Die zwölfte Etappe der Tour de France 2024 führte die Fahrer in die Pyrenäen mit einer anspruchsvollen Bergankunft in Hautacam. Dabei sorgte der deutsche Radrennfahrer Florian Lipowitz vom Team Red Bull-Bora-Hansgrohe für eine überraschende Wendung, als er kurz vor dem Ziel seinen Kapitän überholte und sich als starker Anwärter auf eine Führungsrolle präsentierte. Parallel setzte sich der Slowene Tadej Pogacar mit einem beeindruckenden Solo an die Spitze des Gesamtklassements.
Rollenwechsel bei red bull-bora-hansgrohe fünf kilometer vor ziel
Fünf Kilometer vor dem Ziel der ersten Pyrenäen-Etappe zeichnete sich ein bemerkenswerter Rollenwechsel im Team Red Bull-Bora-Hansgrohe ab. Der 24-jährige Deutsche Florian Lipowitz, bislang Unterstützer seines elf Jahre älteren Kapitäns Primoz Roglic, entschied sich zu einer Attacke, nachdem er den größten Teil des Rennens an der Spitze gefahren war. „Nachdem ich den größten Teil von vorne gefahren bin, habe ich gedacht, ich probiere mal eine Attacke“, erklärte Lipowitz nach seiner Ankunft als Dritter am Gipfel von Hautacam.
Roglic konnte dem Tempo seines jungen Kollegen nicht mehr folgen, was zu einer Lücke zwischen den beiden Fahrern führte. Im Ziel sagte Lipowitz: „Es ging die Lücke auf.“ Zunächst hielt er sich zurück und wartete ab, ob Roglic zurückkehren würde. Als dies nicht geschah, nutzte er seine Chance für einen weiteren Angriff und gab bis zum Ziel Vollgas.
Diese Entwicklung wirft Fragen zur künftigen Führungsstruktur im Team auf. Auf die Frage nach einer möglichen Übernahme der Kapitänsrolle antwortete Lipowitz zurückhaltend: „Wir sind ein Team, wir müssen das jetzt in Ruhe besprechen.“ Er betonte zudem: „Jetzt ist es noch nicht so weit, es kommen noch viele schwere Etappen.“
Lipowitz verbesserte durch seine Leistung seinen Gesamtplatz deutlich – vom achten Rang auf Platz vier mit einem Rückstand von 5:34 Minuten auf Spitzenreiter Pogacar – und zeigte damit sein Potenzial besonders im Hochgebirge.
Tadej pogacar festigt führung mit beeindruckendem solo am hautacam
Der Slowene Tadej Pogacar, mehrfacher Weltmeister und zweifacher Tour de France-Sieger, setzte seine Dominanz auch am zwölften Tag eindrucksvoll fort. Am Schlussanstieg zum 1.560 Meter hoch gelegenen Hautacam distanzierte er seinen Dauerrivalen aus Dänemark, Jonas Vingegaard vom Team Visma, um mehr als zwei Minuten.
Pogacars Solo begann zwölf Kilometer vor dem Ziel – nur einen Tag nach einem Sturz in Toulouse –, wobei er trotz blutender Schürfwunden keine Schwäche zeigte. Sein kraftvoller Antritt ließ Vingegaard wie einen Statisten wirken; dieser verlor letztlich 2:10 Minuten gegenüber Pogacar und wurde Zweiter dieser Etappe.
Mit seinem Sieg feierte Pogacar bereits seinen 20. Etappenerfolg seit Beginn seiner Tour-Karriere im Jahr 2020 und übernahm erneut das Gelbe Trikot des Gesamtführenden vom Iren Ben Healy zurück.
Das Rennen am Berg fand unter intensiver Sonneneinstrahlung statt; zahlreiche Zuschauer hatten den Weg hinauf zum Skigebiet Hautacam gefunden – trotz Hitze und ohne Bezug zum nahegelegenen Wallfahrtsort Lourdes.
Im Kampf um das Maillot jaune liegt Pogacar nun mehr als drei Minuten vor Vingegaard an erster Stelle des Gesamtklassements; dahinter folgt mit deutlichem Abstand Florian Lipowitz auf Rang vier sowie Remco Evenepoel aus Belgien knapp davor auf Platz drei.
Aussichten für pyrenäen-zeitfahren zeigen spannende entscheidungen voraus
Nach diesem ereignisreichen Tag steht bereits die nächste Herausforderung bevor: Die dreizehnte Etappe führt über ein Bergzeitfahren von Loudenvielle hinauf zum Flugplatz nahe Peyragudes über eine Distanz von 10,9 Kilometern. Anders als bei klassischen Massenstarts treten hier alle Fahrer einzeln gegen die Uhr an – ein Format, das taktische Umstellungen innerhalb der Teams erforderlich macht.
Für das Red Bull-Team bedeutet dies weiterhin offene Fragen bezüglich ihrer internen Rollenverteilung zwischen Roglic und Lipowitz sowie deren Strategie im Kampf um den Gesamtsieg bei dieser Tour de France-Ausgabe.
Die kommenden Tage werden zeigen müssen, wie sich diese Dynamik entwickelt und welche Fahrer ihre Position festigen können oder neue Akzente setzen werden – insbesondere angesichts weiterer schwerer Bergetappen in den Pyrenäen sowie späterer Herausforderungen rund um Alpe d’Huez oder Ventoux stehen noch entscheidende Prüfungen bevor.