Deutschland und Großbritannien haben nach dem Brexit einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet, der die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen intensivieren soll. Der Vertrag umfasst Sicherheit, Rüstungspolitik, Ukraine-Hilfe sowie Migration und Wirtschaft.
Sicherheit und rüstungspolitik im deutsch-britischen freundschaftsvertrag
Der Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Großbritannien bekräftigt eine enge Kooperation im Bereich Sicherheit. Besonders hervorzuheben ist eine Beistandsklausel, die den Artikel 5 des NATO-Vertrages bilateral ergänzt. Darin erklären beide Länder:
„Im Bewusstsein der engen Übereinstimmung ihrer essenziellen Interessen […] stehen einander im Fall eines bewaffneten Angriffs auf die andere Vertragspartei bei, auch durch militärische Mittel.“ Diese Klausel gilt ausdrücklich auch für neue Bedrohungsfelder wie Cybersicherheit.
Im Bereich Rüstungspolitik vereinbarten beide Staaten die gemeinsame Entwicklung einer Rakete mit einer Reichweite von mehr als 2 000 Kilometern – ein Waffensystem europäischer Produktion, das bisher nicht existiert. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit bei unbemannten Luftsystemen intensiviert werden. Projekte wie das gepanzerte Transportfahrzeug „Boxer“ sowie Maßnahmen an der Ostflanke der NATO sind ebenfalls Teil des Abkommens.
Die Kooperation erstreckt sich zudem auf Unterwasser-Sicherheit in der Nordsee sowie auf den Ausbau gemeinsamer Rüstungsexporte. Während Deutschland bislang aufgrund strenger Exportregeln zurückhaltend war, erhoffen sich britische Seiten durch einen Kurswechsel zusätzliche Ausfuhren in Milliardenhöhe. Die Vereinbarung sieht vor, den Export gemeinsam produzierter Rüstungsgüter zu erleichtern.
Diese Sicherheits- und Verteidigungsinitiativen verdeutlichen das Bestreben beider Länder nach engerer Partnerschaft trotz Brexit-Bedingungen.
Unterstützung für ukraine und westbalkan sowie migrationspolitik
Ein weiterer Schwerpunkt des Vertrages liegt auf internationaler Unterstützung: Deutschland und Großbritannien sichern ihre fortgesetzte Hilfe für die Ukraine zu – sowohl bei Verteidigungsmaßnahmen gegen Russland als auch beim Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur. Diese Zusage erfolgt vor dem Hintergrund anhaltender Konflikte in Osteuropa.
Darüber hinaus will Großbritannien seine Rolle im sogenannten Berlin-Prozess verstärken. Dieser Prozess zielt darauf ab, Westbalkan-Staaten durch interregionale Kooperation näher an die Europäische Union heranzuführen – ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung dieser Region politisch wie wirtschaftlich.
Im Bereich Migrationspolitik planen beide Länder einen gemeinsamen Aktionsplan zur Eindämmung irregulärer Migration über den Ärmelkanal hinweg. Seit Jahresbeginn haben mehr als 20 000 Flüchtlinge diese Route genutzt; Deutschland fungiert dabei als Umschlagplatz für Schlauchboote oder Ausrüstung sowie als Durchgangsstation für Migranten aus Krisengebieten wie Syrien oder Afghanistan.
Zur Bekämpfung von Schleuserkriminalität sollen gegenseitige Rechtshilfe gestärkt werden; dies umfasst Unterstützung bei Strafverfolgung ebenso wie effektive Grenzkontrollen beiderseits des Kanals. Auch grenzüberschreitende Kriminalität wird adressiert: Geldwäsche, illegale Finanzströme und Drogenhandel stehen hier besonders im Fokus gemeinsamer Anstrengungen.
Diese Maßnahmen zeigen das Engagement beider Staaten zur Bewältigung komplexer Herausforderungen an ihren Grenzen mit koordinierten Strategien statt nationalem Alleingang.
Reisen zwischen deutschland und großbritannien sowie wirtschaftliche zusammenarbeit
Der Vertrag sieht Erleichterungen beim Reisen vor: Bis Ende 2025 sollen visumfreie Schulgruppenreisen zwischen Großbritannien und Deutschland ermöglicht werden. Aktuell müssen Schülerinnen ohne deutschen Pass häufig schwierige Visumsverfahren durchlaufen; manche Schulen verzichten deshalb ganz auf Austauschprogramme mit britischen Partnern – was nun geändert werden soll.
Ab Ende August wird zudem geplant sein, dass Britinnen über sogenannte E-Gates schneller nach Deutschland einreisen können. Die derzeitigen Schwierigkeiten resultieren daraus, dass Großbritannien zwar aus der EU ausgetreten ist, aber nie dem Schengenraum angehörte; dies erschwert Reisenden Ein- beziehungsweise Ausreiseprozesse erheblich.
Wirtschaftlich wollen beide Länder ihre Zusammenarbeit vertiefen: Ein deutsch-britisches Wirtschaftsforum wurde vereinbart mit Fokus auf Hochtechnologie sowie Wirtschaftsfinanzierung etwa durch gemeinsame Investitionen oder Förderprogramme.
Auch Energieversorgung steht im Mittelpunkt künftiger Kooperationen – insbesondere über Verbindungen unter der Nordsee hinweg zum Aufbau von Wasserstoff- beziehungsweise CO₂-Infrastrukturprojekten zur Dekarbonisierung industrieller Prozesse in beiden Ländern wird gearbeitet.
Verkehrsinfrastrukturpläne mit direkter zugverbindung unter dem ärmelkanal
Ein ambitioniertes Projekt betrifft den Verkehr zwischen beiden Ländern: Innerhalb von zehn Jahren sollen direkte Zugverbindungen von Deutschland nach Großbritannien realisiert werden – erstmals ohne Umsteigen am Ärmelkanal-Tunnel erforderlich zu machen. Bisher zwingt insbesondere die Passkontrolle Reisende zum Umstieg oder längeren Aufenthalten während Grenzformalitäten.
Zur Umsetzung dieses Vorhabens wurde eine Task-Force eingesetzt; sie koordiniert technische Planungen ebenso wie rechtliche Rahmenbedingungen rund um Grenzkontrollen bzw. -abfertigungen entlang dieser neuen Bahnstrecke.
Dieses Infrastrukturprojekt könnte nicht nur Reisezeiten deutlich verkürzen, sondern auch Handelspartnern neue logistische Möglichkeiten eröffnen.
Die geplante Verbindung symbolisiert zugleich eine engere Integration trotz Brexit-Herausforderungen – verbunden mit praktischen Vorteilen für Pendlerinnen ebenso wie Touristen oder Geschäftsreisende zwischen beiden Nationen.