits zuvor hatte Merz internationale Finanzmanager empfangen und deren Interesse am deutschen Markt hervorgehoben. Das Treffen sollte dazu dienen, konkrete Schritte zur Umsetzung der angekündigten Projekte abzustimmen sowie politische Rahmenbedingungen zu diskutieren.
Der Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München, Clemens Fuest, bewertete die Ankündigungen zunächst positiv: „In Deutschland mangelt es derzeit an Investitionen.“ Er wies darauf hin, dass das aktuelle Niveau etwa sieben Prozent unter dem Wert von 2019 liege – was einen deutlichen Nachholbedarf signalisiere.
Zweifel an tatsächlichem volumen neuer investitionen bleiben bestehen
Trotz positiver Signale gibt es kritische Stimmen bezüglich des Umfangs der angekündigten Neuinvestitionen. Ökonom Fuest betonte: „Sicherlich war ein Teil dieser Ausgaben ohnehin schon geplant.“ Die entscheidende Frage sei nunmehr, welcher Anteil tatsächlich neu hinzukomme oder beschleunigt werde.
Ähnliche Einschätzungen kommen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft . Der Konjunkturforscher Jens Boysen-Hogrefe erklärte gegenüber dem rbb: „Viele Zusagen sind ohnehin fällig.“ Entscheidend sei vielmehr das Umfeld – insbesondere staatliche Aufträge vor dem Hintergrund neuer Kreditmöglichkeiten könnten zusätzlichen Schwung bringen.
Boysen-Hogrefe fordert daher eine stärkere Konzentration auf Verbesserungen bei Standortqualität und Bürokratieabbau durch Politik und Verwaltung – Faktoren, die langfristig private Investitionsentscheidungen beeinflussen würden.
Mittelstand bei investitionsgipfel kaum vertreten trotz zentraler rolle
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Zusammensetzung des Treffens im Kanzleramt: Vorwiegend große Unternehmen waren vertreten; kleine- bis mittelständische Betriebe fehlten nahezu vollständig. Boysen-Hogrefe bemerkte hierzu: „Für den Standort relevant sind viele kleine Firmen – doch sie sitzen nicht am Tisch.“
Fuest ergänzte diese Sichtweise mit Blick auf Zulieferketten: Wenn Großunternehmen investieren würden, profitierten kleinere Betriebe indirekt durch Aufträge aus diesen Netzwerken – dennoch dürfe man den Mittelstand nicht vernachlässigen. Er verwies insbesondere auf notwendige Entbürokratisierungsmaßnahmen zugunsten kleinerer Firmen als wichtigen politischen Handlungsbedarf.
Die Debatte zeigt damit deutlich auf, dass nachhaltiges Wachstum nur gelingen kann, wenn neben Großkonzernen auch mittelständische Unternehmen stärker eingebunden werden.
Unternehmen verbinden investitionszusagen mit politischen erwartungen
Mit ihren milliardenschweren Zusagen richten sich die beteiligten Unternehmen zugleich an Politik und Gesellschaft mit klaren Erwartungen. So sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing im Handelsblatt-Doppelinterview mit Siemens-CEO Roland Busch: „Wir brauchen jetzt ein klares Zeichen an die Gesellschaft.“
Beide Manager betonten ihre Rolle als Allianz führender deutscher Firmen zur Unterstützung eines Wachstumskurses Deutschlands gemeinsam mit politischer Führungskraft. Dabei seien mutige strukturelle Reformen notwendig – insbesondere um bürokratische Hürden abzubauen sowie Rahmenbedingungen nachhaltig zu verbessern.*
Bundeskanzler Merz hatte zuletzt grundlegende Reformen bei Sozialversicherungen angekündigt; Details dazu stehen jedoch noch aus.* Zugleich beklagen viele Unternehmer seit Langem hohe Bürokratielasten.*
Der Bundestag hatte kürzlich ein Sondervermögen in Höhe von rund 500 Milliarden Euro beschlossen, um staatliche Infrastruktur- sowie Klimaschutzinvestitionen anzuschieben. Ein Regierungssprecher stellte klar, dass nur ein Teil dieser notwendigen Gelder vom Staat kommen könne, während private Mittel unverzichtbar blieben.*