Im Gazastreifen kam es Berichten zufolge erneut zu tödlichen Schüssen israelischer Soldaten auf Menschen, die auf humanitäre Hilfe warteten. Die Angaben über Opferzahlen variieren stark zwischen palästinensischen Quellen und der israelischen Armee.
Eskalation am grenzübergang im norden des gazastreifens
Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden allein am Morgen des 12.06.2024 im Norden des Gebiets mindestens 67 Palästinenser durch israelischen Beschuss getötet. Krankenhausberichte sprechen sogar von 70 Todesopfern, während die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa 58 Tote meldete. Augenzeugen berichten, dass viele der Opfer unbewaffnet waren und sich in unmittelbarer Nähe eines Grenzübergangs zu Israel befanden, wo sie auf Lastwagen mit Hilfsgütern warteten. Zahlreiche Leichen sollen noch immer auf den Straßen im Nordwesten der Stadt Gaza liegen.
Die Situation vor Ort ist angespannt: Tausende Palästinenser hatten sich nach Angaben der israelischen Armee an dem Grenzübergang versammelt. Die Soldaten hätten Warnschüsse abgegeben, um eine „unmittelbare Bedrohung“ abzuwehren. Das Militär räumte ein, von Opfern Kenntnis zu haben, wies jedoch darauf hin, dass erste Überprüfungen darauf hindeuten würden, dass die gemeldeten Opferzahlen nicht mit den eigenen Informationen übereinstimmen würden.
Die Armee forderte zur Vorsicht bei Informationen aus „unzuverlässigen Quellen“ auf und kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Eine unabhängige Verifizierung der unterschiedlichen Berichte war zum Zeitpunkt noch nicht möglich.
Weitere angriffe und katastrophale humanitäre lage
Neben dem Vorfall im Norden wurden laut Wafa zwei weitere Menschen bei einem Angriff nördlich von Rafah im Süden des Gazastreifens getötet – auch diese Personen hätten sich in einer Warteschlange für Hilfslieferungen befunden.
Die humanitäre Lage in dem dicht besiedelten Küstengebiet gilt als äußerst kritisch: Mehr als zwei Millionen Einwohner sind nahezu vollständig auf externe Hilfe angewiesen. Internationale Organisationen sowie die Vereinten Nationen warnen vor einer drohenden Hungerkatastrophe infolge eingeschränkter Versorgungslagen und wiederholter Angriffe rund um Verteilzentren sowie Hilfskonvois.
Seit Ende Mai sind nach UN-Angaben bereits Hunderte Menschen bei Angriffen nahe solcher Zentren ums Leben gekommen oder verletzt worden – ein Umstand, der die Dringlichkeit sicherer Zugänge für humanitäre Hilfe unterstreicht und zugleich das Spannungsfeld zwischen militärischer Sicherheitspolitik Israels und zivilem Schutzbedarf verdeutlicht.
Die komplexe Lage erschwert eine klare Einschätzung vor Ort erheblich; unterschiedliche Darstellungen belegen den Informationskonflikt zwischen beteiligten Parteien in diesem langanhaltenden Konfliktgebiet ohne eindeutige Klärung bisheriger Ereignisse oder Verantwortlichkeiten.