Nach den schweren Waldbränden im brasilianischen Pantanal sind zahlreiche Jaguare in ein abgelegenes Schutzgebiet eingewandert. Forschende sehen darin eine wichtige Funktion von Feuchtgebieten als Rückzugsorte für Wildtiere angesichts des Klimawandels.
Jaguare ziehen nach bränden ins schutzgebiet im norden des Pantanals
Im Jahr 2020 zerstörten verheerende Waldbrände mehr als 4,45 Millionen Hektar des Pantanal, dem größten Feuchtgebiet der Welt. Die Brände führten zum Verlust von Millionen Wirbeltieren und wurden durch eine Kombination aus extremer Dürre, hohen Temperaturen und menschlichen Eingriffen verstärkt. Inmitten dieser Katastrophe beobachteten Forschende eine bemerkenswerte Entwicklung: Zahlreiche Jaguare wanderten in ein etwa 15 000 Hektar großes Schutzgebiet im Norden des Pantanal ein. Dieses Gebiet ist nur per Boot erreichbar und bleibt meist monatelang überflutet, was es zu einem natürlichen Rückzugsort macht.
Die Untersuchung basiert auf Wildkamera-Aufnahmen sowie der Analyse von 175 Kotproben und wurde im Fachjournal Global Change Biology veröffentlicht. Charlotte Eriksson, Postdoktorandin an der Oregon State University, erklärte: „Die Tatsache, dass nach den Waldbränden und der extremen Dürre im Jahr 2020 noch mehr Jaguare und andere Säugetiere im Untersuchungsgebiet gefunden wurden, lässt vermuten, dass dieses Gebiet als Klimarefugium dienen und die Auswirkungen extremer Klimaereignisse abfedern könnte.“ Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung solcher Schutzgebiete für die Erhaltung bedrohter Arten in Zeiten zunehmender Umweltbelastungen.
Verändertes fressverhalten trotz gesteigertem beutebestand bleibt konstant
Eine frühere Studie hatte bereits gezeigt, dass sich das Fressverhalten der Jaguare in diesem speziellen Gebiet vom üblichen Muster unterscheidet: Statt überwiegend Landtiere zu jagen, ernähren sie sich hier vor allem von Wasserlebewesen wie Fischen oder Kaimanen. Die aktuelle Untersuchung bestätigt diese Beobachtung auch nach den Bränden. Obwohl das Vorkommen anderer Beutetiere gestiegen ist – vermutlich aufgrund verbesserter Lebensbedingungen durch das Schutzgebiet – änderte sich das Jagdverhalten der Großkatzen nicht signifikant.
Interessanterweise sank die Aktivität der Jaguare unmittelbar nach dem Feuer zunächst ab; innerhalb kurzer Zeit nahm sie jedoch wieder stark zu. Ein Jahr später wurden zudem Jungtiere geboren und es kamen weitere Tiere aus benachbarten Regionen hinzu – deutliche Hinweise darauf, dass das Schutzgebiet tatsächlich als Refugium fungiert hat. Diese Anpassungsfähigkeit zeigt die Resilienz einiger Tierarten gegenüber extremen Umweltbedingungen.
Angesichts dieser Erkenntnisse fordern Expertinnen und Experten verstärktes Brandmanagement sowie einen besseren Schutz solcher Rückzugsgebiete zur Erhaltung der Biodiversität im Pantanal. Nur so könne man langfristig verhindern, dass weitere Tierpopulationen durch klimabedingte Katastrophen gefährdet werden oder gar verschwinden.
dpa